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Der verstorbene Unister-Gründer Thomas Wagner

Als vergangenes Jahr herauskam, dass Unister-Gründer Thomas Wagner kurz vor seinem Tod im Juli Opfer eines betrügerischen Deals wurde, verdeutlichte sich, wie schlecht es um sein Unternehmen eigentlich stand. Wagner war gewillt, sich auf einen ominösen Millionen-Kredit einzulassen, um sein hoch verschuldetes Unister-Geflecht zu retten.

Dabei setzte sich Wagner auch gegen den Rat zwei seiner Manager durch. Beide sagten als Zeugen am Mittwoch, dem zweiten Verhandlungstag im Unister-Betrugsprozess, vor dem Leipziger Landgericht aus. Angeklagt ist der 69-jährige Wilfried S.: Er soll Wagner das betrügerische Geschäft angedreht haben.

Bevor es dazu kam, hatten die beiden Vertrauten Wagners den Angeklagten und zwei weitere Beteiligte getroffen, um über den Kredit zu verhandeln. 15 Millionen Euro sollte Thomas Wagner von einem israelischen Geschäftsmann erhalten – allerdings müsse er zehn Prozent der Summe als Kreditausfallversicherung bar bezahlen. Nach nur rund 20 Minuten beendeten die Unister-Manager das Treffen. Einer schrieb an Wagner: „Komplettes waste of time. Ich glaube, wir haben mit der Mafia gesprochen.“ Die Visitenkarten der Gegenseite warfen sie weg, wie unter anderem die Leipziger Volkszeitung berichtet.

Doch Wagner setzte sich gegen seine engen Mitarbeiter durch und suchte Kontakt zu einem ebenfalls beteiligten Banker Karsten K., um das Geschäft zu besiegeln. Kurze Zeit später hob Wagner 1,5 Millionen Euro von einem Firmenkonto ab und reiste nach Venedig, um seinen Kreditgeber zu treffen. Bei dem sogenannten Rip Deal wurde ihm allerdings Falschgeld untergeschoben. Wagner erstattete umgehend Anzeige in Venedig, bei dem Rückflug kamen er und drei weitere Menschen bei dem Absturz seines Flugzeuges in Slowenien ums Leben.

Bereits wenige Tage nach den Ereignissen rutschten zahlreiche Unister-Unternehmen in die Insolvenz. Verschiedene Töchter haben mittlerweile neue Eigentümer gefunden.

Der Prozess im Betrugsfall wird am kommenden Mittwoch fortgesetzt: Der Angeklagte Wilfried S. will dann sein Schweigen brechen.

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Bild: Unister