Die Gründer von Vaamo: Oliver Vins (links), Yassin Hankir und Thomas Bloch
Die Gründer von Vaamo: Oliver Vins (links), Yassin Hankir und Thomas Bloch Die Gründer von Vaamo: Oliver Vins (links), Yassin Hankir und Thomas Bloch

„Für Banken stehen die Kundenbedürfnisse selten im Mittelpunkt“

In dieser Woche ist Vaamo gestartet, ein FinTech-Startup, das die Geldanlage am Kapitalmarkt für den Kunden stark vereinfachen will. Die drei Gründer Thomas Bloch, Yassin Hankir und Oliver Vins haben sich 2003 an der Goethe-Universität Frankfurt kennen gelernt und später im Bereich Finanzen promoviert haben. Bereits an der Uni gründeten die drei eine studentische Unternehmensberatung, später arbeitete Bloch bei J.P. Morgan im Investment Banking, Hankir und Vins waren als Consulter bei McKinsey tätig und berieten dort Banken mit Fokus auf das Privatkundengeschäft.

Ein Jahrzehnt nachdem sich die drei kennenlernten, gründeten sie die Vaamo AG in Frankfurt. Im Interview mit Gründerszene verraten sie, warum sie ihre gutbezahlten Jobs an den Nagel hängten, um ein Startup zu gründen und was bei Vaamo anders gemacht wird, als bei traditionellen Banken.

Warum habt ihr eure gut bezahlten Jobs verlassen und ein Startup gegründet?

Yassin Hankir: Schon während der Unizeit haben wir regelmäßig Geschäftsideen diskutiert, haben uns dann aber erst einmal für den konservativen Weg als Berater und Banker entschieden. Über die Jahre haben wir dann aber doch gemerkt, dass uns das Thema Entrepreneurship mehr reizt. Einerseits, um tatsächlich das Ruder in der Hand zu haben und für das, was man tut, selbst verantwortlich zu sein.

Andererseits war die Gründung von Vaamo aber auch sehr stark davon getrieben, dass wir in unseren alten Jobs täglich mit Banken konfrontiert waren. Die üblichen Fragestellungen der Banken sind: Wie kann ich dem Kunden noch mehr Produkte verkaufen? Oder: Wie kann ich dafür sorgen, dass der Kunde noch mehr Geld bei mir anlegt? Die Kundenbedürfnisse stehen dabei aber selten im Mittelpunkt. Das hat sehr zu unserer Motivation beigetragen, ein kundenzentrisches Geschäftsmodell aufzubauen. Wir sehen hier einen enormen Bedarf und wir glauben, wir können das besser machen als die traditionellen Banken.

Und was macht Vaamo?

Thomas Bloch: Vaamo ist ein Online-Service für eine komplette, automatisierte Geldanlage. Wir sind also nicht nur eine weitere Webanwendung, sondern bieten dem Kunden den kompletten Service, mit Anlagekonzept und der entsprechenden Umsetzung.

Was macht ihr dabei besser als die traditionellen Banken?

Oliver Vins: Wir wollen den Zugang zum Kapitalmarkt so einfach machen wie Tagesgeld. Rund 85 Prozent der Deutschen sind überhaupt nicht am Kapitalmarkt investiert und lassen ihr Geld im Regelfall auf Tagesgeldkonten liegen. Dadurch erleiden sie gerade über die Zeit einen enormen Vermögensschaden. Das wollen wir ändern. Zum einen mit einem sehr einfachen User Interface, mit dem jeder ohne Vorwissen Samstag abends auf dem Sofa liegend mit seinem iPad Geld anlegen kann. Zum anderen haben wir ein attraktives Produkt, das – anders als bei Banken – wissenschaftlichen Regeln folgt, breit diversifiziert anlegt und sehr kostengünstig ist.

Inwiefern folgt Vaamo wissenschaftlichen Regeln?

Oliver Vins: Auf einem abstrakten Level ist die wissenschaftliche Fundierung sehr, sehr einfach. Seit den siebziger Jahren gibt es unzählige Studien, die zeigen, wie man in der Theorie Geld anlegen sollte. Erstens: Lege sehr breit diversifiziert an. Versuche also nicht, einzelne Aktien auszuwählen. Zweitens: Lege dein Geld kostengünstig an, denn das macht über den Zeitablauf wahnsinnig viel aus. Drittens: Wähle das Risikolevel, das für dich passend ist. Der vierte Punkt kam durch wissenschaftliche Studien in den letzten Jahren hinzu: Setze dir klare Ziele und kontrolliere diese ständig. Wir sind die ersten, die diese vier Punkte konsequent umsetzen. Das ist schon sehr gegensätzlich zu vielem, was Banken machen.

Und wie funktioniert das Ganze nun genau?

