Felix Thoennessen
Felix Thoennessen Coacht die Gründer bei der Höhle der Löwen: Unternehmensberater Felix Thönnessen

„Die Gründer kamen nicht schnell genug auf den Punkt.“ So beschrieb der Düsseldorfer Gründercoach Felix Thönnessen vor einem Jahr das, was ihn im Vorfeld der Aufzeichnungen von Die Höhle der Löwen erwartet hatte. Seine Aufgabe dort: Die Unterlagen vorab zu sichten und die Teilnehmer bei den Vorbereitungen zum Investoren-Pitch zu unterstützen.

Bei seiner selbst gegründeten Unternehmensberatung will Thönnessen Existenzgründung in den Vordergrund stellen. Nun hat er das, was er auch im echten Leben jungen Gründern vermittelt, aufgeschrieben. Es ist so etwas wie das Buch zur Höhle der Löwen: Mit „Erfolgreich Unternehmen gründen“ will Felix Thönnessen das Thema Startups und Gründung (be-)greifbarer machen.

Wir veröffentlichen exklusiv einen Auszug aus dem Buch:

„Vielleicht sind Sie an einem Punkt angekommen, an dem Sie loslegen wollen und auch wissen, warum, und jetzt fehlt Ihnen nur noch die richtige Idee. Diese Idee ist praktisch das kleine Stäbchen, das Sie in das Luftblasenwassergemisch – sofern ich es so nennen darf – tunken. Dann pusten Sie einmal kräftig, und es entsteht eine wunderschöne Luftblase, in der Sie in eine erfolgreiche Geschäftszukunft fliegen. Sie merken schon: ohne Stäbchen, keine Blase.

Wenn Sie noch keine perfekte Idee haben, dann glauben Sie mir: Selbst wenn Sie nur den Wunsch nach Selbstständigkeit verspüren, ist das der richtige Anfang. Nicht jeder von uns ist ein geborener Daniel Düsentrieb und produziert dienliche Geschäftsideen am laufenden Band. Wenn Sie den Erfinder bei Donald Duck noch nicht kennen, macht das nichts.

Eine Gründungsidee zu finden ist wie das Komponieren eines Songs oder das Schreiben eines Buchs: Die meisten Songs oder Geschichten wurden ja scheinbar bereits gesungen beziehungsweise erzählt. Es scheint oft gar nicht möglich, etwas zu finden, was noch nie da war. Ich habe auf meiner Website sogar einen Ideen-Check eingebaut, weil das eines der am meisten nachgefragten Produkte von Gründern oder Gründerinnen (GoGs) ist. Daran sehen Sie, wie wichtig das Thema ist.

Wie werden Sie erfolgreich mit Ihrer ,nicht ganz’ neuen Idee? Was macht Ihre Idee trotzdem einzigartig? Was unterscheidet sie von den Produkten oder Dienstleistungen der Konkurrenz? Ein Fragensammelsurium. Viele GoGs suchen nach einer Weltneuheit, nach etwas, was es noch nie gab und alles andere in den Schatten stellt. Das finde ich toll, nur leider gibt es kaum noch Weltneuheiten. Die meisten Geschäftsideen sind schlichtweg Weiterentwicklungen. Es wird Bekanntes verbessert und weiterentwickelt. Ideen sind das Zahlungsmittel unserer Zeit und Sie wollen doch etwas zu zahlen haben, oder?

Ideenentwicklung – wie werde ich Daniel Düsentrieb?

Um das Ganze noch praktikabler zu gestalten, stelle ich Ihnen Methoden vor, die ich für hilfreich halte, um eine Idee zu entwickeln. Lassen Sie sich dabei Zeit. Sie entscheiden, wann es losgeht.

Probleme identifizieren und lösen

Die meisten GoGs gehen wie folgt vor: Sie haben eine Idee im Kopf und überlegen sich, wem Sie dieses Produkt oder die Dienstleistung verkaufen können. Das kann ein Ansatz sein. Ich finde jedoch einen anderen Weg interessanter. Suchen Sie sich eine bestimmte Zielgruppe und finden Sie heraus, welche Probleme diese Zielgruppe hat.

