Cloud-Anbieter NSA

NSA-Affäre kostet US-Cloud-Anbieter 35 Milliarden Dollar

Für viele ist Edward Snowden ein Held – zumindest im spielerischen Sinne hat das ein deutsches Entwicklerteam mit „Eddy’s Run“ sogar bereits als Game-Titel umgesetzt, wie Basic Thinking gerade berichtet. Welche Konsequenzen die Enthüllungen des früheren NSA-Mitarbeiters haben, wird derweil erst langsam klar. Dass ein schweizerischer Cloud-Hoster im ersten Monat seit dem Beginn der Snowden-Saga einen Umsatzzuwachs von 45 Prozent zu vermelden hat – wer würde das schon mit dem US-Geheimdienst in Verbindung bringen.

Der Grund: US-Cloud-Anbieter wie Microsoft, Amazon oder Google haben seit Prism und XKeyscore erhebliche Probleme mit ausländischen Kunden. Den Tech-Riesen, hat der Thinktank Information Technology & Innovation Foundation herausgefunden, wird der NSA-Skandal in den nächsten drei Jahren zwischen 21,5 und 35 Milliarden US-Dollar an Umsatzausfällen bescheren. Wie Golem zitiert, haben 36 Prozent der US-Betreiber erklärt, dass es seit den Enthüllungen von Edward Snowden schwieriger geworden sei, Verträge im Ausland zu schließen.

Keine Datenübermittlung in Drittstaaten

Da der weltweite Cloudspeicherbedarf – trotz vereinzelt zu erwartender Panikreaktionen einiger Nutzer – allerdings kaum sinken wird, kommt die Entwicklung auch hiesigen Anbietern zu Gute: Als Ergebnis erwartet die Foundation, dass US-Cloud-Betreiber zehn bis 20 Prozent des Auslandsmarkts an Betreiber aus Europa oder Asien verlieren werden.

Hier fühlen die Kunden sich offenbar sicherer: Die deutsche Konferenz der Datenschutzbeauftragten habe seit Ende Juli 2013 keine neuen Genehmigungen für Unternehmen zur Übermittlung personenbezogener Daten in Drittstaaten mehr erteilt. Obendrein werde geprüft, so Golem weiter, ob bestehende Zulassungen über das Safe-Harbor-Abkommen ausgesetzt werden können. Davon sind auch bestimmte Cloud-Dienste betroffen. Sollten die Kunden gleich scharenweise überlaufen, wäre Snowden für die Anbieter wohl wirklich ein Held.

Nachtrag vom 9. August 2013: Wie Venturebeat berichtet, hat Snowdens Email-Provider Lavabit den Betrieb eingestellt. Das Unternehmen hatte stets die Sicherheit der Daten und den Schutz der Privatsphäre beworben. Sein Gründer Ladar Levison hinterließ eine Erklärung zu den Hintergründen, die mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet:

My Fellow Users,

I have been forced to make a difficult decision: to become complicit in crimes against the American people or walk away from nearly ten years of hard work by shutting down Lavabit. After significant soul searching, I have decided to suspend operations. I wish that I could legally share with you the events that led to my decision. I cannot. I feel you deserve to know what’s going on – the first amendment is supposed to guarantee me the freedom to speak out in situations like this. Unfortunately, Congress has passed laws that say otherwise. As things currently stand, I cannot share my experiences over the last six weeks, even though I have twice made the appropriate requests.

What’s going to happen now? We’ve already started preparing the paperwork needed to continue to fight for the Constitution in the Fourth Circuit Court of Appeals. A favorable decision would allow me resurrect Lavabit as an American company.

This experience has taught me one very important lesson: without congressional action or a strong judicial precedent, I would _strongly_ recommend against anyone trusting their private data to a company with physical ties to the United States.

Sincerely,
Ladar Levison
Owner and Operator, Lavabit LLC

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