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Twitter Music: Nach Vine folgt Musik

Nach der Übernahme des Kurzvideo-Anbieters Vine folgt nun Musik: Angaben des US-Magazins Cnet zufolge bereitet Twitter derzeit eine Musik-App vor, über die sich Musikschnipsel weiterempfehlen und anhören lassen. Das Twitter Music genannte Angebot basiere auf dem Musik-Discovery-Dienst We Are Hunted, den das soziale Netzwerk bereits im vergangenen Jahr übernommen hat. Als Basis dient die Auswertung des eigenen Verhaltens im Netzwerk beziehungsweise die Popularität der Künstler in den Twitter Trends. Auch eine Kategorie Geheimtipps sei vorgesehen.

Die Musik selbst soll vom Berliner Musiknetzwerk SoundCloud (www.soundcloud.com) kommen. Auch eine Schnittstelle zu iTunes steht den Angaben zufolge zur Verfügung – dort können allerdings lediglich kurze Hörproben eingebunden werden. Sollten sich die Gerüchte bewahrheiten – und derzeit sieht alles danach aus – würde die neue Twitter-Funktion die Plattform des Berliner Startups deutlich mehr Nutzern ins Blickfeld rücken. Derzeit verweist SoundCloud auf stolze 180 Millionen aktive Nutzer im Monat. Mit Anbietern wie Spotify (www.spotify.com), Deezer, Simfy (www.simfy.de), WiMP und Co will Twitter den Angaben zufolge erst einmal nicht zusammen arbeiten.

SoundCloud als Musiklieferant

Zunächst war das von Eric Wahlforss und Alexander Ljung gegründete SoundCloud als Plattform für Musiker gestartet, die ihre Werke für einen – recht geringen – Beitrag interessieren Hörern zugänglich machen können, und das einfach und ohne Login. Dass dabei die Stücke nicht nur zum Download angeboten, sondern auch in Blogs und Websites einbettet und über soziale Netzwerke privat oder öffentlich geteilt werden können, sprach zwar unabhängige Musiker und Musikliebhaber gleichermaßen an, die Unterstützung größerer Labels blieb dabei allerdings länger aus.

Zwar hat sich SoundCloud zwischenzeitlich zu einem breiten Musiknetzwerk entwickelt, allerdings wirkt das Angebot des vor gut einem Jahr mit weiteren 50 Millionen US-Dollar aus den Kassen von Kleiner Perkins gestärkten Unternehmens – trotz eines Relaunchs im vergangenen Mai – weiterhin etwas unübersichtlich. Auch wenn das Angebot also etwas spezieller sein mag, die Nutzerzahlen sprechen für sich.

„Digitaler Vollsortimenter“

Vor wenigen Tagen erst hatte SoundCloud ein neues Konzept der Monetarisierung angekündigt: Mit Werbung einerseits und Abomodell andererseits soll – ganz klassisch – in Zukunft Geld verdient werden. Unter dem Label „Pro Partner“ können zahlende Firmen besondere Profile anlegen und diese innerhalb von SoundCloud bewerben. Daneben haben die Berliner bei den Abomodellen aufgeräumt: Für drei Euro monatlich bekommen Nutzer die Möglichkeit, bis zu vier Stunden Musik zu speichern. Beim neun Euro teuren Paket ist die Speicherung unbegrenzt. Die Zusammenarbeit mit Twitter würde das Modell überaus gut ergänzen.

Für Twitter selbst bietet sich das Angebot an. Zuletzt hatte sich das US-Netzwerk mit Foto- und Videoangeboten zum „digitalen Vollsortimenter“ entwickelt. Derzeit ist das soziale Netzwerk damit beschäftigt, die Nutzung seiner zuvor breit ausgelegten API deutlich einzuschränken, um die Nutzer auf die eigene Webseite zu holen – auch aus Werbegründen. Allerdings ist fraglich, ob das bei Text noch vergleichsweise erfolgreiche Konzept der Beschränkung auch bei Musik aufgehen wird.

Konkurrent Facebook hat im Multimediabereich längst die Nase vorn. Der Druck auf Twitter steigt also. Ob die Bemühungen noch rechtzeitig kommen? So oder so – eine Zusammenarbeit mit dem deutschen Vorzeige-Startup ist in jedem Fall eine gute Nachricht.

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