Stellen Sie sich vor, in welchen Situationen Sie selbst vor bestimmten Problemen stehen, und machen Sie sich Gedanken darüber, ob Sie für die jeweilige Situation eine Lösung entwickeln können. Das Schöne daran ist, dass Sie das für wirklich alle möglichen Zielgruppen tun können – und von denen gibt es viele. Ein paar Beispiele:

  • Männer, die zum Shoppen gezwungen werden (zum Beispiel Männerwarteecke)
  • Jogger, die immer abends laufen gehen (zum Beispiel spezielle Leuchtbekleidung)
  • Angestellte, die immer sitzend arbeiten (zum Beispiel ergonomische Bürostühle)

Die Liste ist endlos fortsetzbar. Überlegen Sie genau, welche Probleme eine jeweilige Zielgruppe hat, und Sie können auf dieser Basis ein entsprechendes Produkt oder eine Dienstleistung entwickeln. Das erste Beispiel habe ich übrigens gerade gedanklich wunderschön ausgemalt – Fußball im Fernsehen, ein Pokertisch, ein leckerer Gin Tonic. Die Möglichkeiten sind unendlich. Es liegt an Ihnen, eine solche Gruppe zu identifizieren und dieser eine Lösung für ihre Probleme anzubieten.

In welchen Bereichen stehen Sie oder Ihnen bekannte Personen vor Problemen? Welche dieser Probleme könnten Sie lösen? Manchmal reicht es auch, darüber nachzudenken, wie Sie bestimmte Dinge verbessern können.

Als ich vor einigen Jahren meine Beratung gegründet habe, habe ich mich auch dieser Methode bedient. Ich habe mich gefragt, welche Probleme GoGs haben und wie ich diese ein Stück weit lösen kann. Und ich fand, dass an vielen Stellen der ,eine’ Ansprechpartner fehlt, der Guide, der unsichtbare Ratgeber. So habe ich mein ganzes Unternehmen aufgebaut.

Aber zurück zu Ihnen. Heute hat es geregnet und die Leute hatten einen Regenschirm bei sich – zumindest die meisten. Könnte es nicht eine einfachere, praktikablere oder komfortablere Möglichkeit geben, sich vor Regen zu schützen? Ob dies nun Regenschirmautomaten in Innenstädten, ein Körperimprägnierer oder ein aufblasbarer Regenmantel ist – seien Sie kreativ.

Ich denke, die meisten von Ihnen wissen natürlich, was ein Döner Kebap ist. Diese leckere, gefüllte Brottasche hat sich auch der Technik der Problemlösung gewidmet. Der Erfinder des Döner merkte, dass seine Besucher immer weniger Zeit hatten, um sich in seinen Imbiss zu setzen und die Speisen zu essen. So packte er die Zutaten eben in eine Brottasche, die unterwegs gegessen werden kann – Zeitproblem gelöst.“

Lean Startup – hier geht’s weiter… ➞

„Erfolgreich Unternehmen gründen“ von Felix Thönnessen
Broschiert: 264 Seiten
Verlag: Redline Verlag (18. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3868816046
ISBN-13: 978-3868816044


Felix Thoennessen
Felix Thoennessen Coacht die Gründer bei der Höhle der Löwen: Unternehmensberater Felix Thönnessen

Lean Start-up – schön schlank

„Wieder so ein englischer Begriff – ,lean’ steht hier im weitesten Sinne für ,schlank’. Das heißt, dass Sie gleich zu Beginn eine schlanke Unternehmensstruktur schaffen sollten. Das eignet sich auch für die Ideenentwicklung. Es geht darum, ein Produkt oder eine Dienstleistung frühzeitig auf den Markt zu bringen und aus den ,Fehlern’ dieser frühzeitigen Markteinführung zu lernen.

