Sie sind gemeinsam mit einem motivierten Gründerteam und einer guten Idee der Motor eines jungen Unternehmens: Investoren. Egal, ob Venture-Capitalist, Business-Angel oder Inkubator – ohne das nötige Kleingeld gäbe es so manche spannende Business-Idee nur auf dem Papier. Gründerszene hat sich daher einmal die Mühe gemacht und unter dem Motto “Interview mit einem VC” – und nein, Anspielungen an Blutsauger sind gänzlich zufällig – Deutschlands spannendste Geldgeber zu einem Interview gebeten. Dieses Mal: Michael Streich von BambooVentures (www.bambooventures.net).

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Stell Dich doch mal kurz vor: Wer bist Du und wie bist Du als Investor unterwegs?

Ich heiße Michael Streich. Als Student war ich Gründer und später im Investmentbanking tätig. Die Firma von damals gibt es noch, aber ich wollte auch gerne Erfahrungen in Großunternehmen sammeln. Als das Banking zu reguliert und langweilig wurde, bin ich wieder zum Unternehmertum zurückgekehrt.

Gib uns doch mal ein paar Eckdaten zu Euch: Größe, Größe des Fonds, Schwerpunkt, Stage, Investments…

BambooVentures wurde im März 2010 von Max Levasier und mir gegründet. Unser Team besteht aus Max, mir und Praktikanten sowie unserem Beirat. Bamboo ist kein Fonds. Wir syndizieren Investments fallbezogen; das heißt, wir konzentrieren Investoren in einer Zweckgesellschaft, die sich dann am Startup beteiligt. Mit diesem Ansatz können wir präziser auf die Anforderungen des Startups eingehen. Die Frühphase reizt uns besonders und unsere Startups kommen primär aus dem CleanTech- als auch SmartTech-Sektor. Unser Portfolio umfasst im Moment zwei Investments: die Innovative Mobility Automobile GmbH und die Crossvertise GmbH.

Wie viel investiert ihr und wie viele Anteile müssen Gründer dafür an euch abtreten? „Das ist eine individuelle Sache“ zählt als Antwort übrigens nicht.

Bamboo investiert in der Regel in der Seed-Phase und im sechsstelligen Bereich. Wir erwarten mindestens 15 Prozent der Anteile.

Bist du selbst an den Investments Deines Fonds beteiligt? Zum Beispiel direkt oder über carry.

Wir sind bisher immer direkt beteiligt.

Was begeistert Dich am Job als VC?

Viele kreative und neue Ideen kennenlernen und entwickeln zu können. Charismatische, wenn auch manchmal anstrengende, Menschen treffen, die Dinge verändern beziehungsweise bewegen wollen.

Berichte mal von Deiner schlimmsten und Deiner besten unternehmerischen Erfahrung?

Bei meiner ersten Erfahrung als Unternehmer musste ich feststellen, dass trotz toller Aufträge und hohen Forderungen die Liquidität knapp werden kann. In Folge mussten wir mit Banken beziehungsweise Sparkassen, die in der Regel nicht sehr unternehmerisch denken, über Kredite verhandeln. Mit dem Rücken zur Wand keine schöne Erfahrung. Auf der anderen Seite ist es ein gutes Gefühl zu sehen, dass die meisten Problem lösbar und vor allem lehrreich sind.

Was ist wichtiger: Das Team oder die Idee?

Team. Ein Bomben-Team biegt eine mäßige Idee hin. Nicht andersrum.

Gibt es das ideale Gründerteam?

Bei der Gründung selbst glaube ich nicht daran. Sofern es sich nicht um schwerwiegende und offensichtliche „Mängel“ handelt, ist es auch nebensächlich. Entscheidend ist, dass ein komplementäres und schlagkräftiges Team im Laufe der Zeit wächst.

Was muss ein Gründer machen, um bei Euch eine Finanzierung zu bekommen? Welches sind die bedeutendsten Kriterien bei Startups für Dich?

Sie/er sollte authentisch und integer auftreten und klare Vorstellungen von der Umsetzung ihrer/seiner Idee haben. Arroganz oder sogar Überheblichkeit kommt bei uns nicht so gut an. Natürlich muss die Idee umsetzbar sein und einen soliden, weitreichenden Markt haben sowie einen klaren Mehrwert schaffen.

Was ist wichtiger – Profitabilität oder Wachstum?

Gut ist ein Zustand, der beides vereint. Wildwuchs auf Dauer ist ungesund.

Welches sind die Top-3-Kardinalsfehler von Startups in Deutschland?

1. Viele Gründer sind zu sehr von sich überzeugt und können daher für entscheidende Probleme und Lösungen blind werden. 2. Gründer tendieren dazu, erstmal „kleine“ Finanzierungsrunden machen zu wollen. Die Beweggründe sind vielfältig. Egal wieso, es macht kaum Sinn und führt zu viel unnötigem Stress. 3. Die Realität ist grundsätzlich anders, als man sie antizipiert hat. Es passieren Dinge, die einem Flexibilität und Fokussierung abverlangen. In diesen Situationen zeigt sich, wer wirklich unternehmerisch denkt oder nur einem Trend hinterherläuft.

USA vs. EU – hinken wir Amerika in Sachen VC und Entrepreneurship hinterher?

In manchen Dingen schon. Die Mentalität der Europäer ist allerdings anders. Vergleiche finde ich daher nie so ganz passend. Wir haben super Leute in Europa und es passiert auch sehr viel. Natürlich besitzen die USA aufgrund des homogenen und großen Binnenmarktes gewisse Vorteile. Desweiteren sind die Rahmenbedingungen für zum Beispiel Angels teilweise klarer und vorteilhafter definiert.

Welche Themen sind für Dich derzeit hot?

CleanTech und SmartTech. Also alle Themen, die eine deutliche Effizienzsteigerung schaffen. Sei es ökonomischer oder ökologischer Natur.

Wie stehst Du zu Copycats?

Können auch gut sein. Wir schließen nichts kategorisch aus.

Auf welchen Startup-Events kann man Euch treffen und welche Blogs/Zeitungen kannst du empfehlen?

Wir haben kürzlich mit den StartEurope-Leuten (www.starteurope.at) das erste Startup Live (www.startuplive.in) zum Thema CleanTech in München organisiert. Ansonsten sind wir oft auf Events in München, Berlin und Wien unterwegs. Ein Blog oder eine Zeitung will ich nicht wirklich empfehlen; ist alles Geschmacksache und es gibt sehr viele! Ich finde es auf jeden Fall wichtig, auch ins Ausland zu schauen. Nicht nur in die USA, sondern auch ins europäische Ausland sowie Israel und Fernost.