Die Thermondo-Gründer Florian Tetzlaff, Kristofer Fichtner und Philipp Pausder (v.l.)

Sechs Millionen Euro für Thermondo: Das Berliner Startup kann in seiner Serie-B-Finanzierungsrunde Rocket Internet und Holtzbrinck Ventures als neue Investoren gewinnen. Auch die Altinvestoren Grey Corp aus München, die IBB Beteiligungsgesellschaft und der Energiekonzern E.ON, der im vergangenen September eingestiegen war, ziehen wieder mit. Das schnelle Wachstum des Berliner Startups scheint sie zu überzeugen: Thermondo beschäftigt bereits 70 Mitarbeiter, von denen die Hälfte in dem Büro in der Berliner Brunnenstraße arbeitet. Die andere Hälfte arbeitet in den lokalen Betriebsstätten, die Thermondo etwa in Hannover und Leipzig unterhält. Bis Ende dieses Jahres will das Unternehmen sogar 140 weitere Mitarbeiter einstellen – darunter vor allem Handwerker und Entwickler.

Thermondo vertreibt über seine Online-Plattform Heizungen, die es anschließend von eigenen Installateuren in Häusern installieren lässt. Das Startup war im Oktober 2012 von Philipp Pausder, Kristofer Fichtner und Florian Tetzlaff gegründet worden. Zunächst arbeiteten die drei an dem Algorithmus, im März 2013 startete ihr Unternehmen vorerst als Marktplatz-Konzept unter dem Namen Heizkostensenken.de. Erst im Oktober 2013 erfolgte der Relaunch und die Umbenennung in Thermondo.

Doch was macht das Startup Thermondo, das sich selbst als „Vorreiter der digitalen Revolution im Handwerk“ bezeichnet, genau? Zusammengefasst: Thermondo will alle Schritte beim Heizungskauf digitalisieren: Dazu müssen Kunden, die eine neue Heizung haben wollen, auf der Website des Startups 15 Datenpunkte zu ihrem Haus sowie ihrer Heizung angeben und selbstgemachte Fotos hochladen. Anschließend sucht Thermondo die passende Heizung heraus. Hierfür hat das Startup nach eigenen Angaben „die größte digitale Produkt-Datenbank mit Millionen von Lösungspaketen für Gas- und Ölheizungen sowie Solarthermie geschaffen.“ Nach der Bestellung installieren lokale, vom Unternehmen fest angestellte Handwerker die Heizung beim Kunden.

„Wir machen etwas ganz anderes als viele Startups, weil wir in der Wertschöpfung sehr tief gehen. Schließlich machen wir alles selbst, nur die Heizungen stellen wir nicht her“, sagt Mitgründer Pausder im Gespräch mit Gründerszene. Neben der Produkt-Datenbank hat Thermondo nämlich auch eine eigene Software entwickelt, die alle Prozesse im Unternehmen abbildet. So kann Thermondo alles steuern – von der Bestellung über die Organisation der Handwerker-Teams bis hin zur Installation. Über eine Android-App sind die Handwerker mit der Zentrale in Berlin verbunden, um so alle Details für ihre Aufträge zu erhalten. „Der Prozess, den wir vereinfachen, ist sehr komplex. Was andere Handwerker mit Stift und Papier ermitteln, machen wir alles digital“, fasst Pausder zusammen.

Ein weiterer Vorteil sei, dass Thermondo ohne Lager arbeite, meint Pausder. Die Handwerker bestellen die benötigten Materialien am Vortag beim Händler. So müssten sie keine unnötigen Materialien kaufen und in ihrem Sprinter umherfahren, wie der Mitgründer erklärt. „Wir wollen alles digitalisieren. Deswegen müssen wir uns die Frage stellen: Wie arbeitet ein Handwerker auf einer Baustelle und wie können wir diesen Prozess verbessern?“

Während Rocket Internet oder Holtzbrinck reine Geldgeber sind, hat Thermondo mit Altinvestor E.ON eine Partnerschaft ausgehandelt. Der Düsseldorfer Energieriese bietet über seine Plattform die Leistungen von Thermondo an. „Digitale Energiedienstleistungen werden die Energiewelt zukünftig grundlegend verändern“, meint Susana Quintana-Plaza, Senior Vice President Technology und Innovation bei E.ON. Pausder betont aber: „Wir haben dabei die volle operative Freiheit. Und wir haben auch auch mit anderen Energiekonzernen – beispielsweise mit zwei führenden Flüssiggasanbietern – eine Partnerschaft.“

Bild: Thermondo