Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft Startups und Gründer aus Deutschland.
Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft Startups und Gründer aus Deutschland. Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft im März 2013 in der Berliner Kulturbrauerei auf Startups und Gründer aus Deutschland.

Was ist 2013 passiert

Startups, das sind doch die Angreifer. Disruption ist ihr Mantra. Angriff ihr Glaube. Turnschuhe ihr Business-Dress. Bis, ja, bis Angela Merkel kommt.

Da war es an jenem Abend im März vorbei mit Hoodie-Style und anderen Hipster-Klischee-Klamotten. Vormittags noch hatte Researchgate-Chef Ijad Madisch die Kanzlerin in lila Kapuzenpulli empfangen, abends beim offiziellen Empfang aber stolzierten die meisten der deutschen Gründer adrett angezogen durch den Raum in der Berliner Kulturbrauerei, warteten auf die Kanzlerin und hörten dann ihre wärmenden Worte, wie wichtig die Startup-Szene doch für Deutschland sei.

Ein komisches Wechselspiel ist zwischen Politik und Gründern entstanden. Politiker versuchen sich mit innovativen, jungen Gründern zu schmücken. Und Gründer schmücken sich mit Politikern, sind stolz, wenn sie mit dem damaligen Wirtschaftsminister Philipp Rösler ins Valley fliegen dürfen. Und wenn Rösler dann auch noch Peter Thiel nach Berlin holt und eine ausgewählte Runde an Gründern und Investoren einlädt – hach, da geht das Startup-Underdog-Herz auf, wenn die große Politik einen endlich ernst nimmt.

Klingt gemein? Sarkastisch? Übertrieben? Mag sein. Aber seien wir doch ehrlich: Ein wenig einlullen von der Politik ließen sich einige aus Deutschlands Startup-Szene im Wahljahr schon.

Das Gute aber ist: Die Startup-Szene hat auch die Politik eingelullt. Oder versucht es zumindest. Jenseits der Symbolpolitik hat sich die Arbeitsbeziehung zwischen beiden Seiten intensiviert. Und ein Angela-Merkel-Startup-Event in der Kulturbrauerei hilft Kanzlerin und Politik, die Bedeutung der Branche noch einmal zu erklären. Der Bundesverband Deutscher Startups betreibt aktive Lobbypolitik und versucht die Interessen an den richtigen Stellen zu platzieren.

Die Forderung nach einem zweiten Neuen Markt, einem eigenen Technologie-Segment an der Deutschen Börse, gehört zu den zentralen Forderungen, die von verschiedenen Stellen immer wieder vorgetragen wurde. Und McKinsey erarbeitet für Berlin einen eigenen Startup-Masterplan.

 

So geht es 2014 weiter

Die große Symbolpolitik ist vorbei. Weil die Zeit von Startup-Möchtegern-Kumpel Philipp Rösler und der Wahlkampf auch vorbei sind. Die Große Koalition wird sicher erst andere Punkte ihres Koalitionsvertrages abarbeiten als die so genannte Gründungszeit. Wie schnell Brigitte Zypries, die als Staatssekretärin für die digitale Wirtschaft und Startups zuständig ist, loslegt, bleibt abzuwarten.

Berlin wird weiter die Wichtigkeit von Gründern betonen (muss die Stadt ja auch machen, sonst gibt es in der Hauptstadt ja kaum Industrie). Und die nun entstandenen Arbeitsbeziehungen zwischen Politik und Startup-Szene sind ein idealer Nährboden für weitere, positive Entwicklungen, solange Überregulierung den Startup-Bumms nicht bremst. Je wichtiger die Startup-Szene in Deutschland wird, desto wichtiger ist auch, dass Verbände Lobbyarbeit machen.

Heißt aber auch: Die Gründerszene wird erwachsen. Vielleicht sogar ein bisschen bieder? Vorbei die Zeit, in der jeder sofort die Antwort auf die Frage gewusst hätte: „Welches Wort passt nicht in die folgende Reihe: Lobby, Politik, Verband, Startup, Regulierung?“

Bild: Bundesregierung/Denzel