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Viewsters Ziel: eine Marke wie Spotify werden

Die 2008 gegründete Video-on-Demand-Plattform Viewster (www.viewster.com) hat mit Hulu, Netflix und Watchever große Konkurrenz auf dem globalen Streaming-Markt. Deshalb fokussiert sich das Schweizer Unternehmen inzwischen immer stärker auf kostenlose Filme, sowie TV-Serien aus den USA, Großbritannien und Australien, die bisher noch nicht im hiesigen Fernsehen zu sehen waren. Auch Sport-Events aus dem Wrestling- und Martial-Arts-Bereich gibt’s seit ein paar Tagen in der Bibliothek. Der Großteil des kostenlosen Angebots wird entgegen der Markttrends nicht durch ein Abo-Modell finanziert, sondern vor allem durch Werbeeinblendungen.

GS: Wer bist du und was machst du?

KH: Ich bin Kai Henniges, CEO und Mitgründer von Viewster. Wir sind eine Video-on-Demand-Plattform aus der Schweiz. Wir zeigen Filme und TV-Serien. Da unser Angebot größtenteils kostenlos ist, monetarisieren wir uns zu über 90 Prozent durch Pre-Roll- oder Mid-Roll-Werbung, die alle acht Minuten geschaltet wird. Aber wir bieten auch einige der neuesten Filme und Blockbuster gegen Bezahlung an, weil wir sie sonst nicht schneller verfügbar machen könnten. Das läuft dann so: Die ersten zehn Minuten des Films sind umsonst, danach muss sich der Nutzer entscheiden, ob er den Film mieten oder kaufen will.

Einige Streaming-Dienste setzen ja auf ein Abo-Modell – Spotify ist dafür im Musikbereich ein prominentes Beispiel. Wäre das für euch auch denkbar?

Im Filmbereich ist das nicht so einfach. Nehmen wir das Spotify-Beispiel: Die schließen Deals mit einzelnen Musikverlagen und bekommen dann auf einen Schlag ein Komplettrepertoire von mehreren Millionen Songs. In unserem Bereich kannst du aber nie „Vollsortimente“ lizenzieren. Das ist einfach zu teuer! Übrigens können das auch Netflix oder iTunes nicht.

Wir überlegen natürlich trotzdem seit einiger Zeit, ob wir ein “up-sell” auf ein Bezahlprodukt einführen sollen. Wir sind uns aber noch nicht schlüssig, ob unser Content dafür tief genug ist. Viele Nutzer kommen ja gerade zu uns, weil sie hier die meisten Filme und Serien umsonst sehen können. Wir sind deshalb im Netz teilweise auch leichter zu finden, als illegale Anbieter.

Als Nutzer hat man ja oft das Gefühl, dass ich bei einem Anbieter nie alles bekomme, was ich eigentlich suche – auch bei Watchever, Netflix oder Hulu nicht. Wie schafft ihr es da, ein Angebot so zusammen zu stellen, dass die Nutzer regelmäßig zurück holt?

Wir versuchen den neuen Content immer so auszusuchen, dass es für den Nutzer attraktiv ist, zurück zu kommen. Wir haben mit Spielfilmen angefangen, setzen jetzt aber verstärkt auf TV-Serien. Denn wenn diese bei den Nutzern gut ankommen, bindet man sie natürlich längerfristig, da sie sich dann bei uns auch die weiteren Folgen ansehen wollen.


Was ich in diesem Zusammenhang aber noch gar nicht erwähnt habe: Obwohl wir ein Schweizer Unternehmen sind, haben wir unsere größten Märkte in den USA, England und Australien.

Deutschland steht erst an vierter Stelle bei uns. Deshalb haben wir auch viel englischsprachigen Content, der von den Nutzern aber sehr gut angenommen wird. Gerade US-Serien, die noch nicht im Fernsehen ausgestrahlt wurden, sind sehr begehrt.

Ich habe mir euer Inventar einmal angesehen und muss gestehen, dass ich so ein bißchen die großen Blockbuster vermisse. Ist dieser Eindruck richtig?

Sagen wir mal so, wir haben für die deutschsprachigen Märkte einen Deal mit Warner Bros., allerdings sind die so genannten Hollywood-Blockbuster am Anfang ihrer Lebenszeit ja eh nirgendwo kostenlos abrufbar. Dennoch haben wir kürzlich viele Content-Verträge abgeschlossen mit guten TV-Serien und Kinofilmen. Die laden wir jetzt Woche für Woche auf die Plattform, auch in Deutschland.

Ist nicht gerade das Aushandeln von Lizenzen sehr zeit- und nervenraubend – gerade wenn man bei synchronisierten Filmen und Serien auch noch die Tonrechte erwerben muss?

Ja, das stimmt schon. Die Rechte werden ja Land für Land lizensiert. Teilweise ist es dann auch so, dass man mit unterschiedlichen Leuten vom gleichen Lizenzgeber verhandelt, wenn man die Rechte für unterschiedliche Länder haben will! Das nervt. Das ist auch nicht angemessen für das Internet-Zeitalter.

Wen siehst du eigentlich als eure größten Wettbewerber?

In den USA sind Hulu mit dem gleichen Modell unterwegs wie wir. Die haben allerdings schon einen erfolgreichen Up-Sell in ein Paid-Content-Product geschafft. Wir sind aber auch ganz froh, dass wir unabhängig sind und kein großes Medienhaus im Rücken haben. Was ich damit meine: Hulu hat ja die großen Studios NBC Universal, Fox und Disney-ABC als Shareholder an Bord. Ich glaube, da gibt es immer viel Ärger hinter den Kulissen…

Andere Wettbewerber sind dann noch regionale Plattformen, die aus dem User-Generated-Bereich kommen: in Deutschland zum Beispiel Myvideo oder in Frankreich Dailymotion.
Wir haben aber bewusst von Anfang an auf Premium-Content gesetzt. In unseren Kernmärkten haben wir inzwischen rund 30 Millionen Unique User.

Zum Abschluss: Was wollt ihr in den nächsten zwölf Monaten erreichen?

Wir wollen es schaffen, dass der Content besser aufgefrischt wird. Auch wollen wir die Anzeige mithilfe von Facebook-Connect stärker personalisieren. