Traum-Ferienwohnungen-startup-helden
Traum-Ferienwohnungen-startup-helden Sebastian Mastalka (Jahrgang 1978, links) und Nicolaj Armbrust (geboren 1980) sind Gründer und Geschäftsführer von Traum-Ferienwohnungen

„Startup-Helden“ von Traum-Ferienwohnungen im Interview

Für gerade einmal 3,24 Euro konnte man vor 14 Jahren offenbar noch eine Top-Domain wie Traum-Ferienwohnungen.de erstehen. Nicolaj Armbrust und Sebastian Mastalka investierten weise, denn heute verzeichnet ihre Vermittlungsplattform für Urlaubsunterkünfte über 30 Millionen Besucher pro Jahr, die auf dem Portal nach über 50.000 Ferienwohnungen und Ferienhäusern aus 75 Ländern suchen können.

100 Mitarbeiter beschäftigen die ehemaligen Schulfreunde mittlerweile – und führen die Bremer Internetfirma noch immer allein. Während der Diplominformatiker Armbrust die Technologie und Projektentwicklung bei Traum-Ferienwohnungen verantwortet, ist Mastalka mit seinem Studium für Finanzierung, Logistik und Unternehmensführung für die Finanzplanung und Personalentwicklung zuständig.

Im Interview erzählen Mastalka und Armbrust, was sich seit den Anfängen im Jahr 2001 beim Unternehmen und im Markt für Unterkünftevermittlung getan hat.

Wie kamt Ihr auf die Idee zu Traum-Ferienwohnungen?

Sebastian Mastalka: Meine Mutter hatte eine Ferienwohnung am Ammersee und ich wollte ihr helfen, die Ferienunterkunft über das Internet zu vermieten. Parallel dazu half Nicolaj während des Studiums bereits seiner Familie und anderen Gastgebern in der Lüneburger Heide beim Webauftritt ihrer Ferienwohnungen. So haben wir uns im Jahr 2000 zusammengetan, um gemeinsam Ferienunterkünfte online zu vermarkten. Wir haben schnell gemerkt, dass eine gute Website allein keine nachhaltige Nachfrage erzielt oder überhaupt im Internet gefunden wird. So entstand die Idee, einen Marktplatz mit mehreren Ferienwohnungen und Ferienhäusern in der Region zu schaffen.

Unser Startkapital betrug 3,24 Euro, die wir benötigten, um uns die Domain Traum-Ferienwohnungen.de zu sichern. Und schon acht Wochen später haben wir mit unserer Idee das erste Geld verdient.

Wie hättet Ihr damals reagiert, hätte Euch jemand erzählt, dass heute Menschen auf der ganzen Welt mit Airbnb und Co ihre privaten Schlafgemächer oder Couches vermieten?

Nicolaj Armrust: Das gibt es schon seit vielen Jahren. Bei uns in der Lüneburger Heide haben viele Bewohner schon damals Teile ihres privaten Hauses als Ferienwohnung an Urlaubsgäste vermietet. Meine Eltern und auch Sebastians Mutter vermieten seit den 80er Jahren Ferienwohnungen. Die Gäste schlafen meist in der Einlieger-Wohnung des eigenen Hauses, man teilt den Garten und isst auch mal gemeinsam. Manchmal werden dann Urlaubsgäste zu Freunden.

Auch für Traum-Ferienwohnungen war es von Beginn an Ziel, Urlauber und Gastgeber auf der Welt persönlich zusammenzubringen – und zwar schon vor der Buchung.

Hat der Start von Airbnb, 9flats und Wimdu bei Euch Umsatzeinbußen bewirkt und wie wappnet Ihr Euch gegen die reichweitenstarke Konkurrenz?

Nicolaj Armbrust: Ganz im Gegenteil. Sie haben uns vielmehr dabei geholfen, unser Angebot und unsere Reichweite weiter auszubauen! Unser Unternehmensziel war es immer, Menschen, die eine Ferienwohnung besitzen, bei der selbständigen Vermarktung dieser zu unterstützen und ihnen dabei persönlich mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. 9flats und Co haben den Menschen vor allem gezeigt, wie einfach und lohnend es ist, aus dem eigenen Heim eine Ferienwohnung zu machen. Dadurch hat sich auch unsere Zielgruppe vergrößert.

