02_wide Thermondo by Chris Marxen.jpg
02_wide Thermondo by Chris Marxen.jpg Thermondo-Gründer Philipp Pausder

Thermondo ist so etwas wie ein Außenseiter unter den Berliner Startups: Der Handwerksbetrieb digitalisiert den Austausch von Heizungen. Dafür füllen Kunden einen Fragebogen auf der Webseite des Startups aus, Thermondo sucht dann eine passende Heizung, die CO2-Emissionen spart. Schließlich installieren beim Startup angestellte Handwerker die Heizung im Gebäude des Kunden.

Dass Thermondo die Handwerker selbst beschäftigt, ist in der Startup-Szene ungewöhnlich. Nicht viele junge Unternehmen setzen auf solch eine Integration – sie macht ein Business komplizierter. Thermondo, das mittlerweile 300 Mitarbeiter an mehr als 50 Standorten beschäftigt, scheint das nicht im Wege zu stehen. Das Startup hat im Sommer eine Finanzierung über 23,5 Millionen Euro bekommen und will neue Geschäftsfelder erschließen. Wie, das erklärt Gründer Philipp Pausder im Interview.

Philipp, vergangenes Jahr habt ihr Platz 5 im Gründerszene-Ranking belegt. Wo steht Thermondo heute?

Wir haben die frühe Phase hinter uns gelassen und sind nun in der Wachstumsphase. Da wächst ein Startup immer noch stark, hat aber schon einen Kern geschaffen, der gut funktioniert. Es gilt, effizienter zu werden und neue Angebote hinzuzufügen.

Was ist anders als vorher?

Wir sind dabei, Prozesse und Standards einzuführen. Das klingt brutal nach Konzern, da zuckt man als Gründer erst einmal. Denkt man aber darüber nach, stellt man fest, dass frühere Fehler damit vielleicht nicht gemacht worden wären. Und inzwischen kann jede falsche Entscheidung deutlich teurer werden als noch am Anfang.

Und wie möchtet ihr euer Geschäft nun ausweiten?

Wir haben ein Leasing-Produkt eingeführt: Uns gehört die Heizung, die beim Kunden im Keller steht. Wir sind für die Wartung und Ausfälle verantwortlich, der Kunde zahlt eine monatliche Rate. Die Kundenbeziehung ist dabei typischerweise zehn Jahre lang. Bereits im zweiten Monat nach dem Start haben wir 84 Anlagen verkauft, das macht mehr als 600.000 Euro Finanzierungsvolumen. Und das ohne Marketing.

Was ist die größte Herausforderung beim Wachstum?

Unsere Komplexität, denn die Teile unserer Wertschöpfungskette müssen gleich schnell wachsen. Außerdem der Fokus: Man nimmt sich zwar vor, fokussierter zu sein, doch es klappt nicht immer. Viele Unternehmen kommen mit verlockenden Angeboten zu uns: Einer will die Software kaufen, der nächste seine Smart-Home-Produkte bei uns vertreiben. Es ist nicht einfach, diszipliniert zu sein und früh Nein zu sagen. Aber das muss man lernen: Du kannst nicht fokussiert genug sein.

007 – THERMONDO

Wachstumsrate: 638%
Gründungsjahr: 2012
Firmensitz: Berlin
Branche: Clean Tech
Webseite: www.thermondo.de

Mit Rocket Internet habt ihr einen Investor an Bord, der für rapides Wachstum bekannt ist – welches bisweilen auch scheitert. Was bedeutet das für dich als Geschäftsführer?

Ich kann nur beurteilen, was ich selbst erlebt habe. Wenn ich mit meinen Investoren spreche, sind das allesamt unglaublich erfahrene Menschen. Und sie haben meistens recht. Das ist ganz wie im Sport: Du spielst da draußen, das ist dein Team, du hast es aufgebaut. Aber wenn ein guter Trainer auf der Tribüne in Reihe 15 sitzt, hat er einen ganz anderen Blick aufs Spiel und kann wichtige Tipps geben.

Was war der beste Rat, den du bekommen hast?

Zuletzt tatsächlich: Wachst nicht zu schnell! (lacht)

Hast du dann auf die Bremse getreten?

Man justiert sein Denken neu. Du steht jahrelang vor der Truppe und sagst: „Wachstum, Wachstum, Wachstum!“ Und das ist noch immer wichtig für uns. Aber wir schauen nun auch darauf, wie viel Wachstum mit Profitabilität vereinbar ist.

Bild: Gründerszene/Chris Marxen