Meist erfolgt eine Lean-Gründung mit geringem Kapital und wenig Planung und soll trotzdem im Idealfall zum Erfolg führen. Das heißt für die Ideenentwicklung, dass Sie nicht ewig an Ihrer Idee herumschrauben, sondern frühzeitig starten und durch ständige Kundenfeedbacks immer wieder eine Optimierung durchführen. Sie integrieren die Kunden in den eigenen Innovationsprozess. Laufen Sie einmal durch die Stadt und schauen Sie auf die vielen verschiedenen Turnschuhe der Menschen. Die Marken Nike und Adidas etwa haben erkannt, dass die Träger ihre Turnschuhe auch gerne in bunten Farben oder mit originellen Mustern tragen. So haben die Unternehmen Kundenwünsche aufgenommen und verarbeitet und neue Produkte entwickelt. Sie würden sicher auch lieber die Marmelade kaufen, die genau die Früchte enthält, die Ihnen schmecken, als gezwungenermaßen jeden Morgen immer nur Himbeere und Erdbeere im Kühlschrank zu haben, oder?

Diese Kundenfokussierung ist bei der Lean-Methode sehr wichtig. Das Feedback des Kunden führt zur Anpassung der Produkte, was wiederum ein neues Feedback auslöst und so weiter. So entsteht im Idealfall ein Kreislauf, an dessen Ende ein perfektes Produkt steht – quasi eine Kundenfeedbacksuperspirale. Zeigen Sie Ihren Prototypen oder Grundzüge des Produktes der potenziellen Zielgruppe und verbessern Sie daraufhin das Produkt nach den jeweiligen Kundenwünschen. So entsteht im Idealfall am Ende ein Produkt, das allen Kundenansprüchen gerecht wird.

Die Lean-Experten reißen mir wahrscheinlich den Kopf ab wegen dieser kurzen Beschreibung. Aber ich hoffe, Sie – lieber Leser – haben den Sinn verstanden. Eigentlich handelt es sich beim Gedanken an ,lean’ auch eher um eine Philosophie als um eine Ideenentwicklungsmethode.

Start-up (a) Journey

Den Begriff habe ich selbst kreiert, Sie hören also sogar als Erster davon. Ich erkläre Ihnen gerne, was dieser Anglizismus bedeutet.

Sie müssen bei der Ideenentwicklung nicht immer neue Wege gehen, sondern können sich von Konzepten aus anderen Ländern oder auch anderen Epochen inspirieren lassen. Also sowohl an der Variable Ort als auch an der Uhr drehen.

Ein Beispiel: Nehmen wir uns zunächst den Ort vor. Was es vielleicht in New York gibt, gibt es hier möglicherweise noch nicht. Das heißt nicht zwangsläufig, dass es das hier geben sollte. Aber einen Ansatz ist es auf jeden Fall wert. Das soll mit dem englischen Begriff ,Journey’ ausgedrückt werden. Bezogen auf den Ort bedeutet ,Journey’, dass Sie sich in ein Flugzeug setzen und damit um die Welt fliegen sollen, um nach neuen Ideen Ausschau zu halten. Ja, einmal um die Welt ist teuer. Manchmal reicht aber auch die Fahrt an die Nordsee.

Jeder von Ihnen war schon einmal im Urlaub und hat dort Dinge kennengelernt, die es in der Heimat nicht gibt. Vielleicht waren auch Dinge dabei, die zu Hause auch einen Markt hätten. Ich war gerade ein paar Tage in den schottischen Highlands, und da gab es definitiv Geschäftskonzepte, die es hier nicht gibt. Einige würden bei uns nicht funktionieren, aber andere davon könnten – angepasst – einen Markt finden. New York, Rio, Tokio – oder eben Nordsee, Alpen und Bodensee. Augen auf!

Neben der räumlichen Komponente können Sie es auch mit der zeitlichen versuchen. Wie das bitte gehen soll?

Werfen Sie einen Blick in die Vergangenheit. Was hat sich in den letzten Jahren in welchen Märkten wie verändert? Welche Produkte sind neu auf den Markt gekommen? Aus diesen Informationen können Sie oft zukünftige Entwicklungen ablesen. Natürlich dürfen Sie auch einen fiktiven Blick in die Zukunft werfen. Das klingt vielleicht absurd, aber wenn Sie sich einige Science-Fiction-Filme aus der Vergangenheit ansehen, werden Sie schnell merken, dass dort Dinge auftauchen, die es heute wirklich gibt.

