Heico-Koch-Trade-Machines
Der TradeMachines-Gründer Heico Koch

Heico Koch präsentiert sich mit seinem Unternehmen gerne als Weltmarktführer. TradeMachines aus Berlin vermittelt gebrauchte Maschinen – vom Bagger bis zur Kreissäge – über seine Plattform. Dafür erhielt das Startup 2015 bei der Crowdinvesting-Plattform Companisto insgesamt 776.000 Euro, einige Zeit später gab es noch einmal eine Millionen-Finanzierung von Investoren.

Eineinhalb Jahre später hat das Unternehmen nun mit Problemen zu kämpfen. Die betrieblichen Leistungen sind im zweiten Quartal um 38 Prozent auf etwa 180.000 Euro gesunken, wie Dokumente zeigen, die Gründerszene vorliegen. Kein gutes Signal für ein Startup in der Wachstumsphase.

Das Unternehmen erklärt den Einbruch mit Abschreibungen von mehr als 100.000 Euro. Gegenüber Gründerszene heißt es auf Nachfrage: „Der Grund für die Abschreibung war die Aufarbeitung alter Forderungen aus den letzten drei Jahren, wobei es zu Forderungsausfällen und außerplanmäßigen Abschreibungen kam“, teilt Gründer Heico Koch mit. Das bedeutet, dass einige Kunden nicht gezahlt haben: Die Maschinen-Verkäufer bezahlen TradeMachines, um auf der Seite gelistet zu werden.

Koch erklärt weiter, das Thema Forderungsmanagement habe nicht im Fokus der unternehmerischen Tätigkeit gestanden. Es sei „inzwischen ein stark automatisierter Prozess, sodass das Ergebnis in Zukunft durch diese Effekte nicht mehr außerordentlich belastet wird“. Schon in den beiden Monaten des neuen Quartals habe sich das Ergebnis verbessert. 

Die Planung war zu optimistisch

Doch auch ohne die Abschreibungen zeigt sich in den Dokumenten, dass das Unternehmen zu optimistisch geplant hat. Bei der Companisto-Finanzierung rechnete TradeMachines für 2016 mit einem Umsatz von etwa 1,5 Millionen Euro, in diesem Jahr sollten es dann 3,7 Millionen sein. Ziele, das das Startup weit verfehlt hat: Im vergangenen Jahr brachte es TradeMachines nach Gründerszene-Informationen auf etwa 790.000 Euro Umsatz. Auch in diesem Jahr dürfte es schwierig sein, die 3,7 Millionen ansatzweise zu erreichen.

„Wir weichen derzeit erlösseitig vom Businessplan ab, aber auch das ist im Startup-Umfeld wohl eher die Regel als eine Ausnahme“, sagt Heico Koch. Und: „Als Gründer muss man selbstverständlich optimistisch sein, auch was die Umsatzentwicklung betrifft.“ Ein Businessplan könne nicht die Zukunft voraussagen. „Wir passen unsere Planung der aktuellen Geschäftsentwicklung an und zunächst sieht es nicht so aus, als wäre es realistisch, das geplante 2017er Ergebnis noch zu erreichen“, heißt es von Koch weiter. „Obgleich wir weiterhin wachsen“.

Parallel hat das Startup seine Marketingausgaben zurückgefahren, ein potentielles Wachstumshemmnis. Doch Koch ist trotzdem zuversichtlich: Man passe das Marketing Tag für Tag flexibel an, dies könne „zu einer Reduktion des Budgets führen“. Gleichzeitig würde sich TradeMachines in einigen Märkten „organisch“ verbessern. Das bedeutet, das Unternehmen müsse kein Werbegeld ausgeben, um neue Kunden zu gewinnen.

Ein Geschäftsführer verlässt das Startup

Problematisch könnte dennoch werden, dass das Startup viel Geld verbrennt: Der Fehlbetrag lag im zweiten Quartal 2017 bei circa 420.000 Euro. „Unser primäres Ziel ist das Wachstum der Nutzer- und Umsatzzahlen“, heißt es vom Startup dazu. Das Geschäft verbessere sich „automatisch“, wenn die Umsätze wieder stiegen, da das Modell sehr skalierbar sei. „Bei vergleichbarer Geschäftsentwicklung und inklusive der bereits zugesicherten Mittel reicht die Liquidität der Firma noch mindestens ins Jahr 2019“, schreibt Koch.

Aktuell ist das Berliner Startup nach Gründerszene-Informationen auf der Suche nach neuem Geld. „Unsere nächste Finanzierungsrunde steht so gut wie sicher“, schreibt Koch. „An den letzten Formalitäten“ würde man gerade arbeiten – bis Ende Oktober sei mit dem Abschluss zu rechnen.

Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich das Wachstum tatsächlich entwickelt. Ein Geschäftsführer wird Koch dabei nicht mehr unterstützen: Wieland Knodel arbeitet seit Ende Juni nicht mehr für TradeMachines. Als Begründung heißt es auf Nachfrage: Er sei auf eigenen Wunsch gegangenen – „nach zwei Jahren intensiver und produktiver Mitarbeit“. Koch leitet das Startup als Geschäftsführer zusammen mit Philipp Klöckner, der als Marketing-Experte gilt.

Bild: Priske/Trademachines; Mitarbeit: Christina Kyriasoglou