Velibre-Gründer David Wolf-Rooney mit seiner Kaffeekapsel aus Papier.
Velibre-Gründer David Wolf-Rooney mit seiner Kaffeekapsel aus Papier.

Wenn David Wolf-Rooney über sein Startup spricht, wählt er keine bescheidenen Worte. Sein Produkt sei ein „Game-Changer”, sagt er. Er erzählt von millionenschweren Offerten, die ihm bereits gemacht wurden. Noch sei es aber nicht soweit, meint er und hält fest: „Ein Exit ist innerhalb der nächsten fünf Jahre bei einer Bewertung des Unternehmens von 100 Millionen Euro angedacht.“

Doch was ist das für ein Produkt, das ihm eine solche Gewissheit gibt? Es ist eine Kaffeekapsel. Ähnlich denen, die von Nespresso und Co. in millionenfacher Auflage produziert werden, die aber massiv in der Kritik stehen, weil sie Unmengen an Plastik- und Aluminiummüll produzieren. Und hier liegt der Unterschied, der Wolf-Rooney so selbstsicher macht: Seine Kaffeekapsel ist aus Papier und kompostierbar.

„Zuerst wollte ich mit den Kaffee-Kapseln nur Geld machen“, erzählt Wolf-Rooney freimütig. „Erst später kam mir der Umweltaspekt in den Sinn.“ Der gebürtige Engländer hat schon in vielen Städten auf der Welt gearbeitet, seine Firma Velibre aber hat er 2013 in Bremen gegründet. So setzt sich auch der Name des Produkts zusammen. Denn die ersten wurden in der bulgarischen Stadt Veliko Tarnovo produziert, der Firmensitz war in Bremen – so kam es zu Velibre.

Kaffeekapseln für den B2B-Markt

Die Papierkapsel lässt sich über den Heimkompost und auch über die braune Tonne, also im Biomüll entsorgen – als einzige Kapsel der Welt, wie das Unternehmen betont. Sie soll „nach kurzer Zeit“ restlos verschwunden sein. Die Kapsel besteht vollständig aus Zuckerrohrfasern. Zuckerrohr fällt bei der Zuckerfabrikation in großen Mengen als Reststoff an. Daher benötigt es weder eigene Anbauflächen für die Produktion noch steht es in Konkurrenz zu Anbauflächen für Lebensmittel, heißt es von Velibre weiter. Das Unternehmen möchte die Kapsel auf dem B2B-Markt der Kaffeewelt etablieren. Der Plan: Velibre stellt die leeren Papier-Kapseln her, Getränke-Unternehmen können sie kaufen und sie mit ihrem Produkt befüllen. 

Und der Markt dafür ist riesig. Laut der Deutschen Umwelthilfe verbrauchen die Deutschen pro Jahr wohl mehr als drei Milliarden Kaffeekapseln. Dabei kommen den Angaben zufolge auf sechs Gramm Kaffee circa fünf Gramm Verpackung. Seine kompostierbare Kapsel ist aus Sicht des Gründers die Lösung dieses Verpackungsproblems. Für ihn ist es nur folgerichtig, dass er damit Interesse auf dem Kaffee-Markt geweckt hat. „Wir haben aktuell mehrere Angebote für Velibre vorliegen“, erklärt er. „Es kann gut sein, dass wir irgendwann von einem Global Player übernommen werden.“ Aufgrund der Marktentwicklung „und dem damit verbundenen bis zu zweistelligen prozentualen Wachstumspotenzialen“ will er sein Unternehmen aber nicht verkaufen. Noch nicht: „Aktuell bin ich jedoch noch nicht bereit mich davon zu trennen.“

Der nächste Schritt ist aber erst mal der Launch des Produktes. Im zweiten Quartal dieses Jahres soll Velibre auf den Markt kommen, zunächst als Testphase mit eigenem Inhalt, ab dem Sommer dann wie geplant als B2B-Business für andere Getränke-Hersteller. Zudem soll bald noch ein weiterer Meilenstein folgen: Im Sommer will Velibre das Patent auf die Papierkapsel erhalten. „Aber auch wenn das nicht klappt, bin ich optimistisch“, sagt Wolf-Rooney. „Wir haben den größten Produktionspartner der Welt für Kaffeekapseln, der Millionen davon produzieren kann. Damit haben wir einen riesigen Wettbewerbsvorteil gegenüber allen, die uns kopieren wollen.“

Auf der Suche nach einer Million Euro

Trotz aller Übernahmeanfragen und Wachstumspotenziale ist er in diesen Tagen wieder auf der Suche nach frischem Kapital: „Aktuell suchen wir eine Million Euro Investment. Wir wollen Geld in Verkauf, Marketing und Strategieentwicklung investieren.“ Wolf-Rooney hat es von Anfang an verstanden, Menschen für Velibre zu begeistern, die an seine Erfindung glauben. Insgesamt sind über 70 Parteien in Velibre investiert, davon rund 40 professionelle Investoren und 10 Unternehmen. Die größte Beteiligung liegt bei 250.000 Euro, die niedrigste 1000 Euro. Sie kam über ein Crowdfunding hinein.

„Zusammengenommen haben wir bisher rund drei Millionen Euro erhalten“, sagt Wolf-Rooney. Und er weiß, die größte Stärke seines Unternehmens liegt in im Potenzial. Zu Umsätzen will er nichts sagen, nur so viel gibt er unumwunden zu: „Wir haben bisher keine einzigen Euro Gewinn gemacht. In Velibre investiert niemand, weil die Bilanz so super aussieht. Man investiert, weil man an den Erfolg der Papierkapsel glaubt.“

Bild: Velibre