TodayTickets Team
Die TodayTickets-Gründer Gleb Tritus, Michael Jäger und Christian Miele (von links) im Jahr 2013

Ticketea will Deutschland-Rollout beschleunigen

Dass sie sich im Wettbewerb beeilen mussten, war ihnen von Beginn an klar. Am Ende hat es dennoch nicht funktioniert: Die Eintrittskarten-Plattform Todaytickets gibt es nicht mehr, zumindest nicht in ihrer bisherigen Form. Stattdessen gehört das Berliner Startup, wie Gründerszene erfuhr, nun dem spanischen Wettbewerber Ticketea. Der hat zudem gerade ein Büro in der deutschen Hauptstadt eröffnet.

Gestartet war Todaytickets mit dem Ansatz, vor allem Last-Minute-Entschlossene zu bedienen. Allein in Deutschland bleiben etwa 40 Prozent aller Tickets unverkauft, erklärten die Gründer Gleb Tritus, Michael Jäger und Christian Miele im Jahr 2013 gegenüber Gründerszene. Das entspreche einem Transaktionsvolumen von etwa zwei Milliarden Euro. Davon einen Teil für sich zu gewinnen, war das große Ziel des Trios. Nach Berlin startete Todaytickets in Köln, Hamburg und München, danach sollte ins Ausland expandiert werden.

Vor allem zwei Gründe sind es dem Vernehmen nach gewesen, die das Berliner Startup zur Aufgabe zwangen: fehlendes Kapital und ein schwieriges Marktumfeld. So hatte es das Startup nicht geschafft, eine signifikante Serie-A-Finanzierungsrunde durchzuführen. Vor dem Hintergrund des hohen Kapitalbedarfs bei der Kundenansprache seien potenzielle Geldgeber vom mobilen Marktplatzmodell nicht zu überzeugen gewesen, ist zu hören. Dabei kann kaum geholfen haben, dass mit dem ProSiebenSat.1-Inkubator Epic Companies der Hauptinvestor zwischenzeitlich aufgegeben wurde.

Zuletzt hatte Todaytickets Mitte 2013 einen siebenstelligen Betrag bekommen. Neben Epic Companies waren Amiando-Alumnus Felix Haas, Lesara-Gründer Roman Kirsch und Amorelie-Co-Chef Sebastian Pollok als Business Angels Geldgeber des Unternehmens. In diesem Zusammenhang hat es dem Vernehmen nach bereits Gespräche mit Ticketea gegeben – hinsichtlich eines möglichen Investments. Das allerdings hatte der spanische Anbieter abgelehnt.

Generell scheint der Gegenwind im Last-Minute-Geschäft stark gewesen zu sein. Mit Konkurrenten wie das von TabTicketBroker aufgegebene 50Hours oder das vom britischen Wettbewerber Frugl übernommene und abgeschaltete Tickethelden in Deutschland und YPlan in London und New York, das gerade im vergangenen Herbst eine substanzielle Finanzspritze von 24 Millionen US-Dollar an Land gezogen hatte, arbeitete Todaytickets nicht gerade in einem Wettbewerbsvakuum. Allerdings funktionierte das Last-Minute-Modell für keines der Unternehmen.

Schon vor einiger Zeit hatte sich abgezeichnet, dass sich Todaytickets nicht wie erhofft entwickelte. Mitgründer Christian Miele war zum Hamburger Boom-Startup Kreditech gewechselt, er und Gründerkollege Gleb Tritus arbeiteten längst nicht mehr Vollzeit an dem Projekt, die Website war schon seit einer Weile nicht mehr zu erreichen. Spätestens seit August vergangenen Jahres versuchten die Gründer, einen Käufer zu finden.

Das scheint nun geschafft, offiziell bestätigen wollten beide Unternehmen die Übernahme nicht. Dem Vernehmen nach soll die Verkaufssumme mehr als symbolischen Charakter haben. Für den neuen Besitzer Ticketea soll die Übernahme den Marktstart in Deutschland beschleunigen. Das aus Madrid stammende Unternehmen wurde 2010 gegründet und ist mit insgesamt rund fünf Millionen US-Dollar vergleichsweise gut finanziert.

Der spanische Anbieter verfolgt einen anderen Ansatz als es Todaytickets tat: Vollpreis-Angebote vor allem für unabhängige Veranstalter und nach einer klassischen Vorverkaufslogik. Der Ansatz der Berliner, sich auf Restplätze zu fokussieren, dürfte demnach flach fallen.

Bild: Gründerszene