Upcycling-Deluxe-Gründer Stanislaus Teichmann (links) und Eric Pieper

Stanislaus Teichmann verbrachte während seines International-Management-Studiums ein Auslandsemester in Bali, ein weiteres in Kolumbien. Auch in Peru war er, als er seinen Zivildienst ableistete. Was er dort sah, schockierte ihn: Er sah zugemüllte Straßen, Berge von Abfall in Gräben. Gleichzeitig war er jedoch tief beeindruckt. Denn aus dem Müll wurden Alltagsgegenstände recycelt, die clever und nützlich waren. Der Grundstein für sein heutiges Unternehmen Upcycling Deluxe war gelegt: Design-Produkte aus Materialien, die normalerweise im Müll landen.

Teichmann war schon eine Weile wieder in Deutschland, als er diese Idee in Taten umsetzte: Mit einem Stand auf dem Flohmarkt am Mauerpark. Hier standen Teichmann und sein Kumpel Eric Pieper zwischen Vintage-Kleidung und abgeranzten Möbeln und verkauften aus Abfall gewonnene – upgecycelte – Designprodukte. Die Leute waren begeistert, 600 Euro Umsatz machten die beiden an einem Nachmittag.

2013 fingen Pieper und Teichmann dann an, das Unternehmen Vollzeit aufzuziehen und zu skalieren: Ihr Upcycling-Laden in der Kastanienallee in Prenzlauer Berg eröffnete. Die dort angebotenen Designobjekte werden aus Airbags, Kaffeesäcken, Autogurten oder LKW-Planen hergestellt. Das wohl kurioseste Material: Elefantenscheiße. Die Ausscheidungen von in Sri Lanka lebenden Elefanten werden sterilisiert und zu Papier verarbeitet. Auch ein Briefset aus Elefantenscheiße-Papier gibt es.

Bereits vor seiner Rückkehr nach Deutschland entschied Teichmann, dass er sich selbstständig machen wollte. „Um das zu ermöglichen, bin ich nach Berlin gezogen“, erzählt er, während er in seinem Büro an der Pflügerstraße in Neukölln auf und ab schlendert. Hier, in dem Hinterhof eines unscheinbaren Backsteingebäudes, hat sich das Design-Unternehmen sein Büro eingerichtet. Alles, was zu sehen ist, sei „upgecycelt“, erzählt Teichmann sichtbar stolz. Natürlich hat auch er einen Hut aus einem alten Kaffeebohnensack auf. Zwischen Lampen aus Ölfässern, Tischen aus gefundenem Holz und Paletten herrscht ein buntes Durcheinander. Die Produkte sind teils chaotisch, teils geordnet im hinteren Eck angeordnet. In einer anderen Ecke ist Platz für ein Co-Working-Space geschaffen worden, das vermietet wird.

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Das anfänglich überschaubare Produktangebot von knapp 200 Artikeln ist mittlerweile auf 1.500 verschiedene Produkte gewachsen, Grund dafür war auch der Launch des Upcycling-Onlineshops. Mehr als die Hälfte der Produkte kommt von kleinen Designern aus Europa, die restlichen Partner sind öko-soziale Kooperativen und Familienbetriebe aus Ländern wie Südafrika, Bangladesh oder Kambodscha. In den Betrieben herrschen laut Teichmann faire Arbeitsbedingungen, das sei ihm wichtig. Wie garantiert Upcycling, dass die Arbeiter in den Betrieben auch wirklich fair behandelt und bezahlt werden? Teilweise fahre man vor Ort, um das zu überprüfen, sagt er. Und: „Ich weiß ja, was ich für Preise zahle. Und die sind fair.“

Auch wenn Fairness und Nachhaltigkeit wichtig sind: Für Upcycling Deluxe geht es in erster Linie nicht darum, die Welt zu verbessern, sondern ein profitables Geschäft aufzuziehen. „Deshalb heißen wir auch ‚Upcycling Deluxe‘. Wir verkaufen geile Produkte, die auch ohne ihre nachhaltigen Eigenschaften überzeugen würden“, sagt Teichmann. Alle Produkte in seinem Shop haben einen stolzen Preis – eine Deckenlampe aus Ölfässern kostet beispielsweise mindestens 99 Euro. Aber es scheint zu funktionieren: Der Umsatz von Upcycling habe sich bisher in jedem Jahr verdoppelt. Für dieses Jahr rechnen die Gründer mit einem siebenstelligen Umsatz. Bisher haben die beiden Gründer immer wieder ihr eigenes Kapital re-investiert, mittlerweile ist das Unternehmen nach eigenen Angaben aus den roten Zahlen raus.

Doch so ganz ohne externe Mittel geht es dann doch nicht: Weil die beiden Gründer in den Onlineshop investieren müssen und ihr Sortiment vergrößern wollen, haben sie sich auf die Suche nach Investoren begeben. Im Moment sei man in Gesprächen mit mehreren potentiellen Business-Angels, erzählt Teichmann. „Wir wollten erst mal ein funktionierendes, eigenständiges Konzept auf die Beine stellen, bevor wir uns einen Investor an Bord holen.“

Doch Upcycling verlässt sich nicht nur auf den Laden und den Onlineshop. Auch auf deutschlandweiten Messen oder Musikfestivals wie dem Fusion Festival in Mecklenburg-Vorpommern ist das Unternehmen mit einem Stand vertreten. Zurzeit erreichten sie noch die meisten Menschen über die etwa 30 solcher Events pro Jahr, erzählt Teichmann. Im vergangenen Jahr habe Upcycling on- und offline 20.000 Kunden bedient. Bisher sei kaum etwas reklamiert worden, erklärt Teichmann stolz.

So sieht es in Upcyclings Büro aus

Artikelbild und Galeriebilder: Upcycling