Die Bewertungsplattform TripAdvisor gibt nicht immer die besten Tipps
Die Bewertungsplattform TripAdvisor gibt nicht immer die besten Tipps

Im April 2016 postete „The Fat Jewish“ auf Instagram ein Bild. Darauf stand auf Englisch der Satz: 90 Prozent einer Beziehung bestehen darin, zu klären, wo man heute isst. Das mag nicht für jede Beziehung gelten. Doch der Account, der über zehn Millionen Abonnenten und unter den 20- bis 30-Jährigen eine große Fangemeinde hat, machte damit doch deutlich, was für eine Bedeutung das Thema „Wo gehen wir heute essen?“ für die Generation Y hat. Rund 164.000 Menschen liken den Post.

Für viele Menschen sind Bewertungsplattformen im Internet heutzutage die Informationsquelle Nummer 1, wenn es um die Restaurant-Auswahl geht. Doch immer wieder versuchen Menschen, diese Internetseiten zu überlisten – und damit sowohl die User als auch die Portale der Lächerlichkeit preiszugeben. Jüngstes Beispiel ist das vermeintliche Restaurant „The Shed at Dulwich“ in London. Ein Journalist von „Vice“ hatte seine Gartenlaube als Restaurant ausgegeben und Freunde und Bekannte aufgefordert, im Internet euphorische Bewertungen zu verfassen. Nach sieben Monaten war seine Gartenlaube bei TripAdvisor auf Platz eins der beliebtesten Restaurants Londons geklettert.

Doch wozu das Ganze? Derartige Coups sorgen für Aufsehen und suggerieren: Solche Bewertungsplattformen sind nicht ernst zu nehmen – wer sich auf sie verlässt, ist selber schuld. Auf dieses Internet sollte man eben nicht hören. Allein: Die Schuld bei den Seitenanbietern zu suchen, ist zu leicht. Natürlich müssen TripAdvisor und Co. daran arbeiten, solche Fakes schnell zu entlarven. Genauso wie Facebook oder Twitter gegen Fake-News vorgehen sollten.

Doch vor allem sollten wir alle lernen, mit den Möglichkeiten umzugehen, die das Internet bietet. In diesem Fall geht es nur um die Frage, welches das beste Restaurant in London ist. Doch mit den selben Instrumenten kann man die öffentliche Meinung schließlich auch in anderen Punkten beeinflussen.

Die gute Nachricht ist: Der Internet-affine Teil der Welt hat längst gelernt, mit der Schwarmintelligenz im Netz umzugehen. Zumindest bei der Restaurant-Auswahl. Viele wissen inzwischen, dass es nicht heißt: Wer sich auf TripAdvisor verlässt, ist selber schuld. Sondern viel mehr gilt: Wer sich nur auf TripAdvisor verlässt, ist selber schuld. 

Von Yelp über Google bis hin zu eben TripAdvisor gibt es unzählige Bewertungsportale im Internet. Und jedes hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Yelp etwa bietet eine gute Übersicht, ob man mit Karte zahlen kann. Google hat ein Tool, mit dem man sehen kann, wie voll das Restaurant üblicherweise zu welcher Tageszeit ist. Und bei TripAdvisor bietet die Gegenüberstellung von Besucher-Fotos und Anbieter-Werbebildern einen guten Realitätscheck. Und wer noch mehr Eindrücke haben will, der kann ja auch nach Kritiken auf Blogs oder etablierten Nachrichtenseiten suchen. Zu „The Shed at Dulwich“ hätte man bestimmt keine Rezension in der „Times“ gefunden. Und auch nicht bei „Vice“.

Viele haben also längst gelernt, mit dieser Vielfalt an Informationen umzugehen. Und alle anderen sollten es schleunigst lernen. Nicht umsonst wird immer wieder gefordert, der Umgang mit sozialen Medien müsse auch in der Schule unterrichtet werden. Und wenn es nur dafür ist, dass man später einmal wirklich das beste Restaurant fürs Abendessen findet.

Bild: Getty Images / David Silverman / Contributor