Bild-Chefredakteurin Tanit Koch interviewt Uber-CEO Dara Khosrowshahiauf dem DLD in München
Bild-Chefredakteurin Tanit Koch interviewt Uber-CEO Dara Khosrowshahiauf dem DLD in München

Schnell die Fotografen herbeirufen, das ist doch mal ein Bild: Vor dem Eingang der DLD in München stehen Taxis – okay, das ist noch nicht unerwartet –, bis zu 100 Fahrer haben sich angekündigt, um gegen Uber zu demonstrieren. Dara Khosrowshahi, der neue Chef des Unternehmens, erklärt der Techgemeinde am heutigen Nachmittag, wie Uber vom unsympatischen Sexismus-Skandalfall mit mehr als fragwürdigen Geschäftsmethoden zum Wunder-Startup werden will, dass es eigentlich sein sollte.

„@Uber&Co: Illegal ist weder fair noch modern“, haben die Protestierenden auf ein Plakat geschrieben, „Stirbt das Taxigewerbe, zahlt der Fahrgast den Preis” auf ein anderes. Damit die Trillerpfeiffen die Konferenz nicht stören, haben die Veranstalter kurzerhand den Hintereingang zum Haupteingang gemacht.

Drinnen ist es dann endlich soweit, Dara Khosrowshahi betritt die Bühne zusammen mit Bild-Chefredakteurin Tanit Koch. Zu Beginn sammelt der Uber-Boss erst mal Sympathiepunkte beim Publikum, obwohl er das hier drinnen eigentlich gar nicht nötig haben sollte. Er spricht sich gegen Trump aus, für mehr Vielfalt, die USA sei Land von Einwanderern, „We are all dreamers“ steht auf seinem T-Shirt, Applaus für Khosrowshahi.

Dann der Kniefall. „Sehr, sehr viel ist falsch gelaufen“, „Gewinnen überdeckt die Fehler“, „die Regeln zu biegen heißt nicht, sie zu brechen“, „in jedem Startup steckt ein Rebell, Uber ist nur zu weit gegangen“, „ab jetzt machen wir immer nur das Richtige“. Und Khosrowshahi demonstriert Selbstvertrauen. „Ich(!) kann etwas bewegen.“ Dann wird gekonnt Tech-Romantik eingestreut. „Wir können mit Technologie die Welt verbessern.” Schöner hätte man es nicht skripten können, auch wenn Tanit Koch immer mal wieder mit Fragen querschlägt.

Mal wieder das Ende der Arschloch-Strategie versprochen

Das Bild, dass sich einem auf der Hauptbühne bietet, fühlt sich merkwürdig bekannt an. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Uber-Chef dort sitzt und das Ende der Arschloch-Strategie verspricht. Eigentlich hätte 2015 schon das Jahr sein sollen, in dem endlich alles besser und Uber sympathisch wird, das hatte Ex-CEO Travis Kalanick hoch und heilig versprochen. Überzeugt hatte er niemanden und die, die ihm nicht glaubten, sollten Recht behalten.

Und doch kommt Dara Khosrowshahi überzeugender herüber als sein Amtsvorgänger. Auch weil er Humor zeigt. Das Geschäft sei weiterhin überraschend gut, der Teil der nicht so gut laufe, sei der mit der Profitabilität. So was kommt an beim DLD-Publikum, das von der Konferenz ohnehin eine gnadenlos positive Grundeinstellung ohne allzu viel Kritik auf der Bühne gewohnt ist. Jetzt jedenfalls soll alles wirklich besser werden, man kommt gar nicht mit beim Zählen, wie oft Khosrowshahi das Wort Partner gebraucht. Irgendwann gibt es auch fliegende Taxis. Wie das Produkt dann heißen könnte fragt Tanit Koch und schickt die Antwort gleich hinterher: „Uber den Wolken“.

Ganz um die Trillerpfeifen herum kommt Khosrowshahi aber nicht. Die Taxifahrer müssten bloß umdenken, sagt der Uber-Chef. Klar, pro Fahrt verdienen sie bei Uber weniger, aber dafür sitzen sie auch weniger rum und warten, argumentiert er. Vielleicht ist es besser, dass man das draußen vor den DLD-Türen nicht gehört hat. Als Koch am Ende des Gesprächs noch fragt, wer von denen, die die App noch nicht auf ihrem Handy haben, sie nach dem Auftritt des Uber-Chefs jetzt installieren wird, meldet sich nur einer. Das ist noch so ein Bild, mit dem Dara Khosrowshahi nicht zufrieden sein kann.

Bild: Gründerszene / Alex Hofmann