Twilio-Jeff-Lawson
Twilio-Jeff-Lawson Twilio-CEO Jeff Lawson

Twilio und die Telekommunikationsbranche

Der Name „Twilio“ mag zwar vielen noch nichts sagen, den Dienst dahinter haben einige aber wahrscheinlich schon genutzt: Denn Twilio ist beispielsweise ein Feature von Diensten wie Airbnb und Uber.

Um bei Airbnb mit Gastgebern und Gästen zu kommunizieren, müssen Nutzer ihre Telefonnummer verifizieren lassen. Diesen Prozess übernimmt Twilio. Und wer Uber nutzt, nimmt ebenfalls ein Twilio-Feature in Anspruch, denn über den Dienst laufen die Textnachrichten, die den User über die Ankunftsdetails ihres Fahrzeugs informieren.

In einem Interview mit VentureVillage erklärt Twilio-CEO und -Mitgründer Jeff Lawson, warum die Twilio-Technologie die Lösung zu einem Problem „stummer Kommunikation“ darstellt: Letztere habe die Bestellung eines Taxis so mühsam gemacht, bevor Dienste wie Uber und Lyft auf den Plan traten. Wer schonmal eine Endlosreihe an besetzten Taxis an sich vorfahren sah oder lange draußen auf ein bestelltes Taxi wartete, wird von dieser stummen Kommunikation ebenfalls genervt gewesen sein.

Twilio hat es sich zum Ziel gesetzt, Kommunikation relevanter und kontextbezogener zu machen. Das Startup bietet eine Cloud-Software, die Unternehmen mit lokalen und gebührenfreien Telefonnummern weltweit versorgt, von denen aus sie Anrufe tätigen beziehungsweise Textnachrichten an ihre Kunden senden können. Die App-Einbindung der Anruf- und SMS-Dienste funktioniert mittels einer einfachen Schnittstelle.

Auf die Frage nach der Gründungsgeschichte Twilios im Jahr 2007 sagt Lawson, dafür müsse man eigentlich 150 Jahre in der Geschichte zurück gehen, als Alexander Graham Bell den ersten Anruf mit dem Telefon tätigte. „Im Laufe der vergangenen 150 Jahre hat sich die Technik zwar stark weiterentwickelt, nicht aber die Art und Weise, wie wir diese nutzen“, so Lawson. Er erklärt, dass Twilio die Telekommunikationsbranche umkrempelt, indem es das Telekommunikationswesen von einem Hardware- hin zu einem Software-Fokus lenkt. Seit der Gründung von Twilio hätten Unternehmen, besonders schnellwachsende Startups, an dieser Technologie Interesse gezeigt.

„Bei allen drei Unternehmen, die ich gegründet habe, brauchten wir Telekommunikationstechnologien, um ein gutes Produkt aufzubauen“, fährt Lawson fort. „Das traditionelle Kommunikationsmodell besteht aber in einer umfrangreichen Hardware und Software, deren Entwicklung Jahre dauert und Millionen Dollar kostet. Dies entsprach nicht der Innovationsgeschwindigkeit, die wir uns bei der Software-Entwicklung vorstellen.“

Uber sei ein gutes Beispiel für die hohe Agilität Twilios. Mit Ubers rasender Geschwindigkeit bei der Expansion rund um den Globus könne Twilio leicht Schritt halten. „In der Vergangenheit musste man je nach Standort stets mit einem anderen Anbieter arbeiten“, vergleicht Lawson.

Twilio bietet ein Pay-as-you-go-Modell an, welches besonders für Startups attraktiv ist, die den Nutzungsumfang nach Bedarf hoch- und herunterschrauben können.

Nächste Station: Deutschland

Aktuell beschäftigt Twilio 350 Mitarbeiter weltweit, unter anderem in seinen Büros in San Francisco, London, New York sowie seit Neuestem auch in Berlin und München.

Die globalen Aufwendungen für Telekommunikationsdienste sollen 2015 mehr als 40 Prozent der weltweiten IT-Ausgaben ausmachen. In Deutschland und anderswo sieht Lawson auch daher viel mehr Potenzial als Herausforderungen.

Hierzulande will Twilio mit Unterstützung des Mobilfunkanbieters O2/Telefonica durchstarten, der dem Dienst einen direkten Zugang zum deutschen Kommunikationsnetzwerk gewähren soll. Zuerst wird Twilio Kommunikationsdienste für die Kunden des Carsharing-Services DriveNow anbieten. Per SMS sollen dann DriveNow-Kunden über ihre Autoreservierungen inklusive aller Details zu den einzelnen Fahrzeugen und ihrem jeweiligen Standort informiert werden. Zudem ist eine Integration in die SAP-Software Hana geplant.

Und viel mehr soll noch kommen, so Lawson. „In der deutschen Startupszene wimmelt es vor Innovatoren. Wir sind gespannt, welche Produkte sie mit der Hilfe unserer Features noch entwickeln werden.“

Dieser Artikel erschien zuerst in englischer Sprache bei VentureVillage. Deutsche Bearbeitung von Magdalena Räth.
Bild: Twilio