Travis Kalanick Uber DLD

Es wird ein entscheidendes Jahr für Uber in Europa

Umwelt, Jobs, Stadtentwicklung – Travis Kalanick hatte seine Hausaufgaben gemacht. Oder machen lassen. Jedenfalls wusste der Uber-Chef, worauf die Deutschen stehen – eine konsequente Fortsetzung des Abschieds von der bisherigen Arschloch-Strategie. Bei seinem ersten DLD-Auftritt hatte hatte er nämlich nur eine Mission: Sein Unternehmen in ein besseres Licht zu setzen. Stattliche 35 Minuten hatte das Burda-Team ihm dafür gegeben – mehr als den meisten anderen Speakern.

Dass nicht nur die Europäer seinem Milliarden-Startup sehr skeptisch gegenüber stehen, hatte das Mobilitäts-Unternehmen in den vergangenen Monaten durchaus zu spüren bekommen. In Deutschland wehrte sich die einflussreiche Taxi-Lobby mit Händen und Füßen, in Frankreich gab es Widerstand, auch in anderen Teilen der Welt hat Uber mit regulatorischem Gegenwind zu kämpfen.

„Die gegenwärtigen Gesetze beschützen eine analoge Welt“, polterte Kalanick. Und versuchte, sie ad absurdum zu führen: In Südkorea ist es völlig legal, einen Chauffeurservice zu nutzen – solange man nicht Südkoreaner ist. In Frankreich müssen Chauffeure nach jeder Fahrt 15 Minuten Pause machen. Und auch die deutsche Forderung, dass Limousinen nach jeder Fahrt zur Basis zurückkehren müssen, nahm Kalanick aufs Korn. Ihm gehe es um Effizienz. Und die sei so einfach nicht gegeben. Noch hatte Kalanick die Aufmerksamkeit der Zuhörer.

Woraufhin er seine Argumente runterbetete: 15 Prozent der Stadtfläche werde typischerweise für parkende Autos verschwendet. Und: Mit den unterschiedlichen Pooling-Angeboten wie der Mitfahrgelegenheit UberPop – oder dem Limousinen-Dienst UberPool in einigen wenigen Städten – betonte er, wie umweltschonend sein Unternehmen doch sei. Der Anmerkung, dass UberPop oft zu Lasten von Bus, Tram und S-Bahn gehe und damit eher umweltschädlich sei, wich er aus.

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Dann war da noch die Sache mit den Arbeitsplätzen. 13.750 habe Uber alleine in New York geschaffen, ein paar weniger in San Francisco, immer noch tausende in anderen Städten. Spätestens dann wollte man dem Uber-Chef nicht mehr so richtig folgen, ein lauter werdendes Raunen im Publikum unterstrich das. Hatte er nicht gerade von Effizienz gesprochen? Im Talk vorher hatte Accel-Investor Joe Schoendorf gerade postuliert: „Wir ersetzen Menschen durch Tech“ – und dürfte dabei auch Uber im Sinn gehabt haben. Kalanick redete hier nicht von neuen Jobs, das ließ sich leicht ableiten.

Und so konnte Kalanick das Image seines Mega-Startups hierzulande auch durch sein persönliches Erscheinen kaum aufpolieren. Aber vielleicht gibt ihm Europa ja noch eine Chance. Wenn er sagt: „2015 wird das Jahr, in dem wir eine neue Partnerschaft mit den EU-Bürgern aufbauen“, dann klingt das versöhnungssuchend. Aber man sollte sich nichts vormachen: Uber in Europa wirklich beliebt zu machen, wird harte Arbeit und nicht ganz ohne Kompromisse funktionieren. Und es wird wahrscheinlich länger dauern als ein Jahr.

Bild: Alex Hofmann / Gründerszene