Im Endeffekt haben wir und die Sharing-Portale sehr unterschiedliche Zielgruppen und eine andere geografische Verteilung. Wir haben unseren Schwerpunkt in den Urlaubsgebieten, wo vor allem viele Familien den Urlaub im Ferienhaus verbringen. Im Ostseebad Kühlungsborn können Urlauber bei uns beispielsweise aus fast 500 Ferienwohnungen wählen. Bei 9Flats waren es eben 17 und bei Airbnb 47. In den Großstädten ist es genau andersherum. Dorthin unternehmen junge, unabhängige Menschen häufig Kurztrips, wobei ihnen ein Zimmer in einer Unterkunft ausreicht. Natürlich wollen wir diese Menschen auch schon jetzt auf uns aufmerksam machen, denn sie sind unsere Zielgruppe von morgen.

Was waren Eure größten Stolpersteine auf dem fast 15-jährigen Gründungsweg?

Sebastian Mastalka: Schon in den ersten Tagen nach der Gründung lagen uns so manche Stolpersteine im Weg. Gefühlt ist dabei der nächste immer der größte. Ich glaube, das geht allen Gründern so. Wir sind allerdings alle Schritte von der Ideenfindung und Gründung von Traum-Ferienwohnungen bis heute selbständig und unabhängig gegangen und konnten uns in Ruhe entwickeln.

Aktuell liegt eine große Herausforderung für uns darin, unsere interne Organisation neu auszurichten. Denn auch die der Zahl unserer Mitarbeiter hat sich in nicht mal zwei Jahren verdoppelt. Unser Team besteht jetzt aus fast 100 Kollegen. Als Gründer waren wir natürlich ganz anders organisiert, als wir die ersten vier Kollegen im Team hatten. Bei 20 Mitarbeitern mussten wir uns das erste Mal neu erfinden. Damals waren wir sehr stolz, als wir uns neu formiert hatten und feststellten, wie viel besser wir auf einmal arbeiten konnten. Trotzdem ist jedes Mal wieder alles anders.

Nicolaj, Du bist seit Kurzem auch Social Business Angel. Was macht Dich „social“ und wirst Du neben Beratung auch investieren?

Nicolaj Armbrust: Auf jeden Fall werde ich investieren! Das Wertvollste, was ich weitergeben kann: meine Erfahrung und meine Denkweise, wie man aus zukünftigen Stolpersteinen eigene Erfahrungen ziehen kann. Mit der Hilfswerft stellen wir Menschen, die ein soziales Projekt starten wollen, unser Wissen und Netzwerk zur Verfügung.

Dabei sind wir sehr begeistert von der Idee des „sozialen Unternehmers“. Wir glauben nicht daran, dass soziale Projekte in Form von gemeinnützigen Vereinen in ehrenamtlicher Tätigkeit am besten realisiert werden können. Unser Ziel ist es, dabei zu helfen, professionell aufgestellte soziale Unternehmen (zum Beispiel in Form von gGmbHs) in Deutschland zu etablieren. Unternehmen, welche echte Geschäftsmodelle entwickeln und ihre Erträge wiederum dafür verwenden, ihren sozialen Nutzen weiter zu vergrößern. Zudem motivieren wir andere Unternehmer, sich ebenfalls sozial und nachhaltig einzubringen.

Im letzten Jahr haben wir mit Traum-Ferienwohnungen bereits das Projekt „Ferien mit Herz“ ins Leben gerufen. Familien, die lange nicht oder noch nie in den Urlaub fahren konnten, möchten wir diesen ermöglichen. Zu Ostern schickten wir erstmalig zehn Familien aus unserer Region in den Ferienhausurlaub an die Nordsee – mit vielen Überraschungen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Bild: Traum-Ferienwohnungen