Die Uberall-Gründer David Federhen (l.) und Florian Hübner.
Die Uberall-Gründer David Federhen (l.) und Florian Hübner.

Florian Hübner mag es gerne unprätentiös. Im grauen Flanellhemd empfängt er zum Gespräch im Büro von Uberall in Berlin-Mitte. Der heutige Managing Director hat das Unternehmen 2012 mit seinen Freunden David Federhen und Josha Benner gegründet.

Uberall ist ein AdTech-Unternehmen, das dafür sorgt, dass lokale Geschäfte im Internet gut zu finden und ihre Inhalte auf dem aktuellen Stand sind. Denn Studien zeigen: Immer mehr Menschen informieren sich im Internet über Produkte, kaufen dann aber nicht online, sondern im Geschäft vor Ort. Damit auch kleine Läden online gute Informationen bieten, arbeitet Uberall mit Partnern in mehr als 60 Ländern zusammen, die die Dienste des jungen Startups an Geschäfte oder Restaurants vor Ort vermitteln. Insgesamt verwaltet Uberall auf diesem Weg weit mehr als 100.000 Standorte. „Es ist echt ein cooles Gefühl, wenn man mit dem Fahrrad durch Berlin fährt und sieht: Hier ist ein Kunde von uns, hier ist noch einer, hier noch einer“, erzählt Florian Hübner. „Da macht sogar Bahnfahren Spaß!“  

Beim Gründerszene-Ranking 2016 beeindruckte das Unternehmen mit einer Wachstumsrate von 754 Prozent. Seitdem geht es „kontinuierlich bergauf“, wie Hübner sagt. Zum Gewinn möchte er nichts verraten. „Aber wir haben gezeigt, dass man mit diesem Geschäftsmodell Geld verdienen kann.“ Die Zahl der Mitarbeiter ist seit dem vergangenen Ranking von 70 auf 150 gewachsen. Ein Ende sieht Hübner noch lange nicht. „Weltweit nutzt erst ein Prozent der Geschäfte Dienste wie unseren“, rechnet er vor. „Selbst in online-affinen Märkten wie den USA sind es nur zwei Prozent.“

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Viele Geschäfte wüssten noch nicht genau, was sie von der Optimierung ihres Online-Auftritt hätten und wie das funktioniert. Daraus ergibt sich seine Zielsetzung für das kommende Jahr: „Wir wollen Aufklärungsarbeit über unser Angebot leisten und weiter wachsen.“ In Europa sieht sich Uberall als „Platzhirsch“. Doch 2016 eröffnete Uberall ein Büro in San Francisco. Im Unterschied zu Europa hat Uberall in den USA mit Yext.com einen direkten Konkurrenten. Spürt Hübner die Konkurrenz? „Natürlich, aber 98 Prozent der Geschäfte nutzen den Service ja noch gar nicht“, sagt Hübner. „Die Challenge ist also eher, den Markt aufzubereiten, der noch in den Kinderschuhen steckt. Für uns gilt hier: Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Inzwischen vertritt Uberall Kunden „an vielen 10.000 Standorten“ in den USA.

DAS GRÜNDERSZENE-RANKING

Wir küren in diesem Jahr erneut die am schnellsten wachsenden Digitalunternehmen Deutschlands. Es werden die 50 Firmen mit dem höchsten Umsatzwachstum (CAGR) ausgezeichnet. Grundlage ist der Umsatz der Jahre 2014 bis 2016. Unser gesamtes Ranking-Magazin könnt Ihr hier herunterladen.

Mit seinem Hauptsitz in Berlin-Mitte ist Uberall im Bereich AdTech in bester Gesellschaft. Die Hauptstadt hat sich im vergangenen Jahrzehnt als Hotspot der Branche entwickelt. Als AdTech, kurz für „Advertising Technology“, bezeichnet man Produkte und Unternehmen, die mit digitalem Marketing ihr Geld verdienen. „AdTech ist ein Markt, auf dem man mit Software-Produkten ein gutes Geschäft machen kann. Da gibt es einen unheimlich großen Bedarf, der noch lange nicht befriedigt ist“, ist sich Hübner sicher.

Er sieht in Berlin gute Rahmenbedingungen für diese Branche. Zudem gab es einige spektakuläre Exits, die zeigten, wie erfolgreich AdTech in der Hauptstadt sein kann. 2007 ging Zanox für 215 Millionen Euro an Axel Springer, sieben Jahre später stiegen die Gründer bei Sociomantic für geschätzte 200 Millionen US-Dollar aus. Noch im selben Jahr folgte der Exit bei Fyber, das für nahezu dieselbe Summe an RNTS Media ging.

Ein solcher Schritt ist für den Gründer von Uberall aktuell nicht denkbar. Er blickt lieber auf seine Vorhaben für das kommende Jahr: Ziel sei es, den Geschäften alle Sorgen rund ums digitale Marketing abzunehmen, damit sie sich um ihr eigentliches Business kümmern können. Damit sei allen geholfen, findet Hübner. „Der Pizza-Bäcker von nebenan soll sich keinen Kopf um Google-Ads machen, er soll einfach der Pizza-Bäcker von nebenan bleiben.“

Bild: Chris Marxen