Beispiele für diese gewagte These: Nun, vielleicht erinnert sich der eine oder andere an die Serie Knight Rider mit David Hasselhoff als Hauptdarsteller. Dieser Michael Knight – Hasselhoffs Name in der Serie – hatte ein futuristisches Auto namens ,KIT’. Dieses Auto konnte selber fahren und Michael Knight konnte es mittels einer Armbanduhr herbeirufen. Jahre später werden Autos entwickelt, die zunehmend selbstgesteuert sind, und die Uhr, die zusätzliche Aufgaben hat und mit der Sie telefonieren können, ist aktueller als jemals zuvor.

Mittlerweile gibt es Uhren von Smartphone-Herstellern, die ebenfalls Gadgets besitzen, die selbst Q und James Bond verblüfft hätten. Auch ein Blick in alte Star-Trek-Filme hilft. Sie werden überrascht sein, wie oft die frühere Vorstellung von der Zukunft und die heutige Realität zusammenpassen. Was haben Sie für Zukunftsvorstellungen? Welche Dinge werden in der Zukunft gebraucht und welche neuen Märkte öffnen sich dadurch? Seien Sie kreativ und limitieren Sie Ihre Vorstellungen nicht.

Break the Rules

Dabei geht es im Endeffekt darum, den derzeitigen Zustand von Produkten oder Dienstleistungen grundsätzlich infrage zu stellen und so Optimierungspotenziale zu finden. Das Wichtige daran ist das ,kreative’ Herangehen. Viel zu oft nehmen wir Produkte und Dienstleistungen in ihrer derzeitigen Form als gegeben hin, ohne darüber nachzudenken, ob diese nicht ganz anders sein könnten.

Nehmen Sie sich eine Wasserflasche und fragen Sie sich, ob diese eigentlich so sein muss, wie sie ist. Betrachten Sie dabei das Produkt ganzheitlich und Sie werden schnell merken, dass es eine Vielzahl an Variationsmöglichkeiten geben könnte. Warum ist das Wasser farblos? Wäre ein goldschimmerndes Wasser interessant für eine bestimmte Zielgruppe? Wie wäre es, wenn das Wasser nach Lavendel duftete? Wenn die Flasche aus Holz wäre? Sie merken, querzudenken ist gar nicht so schwer. Und ja, es kommen schnell verrückte Neuansätze dabei heraus. Genau darum geht es. Fragen Sie sich, ob Sie eine Idee gefunden haben, die umsetzbar ist und von der Sie glauben, dass es einen Markt dafür gibt. Das meinte ich mit ,Break the Rules’. Nicht alles muss nämlich so bleiben, wie es ist.

Noch ein bisschen Anregung? Ketchup muss ja nicht zwangsläufig rot sein. Es gab auch schon grünen Ketchup, der hat sich aber nicht durchgesetzt. Irgendwann hat sich ja auch jemand hingesetzt und sich überlegt, dass es sinnvoll wäre, wenn Handys fotografieren könnten, obwohl ein Telefon eigentlich zum Telefonieren da ist. Oder oder oder …

Stellen Sie Produkte infrage. Dabei können Sie folgende Fragen gerne verwenden:

  • Können Sie das Produkt mit einer zusätzlichen Funktion ausstatten?
  • Würde eine andere Produktfarbe, -haptik, -form oder -größe Sinn machen?
  • Lässt sich das Produkt mit anderen Produkten kombinieren?
  • Können bestimmte Teile weggelassen werden, um das Produkt zum Beispiel zu verkleinern, zu beschleunigen oder spezieller zu machen?

,Nichts ist mächtiger als eine Idee zur richtigen Zeit’, sagte der französische Schriftsteller Victor Hugo. Vielleicht ist gerade Ihre Zeit gekommen?“


„Erfolgreich Unternehmen gründen“ von Felix Thönnessen
Broschiert: 264 Seiten
Verlag: Redline Verlag (18. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3868816046
ISBN-13: 978-3868816044


Bild: Felix Thönnessen