Thomas Grandoch, Co-Gründer von Tvib

Der Lebenslauf von Thomas Grandoch ist nicht gerade typisch für den Gründer eines Tech-Startups. Schon seit Jahren arbeitet der Bottroper als Regieassistent und Regisseur, zurzeit inszeniert er „Der fliegende Holländer“, eine Oper von Richard Wagner, für ein kleines Open-Air-Festival in seiner Heimatstadt. Wenn er nicht hinter der Bühne arbeitet, verbringt Grandoch seine Zeit damit, das Berliner Jungunternehmen Tvib aufzubauen.

Die Idee hinter Tvib: Herauszufinden, was TV-Spots den werbenden Unternehmen überhaupt bringen. Meistens wissen diese nur ungefähr, wann ihre Spots laufen werden. Die Möglichkeiten zu erkennen, was ein TV-Spot den werbenden Unternehmen wirklich bringt, sind daher begrenzt. Das Startup hat eine Datenbank sämtlicher TV-Spots angelegt, die im deutschen Fernsehen laufen. Das Analysetool des Startups registriert sekundengenau, wenn ein Spot im Fernsehen gezeigt wird und wie sich daraufhin die Klickzahlen auf der Internetseite des Werbenden verändern. So kann der Nutzen eines Spots nach Zeit und Sender verglichen werden.

Und: Kunden von Tvib können mithilfe eines TV-Alerts ihre Werbung im Internet in Echtzeit an die Ausstrahlung der eigenen TV-Spots anpassen. Das gilt nicht nur für die eigene TV-Werbung. Genauso kann ein Unternehmen von Tvib erfahren, wann der Spot eines Konkurrenten ausgestrahlt wird und die eigene Werbung dementsprechend anpassen.

Grandoch bezeichnet sein Unternehmen, das aus derzeit aus vier Mitarbeitern besteht, inzwischen als marktreif. Um weiter zu wachsen sei man gerade im Gespräch mit Investoren. Zu seinen großen Kunden gehören der Automobilhersteller Nissan und das Adtech-Unternehmen Madvertise. Die ehemals größte Konkurrenz, RapidApe, wurde vor einem knappen Jahr von ProSiebenSat.1 aufgekauft und mittlerweile vom Markt genommen. Nun ist Wywy der größte Mitbewerber, der sich nicht nur auf deutsches Fernsehen konzentriert. Das Unternehmen verfügt aber anders als Tvib nicht über eine Datenbank sämtlicher TV-Spots.

Grandoch und sein Mitgründer Marc Holtbecker gingen in Bottrop in dieselbe Schule, kannten sich aber nur flüchtig. Als sie zufällig beide an der Universität der Künste in Berlin Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation studierten, freundeten sie sich an und schrieben die Diplomarbeit gemeinsam. Dabei ging es um crossmediale Werbeformen und Storytelling.

Damit war der Grundstein für ein eigenes Unternehmen gelegt: Second-Screen-Services. Dabei wird ein Smartphone oder Tablet („second screen“) parallel zum Fernsehen („first screen“) genutzt. Zum Beispiel, um bei Wer wird Millionär selbst mitspielen zu können. Sie bewarben sich erfolgreich auf ein Exist-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und gründeten die Storyfeed GmbH.

Doch der Hype um das Konzept Second Screen ebbte schnell ab. Also entwickelten die beiden Gründer das Konzept von Storyfeed weiter, weg von der damaligen Idee. Tvib nutzt die ursprüngliche Technik inzwischen für andere Zwecke, nämlich um TV-Werbung zu tracken. Die Abkürzung steht für TV Info Base.

Auch wenn Grandochs zwei Jobs viel Arbeit bedeuten und auf den ersten Blick nicht miteinander zu tun haben: „Am Anfang steht man vor dem Nichts, sei es eine Inszenierung oder ein Unternehmen. Man braucht bei beidem Visionen, Kreativität und Flexibilität, um erfolgreich zu sein.“

Bild: Marc Holtbecker fltr