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thomas-wagner-unister-prisma Unister-Gründer Thomas Wagner

Immer wieder wurde der Verdacht in den vergangenen Wochen geäußert: Unister könnte seine Insolvenz verschleppt haben. Neue Erkenntnisse legen nun nahe, dass selbst der Insolvenzverwalter des Unternehmens nicht ausschließt, dass es bei Tochterfirmen des Konzerns zu Insolvenzverschleppung kam. Das zeigen Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung.

Die Medien zitieren aus einem Gutachten, das Insolvenzverwalter Lucas Flöther kürzlich beim Amtsgericht Leipzig eingereicht hat. Dort schreibt der Anwalt, es sei „nicht auszuschließen, dass einzelne Gesellschaften des Unister-Konzerns bereits seit dem Jahr 2015 zahlungsunfähig sind“. Und: Möglicherweise hätten gegen Unister-Gründer Thomas Wagner „Ansprüche wegen verspäteter Insolvenz-Antragstellung bestanden“. Er sei „jedoch im Juli 2016 verstorben“.

Nach dem aufsehenerregenden Tod des Gründers bei einem Flugzeugabsturz mit einem Koffer voller Falschgeld meldete zunächst die Unister-Holding Insolvenz an. Danach rutschten zahlreiche weitere Töchter in die Zahlungsunfähigkeit – unter anderem die Betreiber der wichtigsten Portale Fluege.de und Ab-in-den-Urlaub.de.

Laut dem Zeitungsbericht hat die Unister-Gruppe derzeit Schulden von 58 Millionen Euro und verfügt über ein Vermögen von lediglich 14 Millionen Euro. Auf den Firmenkonten sei nur geringes Guthaben entdeckt worden, wird das Gutachten des Insolvenzverwalters zitiert. Unister sei demnach vor allem durch „selbstverursachte Umstände“ in die desolate Lage geraten.

Darüber hinaus soll es massive Probleme in der Buchhaltung gegeben haben. Innerhalb des Konzerns seien in diesem Jahr gar keine Geschäfte mehr verbucht worden. Auch andere getätigte Geschäfte seien schwer nachvollziehbar: Aktien der Unister-Tochter Travel24 sollen beispielsweise an Schweizer Unternehmen verkauft worden sein. „Die Sachverhalte konnten bislang aufgrund fehlender Unterlagen und Informationen nicht abschließend geklärt werden“, zitiert die Zeitung aus dem Insolvenzgutachten.

Drei Manager des Konzerns sind nach wie vor angeklagt – es geht um Steuerhinterziehung, Betrug und den unerlaubten Verkauf von Versicherungen. Zum Prozess kam es bisher nicht. Gründer Thomas Wagner war bis zu seinem Tod ebenfalls im Visier der Staatsanwaltschaft.

Die Eltern des Verstorbenen haben inzwischen Strafanzeige wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt gestellt, berichtet die Bild-Zeitung. Über einen Sprecher teilen die Eltern mit: „Wir wollen einfach, dass kein Detail unbeachtet bleibt, alle Umstände geklärt werden.“

Bild: Unister/Prisma-App