Exit auf Raten: Das Berliner Kredit-Startup Vexcash – ein Vermittler von Kurzfristkrediten – gehört nun vollständig dem international aufgestellten Konkurrenten 4finance aus Riga. Das hat Gründerszene aus dem Umfeld des Unternehmens erfahren, auf Nachfrage bestätigte der neue Eigentümer die Transaktion. Bereits 2016 hatte 4finance im Rahmen einer Kapitalerhöhung einen Anteil von 65 Prozent am Startup übernommen, wie aus dem Geschäftsbericht (PDF) des lettischen Unternehmens sowie aus einer Eintragung im Handelsregister deutlich wird.

Nun gingen auch die restlichen Anteile in den Besitz des in Ländern wie Schweden, Dänemark oder Polen sowie jenseits des Atlantiks in Mexiko oder den USA aktiven Kreditvermittlers über. Das Unternehmen tritt weltweit mit unterschiedlichen Markennamen für seine Angebote auf, darunter Zaplo oder Vivus. Sowohl Einmalzahlungs- als auch Ratenkredite befinden sich im Portfolio. In Deutschland soll das Vexcash-Angebot nach der Übernahme weiter ausgebaut werden, „der Großteil des Managements“ sei übernommen worden, heißt es von 4finance gegenüber Gründerszene.

Für den lettischen Anbieter bedeutet die Übernahme auch den Einstieg in den deutschen Markt, der nicht zuletzt aufgrund seiner komplexen regulatorischen Rahmenbedingungen als schwierig gilt. Zudem haben Kurzfristkredite, sogenannte Payday-loans, hierzulande einen schlechten Ruf, weil sie schnell in die Schuldenfalle führen können. Dem Vernehmen nach will 4finance zukünftig an der Verbesserung dieser Wahrnehmung arbeiten.

4finance wurde im Jahr 2008 gegründet und hat seitdem nach eigenen Angaben mehr als 15 Millionen Kurzkredite im Volumen von über 5 Milliarden Euro vermittelt. Im Rahmen der vollständigen Übernahme ist der vor Kurzem erst neu eingesetzte CEO von 4finance, Mark Ruddock, auch zum Mitglied des Aufsichtsrats von Vexcash bestellt worden.

Bei der neuen deutschen Tochter arbeiten rund 40 Mitarbeiter. Kleinkredite vergibt Vexcash ab 100 Euro, Neukunden bekommen maximal 500 Euro Bestandskunden maximal 3.000 Euro. Bei einer Laufzeit von maximal 30 Tagen wird ein Sollzins von 13,9 Prozent fällig. Dabei verleiht das Berliner Startup das Geld nicht selbst, sondern vermittelt die Anfragen an die Net-m Privatbank 1891. Vexcash-Gründer Manuel Prenzel wird sein Amt als Vorstandsvorsitzender aufgeben und in den Aufsichtsrat wechseln. Ali Özen bleibt Vorstand des Unternehmens.

Seit Ende 2013 war das Startup auch mit einem Spin-off aktiv, das sich auf eine andere Klientel spezialisiert hatte: Kurzzeitkredite für Kleinunternehmer in Höhe von bis zu 10.000 Euro. Den Angaben zufolge soll das Angebot auch unter dem neuen Besitzer weitergeführt werden, seit einigen Tagen ist die Webseite allerdings nicht mehr erreichbar.

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