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Rolf Schrömgens leitet Trivago seit elf Jahren, seit kurzem ist sein Startup erfolgreich an der Börse

Die Aktie der Hotel-Suchmaschine Trivago hat seit ihrem Start an der New Yorker Börse einen beachtlichen Sprung nach oben gemacht. Gestartet war sie bei elf Dollar, inzwischen hat sich der Wert des Papiers auf 22 Dollar verdoppelt.

Der Grund seien aber nicht nur die guten Umsatz-Zahlen, die das Startup derzeit schreibt, erklärte uns Gründer Rolf Schrömgens, als wir ihn vor kurzem auf dem Tech-Festival TOA trafen. Die Menschen hätten vielmehr verstanden, was Trivago sei.

Wir haben mit dem Chef des Düsseldorfer Hotel-Riesen über die aktuellen Zahlen, schlechte Startup-PR und Trump gesprochen. Und warum es bei Trivago keine Überraschungen geben wird.

Rolf, das von Dir gegründete Unternehmen Trivago ist vor einem halben Jahr an die Börse gegangen. Seitdem ist der Kurs kräftig gestiegen. Woher kommt das Wachstum?

Ich glaube, dass der Kurs am Anfang deutlich zu niedrig war. Die Leute haben erst nicht wahrgenommen, was für ein Potenzial in der Firma steckt. Sie haben nicht verstanden, was wir wollen. Jetzt hat sich der Kurs da angenähert, wo er sein sollte und man glaubt uns, dass wir gute Zahlen liefern können.

Und wie wird sich der Kurs jetzt entwickeln, nachdem man euch glaubt?

Ich bin kein Weissager, der dir sagen kann, wo der Kurs hingeht.

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Ihr seid in diesem Jahr bisher mit 68 Prozent gewachsen, für das gesamte Jahr habt ihr mit einer Steigerung von 45 Prozent gerechnet. Wachst ihr 2017 also schneller, als angenommen?

Wir sind im ersten Quartal stärker gewachsen, das war auch anzunehmen. Aber wir sind auch über das erwartete Wachstum der Investoren hinausgewachsen. Das hatte natürlich auch einen Effekt auf den Kurs.

Was war der ursprüngliche Grund, an die Börse zu gehen?

Das war kein Exit-Event, sondern wir wollten der Firma eine eigene Identität geben. Jetzt können wir selber mit den Kapitalmärkten kommunizieren und müssen das nicht über einen Dritten machen.

Mit dem „Dritten“ meinst du euren Eigentümer, Expedia. Wie oft schaust Du Dir den Aktienkurs an? Ist er das erste, was du morgens nach dem Aufstehen siehst?

Nein, nein. Man bekommt als CEO von der Nasdaq zwar jeden Morgen eine Kurs-Zusammenfassung des Tages. Aber ich habe schon überlegt, ob ich das abbestellen soll.

Ferne Länder, bunte Räume – so sieht das Büro von Trivago aus

Ihr habt angegeben, in diesem Jahr die Umsatzmilliarde erreichen zu wollen. Ist das noch aktuell?

Ich kann ja nur wiederholen, was wir auch öffentlich sagen. Unsere letzte Prognose war 50 Prozent Wachstum. Und bei diesem Wachstum und 750 Millionen Umsatz müsste der Milliardenumsatz locker drin sein.

Eine weiteres angegebenes Ziel von Euch ist die Erhöhung der Mitarbeiter auf 2.000.

Ich weiß gar nicht, ob das eine Zielsetzung ist. Man sollte sich nicht wünschen, auf eine bestimmte Mitarbeiterzahl zu kommen. Das ist immer nur eine Folge von Produktivität, dass man skaliert und schaut, wo man am besten Leute einsetzt.

Es könnte ja auch ein Ziel sein, Menschen in Arbeit zu bringen.

Ja, aber auch dann muss es produktiv sein. Sonst ist es sehr künstlich. Aber es kann natürlich sein, dass wir irgendwann auf 2.000 Mitarbeiter anwachsen. Das ist auch absehbar, wenn man sich die Wachstumsraten der letzten Jahre anschaut.

Deshalb habt ihr wahrscheinlich auch gerade die neue Düsseldorfer Zentrale im Bau?

Genau, in den ersten Bauabschnitt passen 2.000 Mitarbeiter hinein. Aber es gibt noch einen zweiten Bauabschnitt mit 1.400 Plätzen, sonst müssten wir schon umziehen, bevor wir einziehen. Das passiert ja vielen Firmen.

Diese 3.400 Plätze sollten ja erst mal eine Weile reichen?

Als wir angefangen haben, das Gebäude für 2.000 Mitarbeiter zu planen, hatten wir gerade 400 Leute. Da wurden wir schon etwas komisch angeguckt. Und wir selbst haben uns auch komisch angeguckt. (lacht)

Bist du seit dem Börsengang häufiger in den USA unterwegs?

