„Startup-Helden“ von Upcload im Interview
Bis zu 50 Prozent Retourenquoten bei E-Commerce-Startups – dieser Zustand gepaart mit der eigenen Unzufriedenheit beim Kleidungskauf im Internet brachte Asaf Moses und Sebastian Schulze 2010 auf die Idee zur Gründung eines Dienstes, der den eigenen Körper exakt vermisst und mit den Größen im Shop abgleicht.
Seit dem Start im April 2012 hat ihr Dienst bereits prominente Kunden wie Otto und The North Face gewonnen, die Zahl der registrierten Nutzer liegt im mittleren fünfstelligen Bereich. Im Sommer 2012 strich Upcload zirka eine halbe Million Euro an Fördermitteln aus dem Pro-FIT-Programm der Investitionsbank Berlin (www.ibb.de) ein. In der Reihe „Startup-Helden“ sprechen die Upcload-(www.upcload.com)-Geschäftsführer über Ebay-Kleiderkäufe, Wünsche an die Politk und Big Data.
Wer seid Ihr und was macht Ihr?
(Asaf & Sebastian) Wir haben anfangs zu zweit gegründet: Asaf Moses, 30 Jahre alt und gebürtig aus Israel, und Sebastian Schulze, 25 Jahre alt. Wir haben zusammen an der Humboldt-Universität in Berlin studiert und direkt nach dem Studium 2010 gemeinsam Upcload gegründet. Upcload empfiehlt Kunden beim Onlineshoppen stets die passende Kleidergröße. Dank uns weiß man also, dass online gekaufte Kleidung auch offline passen wird. Dass das offensichtlich nicht immer der Fall ist, sieht man an Retourquoten von zum Teil 50 Prozent und mehr im E-Commerce. Kunden sind unter anderem Otto.de und The North Face. Wir sitzen in Berlin und haben aktuell 25 Mitarbeiter.
Was macht Upcload einzigartig?
(Sebastian) Als wir 2010 anfingen, hatten wir eine Idee: Wir wollten Menschen per Webcam vermessen, die Körpermaße erfassen und diese mit den Daten des Kleidungsstückes abgleichen, um Nutzern so die passende Kleidergröße zu empfehlen. Die Webcam-Anwendung als solche ist weltweit einzigartig und vermisst Nutzer auf den Zentimeter genau. Da die Vermessung aber für einige Kunden zu aufwändig ist, haben wir nun eine Lösung entwickelt, die die Körpermaße einer Person binnen weniger Sekunden per Formel bestimmt. Dafür greifen wir auf eine Datenbank an Körpermaßprofilen zurück, die wohl zu den größten der Welt zählt.
Wie seid Ihr auf die Idee zu Upcload gekommen?
(Asaf) Wir haben beide als Studenten auf das Geld achten müssen und daher viele Klamotten bei Ebay ersteigert. Das war zwar in der Regel günstig, aber spätere Umtäusche sind dort bei Second-Hand-Artikeln ja nicht möglich. Das führte dazu, dass ich die meisten Teile, die mir selbst nicht passten, an Freunde verschenkt habe. Die sahen danach zwar gut und schick aus, mich hat‘s aber geärgert. Und als Sebastian und ich uns per Skype darüber unterhielten, kam uns die Idee der Webcam-Vermessung. So wurde die Idee zu Upcload geboren. Wie technologisch anspruchsvoll das Ganze ist, war uns da aber noch nicht bewusst.
Was wünscht Ihr Euch für den Gründungsstandort Deutschland?
(Sebastian) Wichtig und gut finde ich, dass die Themen Gründertum und Startups nun auch auf der politischen Agenda angekommen sind. Das sieht man nicht nur durch die Startup-Besuche von Angela Merkel und Philipp Rösler, sondern auch an konkreten Initiativen wie dem Beirat „Junge Digitale Wirtschaft“ des BMWi und dem noch jungen Bundesverband Deutsche Startups. Wünschenswert wären aus meiner Sicht eine schlankere Bürokratie, ein besserer Zugang zu Wachstumskapital sowie eine energischere Bekämpfung des Fachkräftemangels im IT-Sektor.
Welche Trends seht Ihr im Internet?
(Asaf) Mobile Commerce wird eine zusehends wichtigere Rolle spielen. Außerdem das Thema Relevanz – heute gibt es eine Flut an Informationen und daher ist es zentral, die entscheidungsrelevanten Informationen schnell und aufbereitet zu filtern. Außerdem denke ich, dass Big Data weiter an Bedeutung gewinnen wird – das ist als Antwort zwar wenig originell, aber wenn man sich allein unseren datengetriebenen Ansatz der Körpermaßberechnung ansieht, wird die Bedeutung dieses Themas deutlich.