Journalismus mit Technologie verbinden. Dieser Herausforderung stellt sich der neue News-Service Upday, der gerade auf dem Mobile World Congress in Barcelona vorgestellt wird. Hinter der speziell für Samsung-Smartphones entwickelten App steht Axel Springer (auch Herausgeber von Welt und Bild sowie Gesellschafter des Gründerszene-Verlags Vertical Media).

Die Kooperation zwischen dem südkoreanischen Technologiekonzern Samsung und Springer wurde im vergangenen Herbst verkündet. Bis Ende dieses Jahres soll die App „auf mindestens zehn Millionen Smartphones“ installiert sein, sagt Upday-Produktchef Jan-Eric Peters, der zuvor WeltN24-Chefredakteur war.

Ab März, so sieht es laut Peters das Abkommen mit Samsung vor, wird Upday auf neuen Samsung-Smartphones vorinstalliert sein. Wischt der Nutzer auf dem ersten Startbildschirm nach rechts, wird die Nachrichtenseite direkt geöffnet. Zunächst steht das Angebot für Nutzer in Deutschland, Polen, Großbritannien und Frankreich zur Verfügung. Weitere Länder sollen folgen. Samsungs Marktanteil bei Smartphones in Europa soll bei rund 40 Prozent liegen.

Hinter der Kooperation steht das Interesse von Smartphone-Herstellern wie Samsung, ihren Nutzern Services zu bieten. Das Smartphone wird zum mobilen persönlichen Informations- und Unterhaltungszentrum jedes Menschen. Nachrichtenangebote binden Nutzer und erfüllen das Bedürfnis nach Orientierung und Einordnung von Geschehnissen.

Ein Algorithmus soll passende Artikel auswählen

Was nun Upday besonders und unterscheidbar machen soll, ist die Zweiteilung der Nachrichtenauswahl, die den Nutzern präsentiert wird. Da gibt es zum einen sechs bis acht „Top-News“, die von einer Redaktion ausgewählt werden. Hier zählt in erster Linie eine aus redaktioneller Sicht definierte Relevanz. Zum anderen sucht ein Filter im zweiten Bereich namens „My News“ solche Artikel aus, die einen individuellen Nutzer vermutlich besonders interessieren werden.

Jeder Nutzer legt fest, welche Themengebiete ihn besonders interessieren. Gleichzeitig erkennt die Technologie hinter der App, welche Beiträge sich ein Nutzer durchgelesen und angeschaut hat. Je öfter man die App aufruft und darin liest, desto besser soll die von einem Algorithmus getroffene Auswahl von Beiträgen werden.

Die Upday-Redaktionen schreiben keine kompletten Artikel, sondern stellen kurz und knapp ein Thema in wenigen Sätzen vor. Will ein Nutzer mehr darüber wissen, wird er auf ein externes Nachrichtenangebot weitergeleitet. Der Aggregator sorgt für das Herausfiltern und Zusammenfassen relevanter Themen, gelesen und geschaut wird dann auf anderen Seiten. In Deutschland arbeite Upday derzeit mit rund 300 Verlagen und TV-Sendern, europaweit mit etwa 1000 Nachrichtenquellen, sagt Peter Würtenberger, der CEO des Springer-Tochterunternehmens.

Upday auf einem vernetzten Kühlschrank-Bildschirm

Das Geschäftsmodell von Upday basiert auch und im Wesentlichen auf der Einspielung von Werbung. „Wischt“ sich ein Nutzer durch die Zusammenfassungen von Beiträgen, auch Karten genannt, soll mittelfristig etwa jede zehnte Karte eine von Unternehmen bezahlte Werbebotschaft sein. Die Einbettung von Werbung in den Nachrichtenstrom soll zu einer höheren Akzeptanz der Nutzer führen, die auf klassische digitale Bannerwerbung eher allergisch bis ablehnend reagieren. Diese These wird im Alltagstest zu beweisen sein.

Upday steht mit seinem Konzept freilich nicht ganz alleine da. News360 bietet beispielsweise eine ähnlich personalisierte Nachrichtenoberfläche, ebenso News Republic oder Nuzzel. Über eine Schnittstelle zum sozialen Medienprofil eines Nutzers erkennen solche Apps auch, für welche Themen ein Nutzer sich interessiert, beziehungsweise für welche Themen sich auch virtuelle Freunde eines Nutzers begeistern. Diese Angebote verfügen aber in der Regel nicht über eigene Redaktionen.

Darüber angesiedelt sind die Großkonzerne Facebook, Apple und Twitter, die selbst eigene Nachrichtenströme generieren. Alle drei Firmen haben in der jüngeren Vergangenheit verstärkt auf die Einbindung von Nachrichtenquellen gesetzt, weil sie deren Inhalte ihrerseits attraktiv finden, um Nutzer zu gewinnen und zu binden.

Der Fantasie sind in der Erweiterung der Abspielflächen wenig Grenzen gesetzt, folgt man CEO Peter Würtenberger. So könne er sich Upday auch auf einem vernetzten Kühlschrank-Bildschirm vorstellen, sagt er. Der Weg zum Badezimmerspiegel dürfte da nicht mehr weit sein.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Welt Online.

Bild: Upday; Hinweis: Axel Springer ist Gesellschafter der Business Insider Deutschland GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zu Business Insider findet ihr hier: www.businessinsider.de/informationen/impressum