uber 50 milliarden

Die Bewertungen von Technologie-Unternehmen in den USA erreichen immer häufiger schon vor dem Börsengang astronomische Höhen. So wurde die Fahrdienst-Vermittlungs-App Uber in der jüngsten Finanzierungsrunde laut Wall Street Journal mit 51 Milliarden Dollar bewertet. Fünf Jahre brauchte Uber dafür seit der Gründung, bei Facebook waren es knapp sieben.

Uber führt mit der exorbitanten Bewertung den Klub der Unicorns an – also der Tech-Firmen, die vor dem Start auf dem Börsenparkett mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet sind. Der Begriff des Einhorns spielt eigentlich auf die Seltenheit solcher Startups an. Doch inzwischen gibt es eine wahre Flut von ihnen, der einst exklusive Klub wächst. Als Microsoft 1986 an die Börse ging, kam das Unternehmen auf eine Marktkapitalisierung von rund 519 Millionen Dollar – es war also nie ein Einhorn. Uber dagegen hat einen IPO noch immer nicht offiziell angekündigt.

„Das Fenster für Börsengänge verschiebt sich“

Für die hohen Bewertungen der Unternehmen vor dem Börsengang gibt es laut Investor Klaus Hommels einen einfachen Grund: Die zunehmende Marktregulierung habe dazu geführt, dass Unternehmen ihren Börsengang so lange wie möglich hinauszögerten. „Das Fenster hat sich verschoben. IPO-Kosten von 15 Millionen Euro lohnen sich einfach nicht für ein Unternehmen, das 200 Millionen an der Börse einsammelt“, sagt Hommels. „Die späten Finanzierungsrunden, die D-Runden, werden immer teurer und bekommen immer mehr Volumen“. Leidtragender sei der Privatanleger, denn der sei bei einem großen Teil des Wertzuwachses außen vor.

Noch macht Uber mit seinem Geschäft hohe Verluste, schrieb das Blog Gawker kürzlich – nicht ungewöhnlich für ein Wachstumsunternehmen. Demnach verbrannte Uber im zweiten Quartal 2014 satte 109 Millionen Dollar. Neuere Zahlen gibt es nicht. Dafür entwickelt sich der Umsatz beachtlich: Setzte Uber im ersten Quartal 2012 noch 1,4 Millionen Dollar um, waren es ein Jahr später bereits 13 Millionen Dollar. Ein weiteres Jahr später lag der Umsatz schon bei 45 Millionen Dollar. Insgesamt soll Uber 2014 rund 400 Millionen Dollar erwirtschaftet haben.

Warum Investoren Uber so hoch bewerten

Doch das rasante Umsatzwachstum allein erklärt die gigantische Bewertung noch nicht – die wird vor allem von Zukunftsvisionen getragen. Uber könnte etwa neben Google zu einer Art Betriebssystem autonom fahrender Autos werden, sagt Hommels – oder zum ultimativen Werkzeug für die Abstimmung von Angebot und Nachfrage, was ganze Industrien revolutionieren könnte. Hommels hat in zahlreich erfolgreiche Startups in den USA und Europa in der Frühphase investiert, darunter Facebook, Skype und Spotify.

Uber ist das wertvollste unter den Einhörnern – aber bei weitem nicht das einzige. Das weltweit investierte Wagniskapital hat 2014 neue Rekorde erklommen: Nach einer Analyse von CB Insights sind vergangenes Jahr 88,3 Milliarden Dollar in Startups geflossen, fast doppelt so viel Kapital wie im Jahr zuvor. Der Boom hält an: Alleine im ersten Halbjahr 2015 flossen demnach rund 60 Milliarden Dollar weltweit Unternehmen mit Wagniskapital-Finanzierung.

Das zweitwertvollste Mitglied im Billion Dollar Club ist der chinesischeSmartphone-Hersteller Xiaomi, der im Dezember 2014 mit 46 Milliarden Dollar bewertet wurde. Dann folgt der US-Wohnungsvermittler Airbnb.

Auf dem fünften Platz landet ein US-Unternehmen, das den meisten weniger sagen dürfte: Palantir Technologies entwickelt Sicherheits- und Finanzsoftware für Unternehmen und wurde im Juli mit 20 Milliarden Dollar bewertet – und war damit mehr wert als die Messenger-App Snapchat (16 Milliarden Dollar). Auch aus Indien kommt eines der Unternehmen der Top 10: Flipkart ist in Indien als Amazon-Klon erfolgreich und wurde zuletzt im April von den Investoren mit 15 Milliarden Dollar bewertet.

Und der Club wird immer größer – laut Wall Street Journal gibt es inzwischen weltweit 107 Unicorns – und sie überspringen die eineMilliarde-Latte immer schneller. Slack, ein US-Softwareunternehmen, das eine Internet-Software für die Kommunikation in Unternehmen anbietet, wurde erst im August 2013 gegründet und war Anfang des Jahres bereits 2,8 Milliarden Dollar wert. Damit schaffte Slack den Sprung zur Eine-Milliarde-Bewertung nicht nur schneller als Facebook, sondern auch als Uber.

Titelbild: Uber, Infografiken: Die Welt

Dieser Artikel erschien zuerst in Die Welt.