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Nicolaj Højer Nielsen hat seit knapp 20 Jahren mit Startups zu tun.

„Deine Idee ist scheiße, aber dich finde ich gut.“ Mit diesen Worten reagierte schon Rocket-Chef Oliver Samwer auf eine Investmentanfrage des heutigen Ladenzeile-Geschäftsführers Johannes Schaback. Soll heißen: Investoren stecken ihr Geld nicht in Ideen, sondern in erster Linie in talentierte Gründer und gute Teams. Diesen Standpunkt vertritt auch der Seriengründer und Investor Nicolaj Højer Nielsen in seinem kürzlich veröffentlichten Buch „Startup Funding“. Nielsen tritt heute auf der HEUREKA Konferenz auf.

Mit dem Buch will der dänische Unternehmer Gründern dabei helfen, an die richtigen Investoren heranzutreten und sich externes Kapital zu sichern. Er kennt beide Seiten einer Startup-Finanzierung: Als Gründer und Business Angel ist er bereits seit 1999 im Startup-Geschäft aktiv.

Insgesamt 13 Unternehmen hat er eigenen Angaben zufolge mitgegründet oder finanziell unterstützt, hauptsächlich im IT-Bereich. Die Erfahrungen, die er dabei gesammelt hat, gibt Nielsen in seinem Buch wieder – und gibt Unternehmensgründern Ratschläge. Wir haben vorab reingeschaut und fünf von Nielsens Finanzierungstipps aufgeschrieben:

  • Präsentiert Eure Idee nicht zu früh vor potenziellen Geldgebern. Geschäftsideen allein haben für die meisten Investoren keinen Wert. Ihnen geht es vor allem darum, was nach der anfänglichen Idee passiert und wie die Gründer ihre Idee weiterspinnen. Für Investoren und Banken bedeutet eine bloße Idee ein 100-prozentiges Risiko. Nielsen rät auch, klein anzufangen. Jungunternehmen sollten zu Beginn nicht nach den Sternen greifen, sondern mit Friends-and-Family-Runden starten.
  • Kennt Euren Bedarf. Nielsen nennt verschiedene Finanzierungstypen, einige Unternehmen bräuchten zunächst gar kein externes Kapital, andere sehr viel, um Forschungs- und Entwicklungsarbeiten oder Marketingaktionen zu finanzieren. Wer weiß, ob und wie viel Geld er braucht, kann gezielter auf Investoren zugehen.
  • Wisst, wie die Investoren ticken. Kein Startup ist wie das andere. Vor allem hinsichtlich ihres Rendite-Risikoprofils unterscheiden sie sich voneinander. Verschiedene Faktoren beeinflussen dieses Profil, etwa der Markt, in dem ein Startup tätig ist, das Geschäftsmodell oder das Team. Einige Firmen weisen sowohl ein niedriges Risiko als auch niedrige Renditechancen auf. Andere hingegen sind risikoreich, gleichzeitig versprechen sie hohe Renditen. Während VCs und Business Angels bei hohen Gewinnchancen gerne ein hohes Risiko eingehen, wollen Banken jedes Risiko vermeiden. Wichtig ist, dass die kleine E-Commerce-Firma von nebenan andere Investoren anspricht als ein Unternehmen, das das nächste Facebook werden möchte. Nielsen empfiehlt, sich nicht von Anfang an die Taschen mit Geld voll zu packen, sondern sich finanziell so auszustatten, dass damit die nächsten Meilensteine erreicht werden können – und erst dann weitere Investoren auf sich aufmerksam zu machen.
  • Überlegt gut, ob Ihr das Geld wirklich braucht. Denn das gibt es in den allermeisten Fällen nicht umsonst. Die Investoren wollen Anteile am Startup, und so ist es schnell passiert, dass ein Gründer statt 100 Prozent der Anteile nur noch 17 Prozent besitzt. Ob das der richtige Weg ist, hängt davon ab, was der Gründer mit seinem Unternehmen vor hat. Ist es ihm wichtig, die Kontrolle zu behalten, selbst über eine kleine Firma? Wer möglichst schnell möglichst viel Geld braucht, der wird nicht darum herumkommen, einen mitunter beträchtlichen Teil seiner Anteile abzutreten. Nielsen rät, sich zu fragen: Brauchen wir das Geld wirklich jetzt? Was können wir ohne erreichen?
  • Holt Euch Mitgründer an Bord. Ein sich ergänzendes Gründerteam, das mindestens Product Development und Sales abdeckt, reduziert aus Investorensicht das Risiko. Langfristig an externe Stellen ausgelagerte Prozesse schrecken Investoren eher ab, weshalb es sinnvoll ist, ein Team aufzubauen, das alle relevanten Themenbereiche abdeckt. Bei der Suche nach einem geeigneten Mitgründer sollte man sich Nielsen zufolge übrigens immer die Frage stellen, ob man sich vorstellen könnte, mit ihm oder ihr ein Bier zu trinken. „Ihr begebt Euch auf eine fünf- oder zehnjährige Reise und werdet mehr Zeit miteinander verbringen als mit Eeuren Ehepartnern, ihr müsst also jemanden finden, der die selbst Zukunftsvision mit euch teilt“, so der Autor.

Das komplette Buch gibt es hier zum Download. Die ersten 100 Seiten sind kostenlos einsehbar.

Bild: Nicolaj Højer Nielsen