Was bricht Unternehmen das Genick?

Die Angst vieler CEOs? Eine Wachstumskurve, die langsam, aber sicher nach unten verläuft. Und das passiert relativ häufig. Viele fragen sich dann: Hätte man diesen schleichenden Untergang nicht vorhersehen können?

Chris Zook und James Allen sind Partner der internationalen Managementberatung Bain & Company – und sie sind der Sache einmal auf den Grund gegangen. Vor ein paar Jahren stellten sie sich eben diese Frage: Warum hören erfolgreiche Unternehmen plötzlich auf zu wachsen? Und wieso wachsen andere Unternehmen immer weiter? Mehr als einhundert Führungskräfte wurden interviewt, die Ergebnisse haben sie in ihrem Buch „The Founder’s Mentality“ festgehalten.

Der Titel verrät es bereits: Der Gründer hat etwas mit dem Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens zu tun. Das Buch sollte deswegen für jeden Gründer und Geschäftsführer Pflichtlektüre sein, wenn es darum geht, ein Unternehmen zu Wachstum zu führen. Zwei überraschende Kernbotschaften sind hier von ganz besonderer Bedeutung.

#1 Die Gründermentalität ist der Schlüssel für Unternehmenserfolg

8.000 Unternehmen verzeichnete die Datenbank zum Zeitpunkt der Untersuchung. Von diesen Unternehmen schaffte es gerade einmal ein Zehntel, über zehn Jahre hinweg ein konstantes Umsatzwachstum von mindestens 5 Prozent hinzulegen. Die Frage, die sich Zook und Allen konsequenterweise stellten:

Was machten diese Unternehmen anders?

Sie fanden heraus, dass sich die besagten Überflieger stark aufs Kerngeschäft konzentrierten, zudem bauten sie angrenzende Geschäftsfelder weiter aus. Diese beiden Punkte sind zunächst nicht allzu überraschend. Doch bei genauerem Hinsehen stellten die beiden Autoren fest, dass in zwei Drittel dieser Unternehmen der Gründer noch mit an Bord und somit im Business involviert war. Die nächste logische Frage kam empor:

Gibt es einen Zusammenhang zwischen erfolgreichen Unternehmen und dem besonderen Führungsstil von Gründern?

Den gibt es in der Tat. Dass gründergeführte Unternehmen andere outperformen, liegt laut Datengrundlage vor allem daran, dass Gründer ihre eigene Firma auch mit einem ganz eigenen Stil führen. Sie beschreiben diese Führungsmentalität als „motivierende Einstellungen und Verhaltensweisen, die meist auf einen kühnen, ambitionierten Gründer zurückgehen“. Und dieses Set an „kulturellen Erfolgsfaktoren“ lässt sich auf Unternehmen übertragen. Sprich: Langfristig wachstumsstarke Unternehmen weisen exakt diese Verhaltensweisen auf. Und das sind sie.

Eine gesunde Prise Rebellentum
Unternehmen mit Gründermentalität gelten als aggressive Angreifer – jedoch mit nobler Mission. Jeder einzelne Mitarbeiter versucht stets, neue Wachstumsmöglichkeiten zu finden. Selbst wenn das Unternehmen bereits am Markt den Ton angibt. Die Abneigung gegenüber Bürokratie und „Geschwätz“ macht das Team zu einem aufrührerischen Player, der sich immer mehr nach oben arbeitet.

Eine ungebremste Leidenschaft für das Kundenerlebnis
Die Lust, seinen Kunden als wertvolles Gut anzusehen, steht bei Unternehmen mit Gründermentalität im Zentrum allen Handelns. Die Kundenberater und Sales Manager verkaufen nicht nur, sie hören zu und können dadurch neue Bedürfnisse besser angehen. Sie erhalten viel Autonomie und geben alles, damit jeder Kunde genau das erhält, was er braucht.

Eine ausgeprägte Eigentümerperspektive
Mitarbeiter in Unternehmen mit Gründermentalität fühlen sich verantwortlich für ihre Aufgaben und für das große Ganze. Sie fackeln nicht lange, sie handeln. Die Manager legen ihren Fokus strikt auf Cashflow. Sie schaffen es, ihr Team zu motivieren und emotional zu binden.


Wer mehr zum Thema Gründermentalität erfahren will, findet hier einen tieferen Einstieg in die Materie.


#2 Es gibt drei vorhersehbare und damit vermeidbare Wachstumskrisen

Unternehmen, die eine steile Wachstumskurve vorlegen, werden typischerweise irgendwann von Krisen bedroht – die sich aber allesamt vermeiden lassen.

Die Überlastungskrise
Betroffen von dieser Krise sind Unternehmen, die nach der Startup-Phase um das Fünf- bis Zehnfache expandieren. Die typischen Erfolgskiller hören auf die Namen Bürokratie und Hierarchie. Sie kommen wie folgt zustande: Wenn eine Firma plötzlich extrem skaliert, muss sie ihre Organisation so schnell wie möglich umstrukturieren, neue Prozesse festlegen und Regeln einführen. Sie kämpft damit, alle möglichen Stakeholder und Vorgänge in den Griff zu bekommen. Die einstigen Leistungsträger müssen sich auf einmal um lästige Zettelwirtschaft kümmern, starre Vorgaben einhalten und das Chaos meistern. Keiner hat durch diese Überbelastung mehr den Ansporn und die Zeit, Verantwortung zu übernehmen.

Die Richtungskrise
Diese Krise trifft zwei Drittel aller tonangebender Branchen-Player. Ihr Wachstum schwindet binnen weniger Jahre. Sie stagnieren und erholen sich nur selten vollständig davon. Satte 94 Prozent der befragten Führungskräfte geben internen Problemen die Schuld – darunter die weitere Entfernung zwischen Top-Management und Kundenfront oder die fehlenden Ziele.

Die Komplexitätskrise
Erwischt von dieser Krise werden klassischerweise die Marktführer. Das Top-Management ist der Meinung, externe Umstände tragen die Schuld. Doch in Wirklichkeit ist es die nicht mehr zu bändigende Komplexität, die dem Betrieb den letzten Atem raubt. Entscheidungen dauern zu lange, zu viele Produkte und Lieferanten machen die Mission vertrackt, das Management schafft es nicht, das Unternehmen an den Markt anzupassen. Und so läuft das Wachstum rapide gen Null.


Wer sich über die Details der einzelnen Wachstumskrisen informieren möchte, kann sich auf www.foundersmentality.com einen Überblick verschaffen.


Über Bain & Company

Wachstum erzeugt Komplexität, Komplexität killt Wachstum. In der Krise braucht es den Geist des Gründers. Die internationale Managementberatung Bain & Company will mit dem Projekt „The Founder’s Mentality“ Aufmerksamkeit für dieses Thema schaffen – und Gründern, CEOs sowie Top-Managern dabei helfen, ihren Fokus zu schärfen. Dieser Entrepreneurial Approach, also das unternehmerische Denken und Handeln, ist einer der Core Values des Unternehmens.

Bain & Company ist in Deutschland und der Schweiz an vier Standorten mit rund 800 Mitarbeitern vertreten; im März 2018 wird das Berliner Office eröffnet. Mit ihrer langjährigen Management- und Branchenexpertise bietet die Beratung ihren Kunden wichtiges strategisches Know-how, mit dem sie ihren Unternehmenswert steigern und somit neue Wettbewerbsvorteile erzielen können. Entscheidungen werden fundierter, Erfolge messbarer – und das Wachstum stärker.

 

Bild: Bain & Company