Im ersten halben Jahr war es nicht so wahnsinnig viel, es wird im zweiten etwas mehr werden. Aber es hält sich wirklich in Grenzen. Ich sehe meine Aufgabe nicht darin, mit den Investoren ständig unterwegs zu sein. Das macht unser CFO Axel.

Und wie sieht es mit Asien aus? Da soll ja gerade das Wachstum der Branche hingehen.

Grundsätzlich haben wir drei Segmente bei uns im Geschäft: Europa, Amerika und den Rest der Welt – und das ist für uns Asien. In Asien sind unsere Wachstumsraten mit mehr als 100 Prozent am stärksten, auch weil wir dort noch am kürzesten sind. Trotzdem haben wir auch da schon ein fundamentales Business.

Mit CNBC hast du vor kurzem über die Abwanderung der US-Tech-Leute nach Europa gesprochen. Gibt es diesen Trend wirklich?

So habe ich das nicht gesagt. Ich habe gesagt, dass wir deutlich mehr Bewerber aus den USA bekommen, das stimmt – aber ob sich das auch auf die Unternehmen aus den USA wirklich auswirkt, das müssen sie selbst sagen. Diese Entwicklung kann man vielleicht darauf zurückführen, was dort gerade passiert. Muss man aber nicht.

Meinst du damit Trump? Oder dass ihr an der Börse seid?

Es kann mit beidem zusammenhängen. Gerade überlegen sich mehr Leute, ob sie in die USA wollen.

Oder können.

Es wird nicht wahnsinnig viel Einfluss auf die Leute haben, die es nicht mehr können. Es hat einen viel größeren Einfluss auf die Leute, die zwar können, aber sich jetzt überlegen, ob sie es wollen. Es produziert eine Stimmung, wie in einem Land mit dem Thema Einwanderung umgegangen wird. Darunter leidet die USA stark, aber auch Großbritannien, besonders London. Mit der Entscheidung, die Flüchtlinge reinzulassen, hat Angela Merkel die Marke Deutschland positiv aufgeladen. Das ist zumindest meine Einschätzung nach vielen Gesprächen im Ausland oder mit Mitarbeitern, die nach Deutschland kommen.

Vor ein paar Jahren hat man euch und dich sehr selten in der Öffentlichkeit gesehen. Jetzt ist es deutlich häufiger der Fall. Hängt das mit dem Börsengang zusammen?

Es gibt verschiedene Gründe. Zum einen ist es kein effizienter Einsatz der Arbeitszeit, PR zu machen, wenn es eh niemanden interessiert. Die meisten Firmen investieren viel zu früh und viel zu viel in ihre Eigen-PR. Das andere Thema ist, dass externe Kommunikation auch nach innen strahlt. Das hatte ich vorher unterschätzt. Natürlich ist auch der Börsengang eine Sache, warum wir uns transparenter machen. Man ist fast schon dazu gezwungen, zu kommunizieren. In dem Moment, wo man keine Transparenz zeigt, hat der Kurs eine hohe Volatilität.

Ihr seid in New York gelistet. Hast du das zwischendurch bereut und gedacht, dass ihr lieber Frankfurt genommen hättet?

Nur in ganz kurzen Momenten. Es gibt ein paar fundamentale Nachteile, die ein Börsenplatz in den USA mit sich bringt, zum Beispiel beim Thema Regulierung, die teilweise etwas nervig sind. Das wäre in Frankfurt einfacher. Aber ich kann mir Trivago nicht an einer Deutschen Börse vorstellen.

Warum?

Das war damals ein Bauchgefühl. Man vergleicht uns ja mit Firmen wie Priceline, Expedia und Tripadvisor. Also wollten wir an den Kapitalmärkten sein, wo auch sie sind.

Mit Tripadvisor scheint ihr in den USA um Werbeplätze zu kämpfen. Euer Mediabudget ist dreimal so hoch wie das des Konkurrenten. Ist der Kampf in den USA gerade sehr stark?

Nein, das hat nur etwas mit uns intern zu tun. Und es ist ja auch nicht so, dass wir dreimal so viel ausgeben wie im vergangenen Jahr. Wir haben unser Mediabudget sogar weniger gesteigert als im Vorjahr. Das ist also keine Reaktion von uns auf Tripadvisor, sondern wir geben immer das aus, was wir effizient in einem Markt ausgeben können. Was andere ausgeben, interessiert uns gar nicht.

Die erste Jahreshälfte ist rum, was erwartest Du Dir von der zweiten?

Was die Finanzkennzahlen angeht, werden wir wahrscheinlich da landen, wo wir auch unsere Prognose gelegt haben. Die Leute können von uns erwarten, dass wir kontinuierlich das Produkt immer weiter verbessern werden. Es wird aber keine Überraschungen geben, keine Disruption. Und das ist gut so. Vielleicht ist das etwas langweilig. Aber wenn man irgendwann ein richtig gutes Produkt haben will, was wir noch nicht haben, dann geht das nur, wenn man das konsequent verbessert und sich nicht hetzen lässt.

Danke für das Interview, Rolf.

Bild: Trivago