Yassin Hankir: Wir haben Vaamo so gestaltet, dass du kein Expertenwissen brauchst, sondern es gibt einen ganz einfachen Prozess in drei Schritten. Im ersten Schritt musst du uns nur sagen, worauf du genau sparen willst, zum Beispiel auf ein neues Auto oder auch den sorgefreien Ruhestand. Außerdem musst du angeben, wie viel Geld du dafür brauchst und wann du dir das Ganze leisten möchtest. Im zweiten Schritt nimmt unsere Applikation diese Informationen und berechnet damit automatisch, wie die monatliche Sparrate dafür aussehen sollte. Die kannst du dann noch individuell an deine Bedürfnisse anpassen.

Außerdem kannst du an dieser Stelle auch entscheiden, mit wie viel Risiko du das Geld anlegen möchtest. Im letzten Schritt musst du dann nur noch deine Angaben bestätigen und das war‘s. Darin liegt die massive Vereinfachung: Du musst nicht – wie bei einer Bank – eine Eingabemaske zum Wertpapierkauf mit diversen Wertpapierkennnummern und  ausfüllen, du brauchst auch keine TAN.

Vaamo arbeitet mit der Fondsplattform FFB zusammen. Wie gestaltet sich diese Kooperation?

Thomas Bloch: Wenn du bei uns Kunde wirst, eröffnest du über unseren Online-Service ein Wertpapierdepot bei unserer Partnerbank FFB. Dieses Depot ist mit einem Girokonto verknüpft, das du bereits hast und das dann als Verrechnungskonto dient. Unsere Partnerbank erledigt für dich die Depotführung und die Transaktionsabwicklung. Wenn du einzelne Investments tätigst oder deine Wertpapiere verkaufst, gibst du über unsere Plattform einen Auftrag auf. Den leiten wir dann zur Abwicklung an die Partnerbank weiter, sodass du eigentlich nie direkt mit der Partnerbank agieren musst.

Wenn du Anlagen tätigst, bucht die Partnerbank per Lastschrift den entsprechenden Geldbetrag von deinem Referenzkonto ab und legt ihn nach deinen Vorgaben an. Beim Verkauf von Investments wird das Geld wieder automatisch auf dein Referenzkonto überwiesen.

Wie hoch ist dabei das Risiko für den Anleger?

Oliver Vins: Grundsätzlich wird jeder Euro eines Kunden auf mehr als 15.000 Einzeltitel, die dahinter stehen, verteilt, also in ein sehr breit diversifiziertes Portfolio. Dadurch ist das Risiko extrem weit gestreut und die Anlage wesentlich sicherer und schwankungsärmer als normale Publikumsfonds. Des Weiteren bieten wir drei Risikoklassen an, da können sich die Kunden dann selbst einsortieren.

Wenn du in einem niedrigen Risiko bist, hast du nur 20 Prozent Aktienanteil und 80 Prozent in relativ sicheren Anleihen. Wir bieten dann auch ein mittleres und höheres Risiko mit 40 und 60 Prozent Aktienanteil an. Dadurch ist natürlich schon eine gewisse Schwankung enthalten, aber durch diese enorme Streuung ist es weniger, als du sie bei Einzelanlagen hättest.

Wie seid ihr finanziert und wie wollt ihr zukünftig Geld verdienen?

Thomas Bloch: Wir haben uns zunächst selbstfinanziert und im November letzten Jahres eine erste Finanzierungsrunde mit Business Angels durchgeführt, bei der wir einen mittleren sechsstelligen Betrag aufgenommen haben. Gerade haben wir begonnen, an einer weiteren Finanzierung für unsere erste Wachstumsphase zu arbeiten.

Yassin Hankir: Unsere Ertragsquelle ist die Servicepauschale, die wir vom Kunden erheben. Das sind 0,49 bis 1,19 Prozent pro Jahr bezogen auf das durchschnittliche Anlagevolumen. Und das ist unsere einzige Ertragsquelle: In der Pauschale ist schon alles enthalten. Wir verdienen also nicht – wie traditionelle Banken – an irgendwelchen Rückvergütungen von Produktanbietern oder sonstigen Vertriebsprovisionen.

Seht ihr die traditionellen Banken als eure Wettbewerber?

Thomas Bloch: Im Moment liegt das Geld unserer Kunden bei den großen Banken. Insofern sind sie im weitesten Sinne schon eine Konkurrenz. Wir sehen uns aber mehr als die Zukunft der Geldanlage. Die traditionellen Banken hinken da mit ihren Innovationen noch hinterher, es gibt noch keine vergleichbaren Online-Angebote.

In Großbritannien und in den USA gibt es drei Wettbewerber, an denen wir uns orientieren: Nutmeg, Betterment und Wealthfront. Die sind gerade sehr erfolgreich. In Deutschland gibt es zwar Anbieter von standardisierter Vermögensverwaltung, die auch begonnen haben, diese über das Internet zu vertreiben, hier gibt es allerdings noch keinen Anbieter, der wie wir eine komplett neuartige User Experience für das Thema „Investieren am Kapitalmarkt“ durch eine stringente Zielorientierung bietet.

Bild: Vaamo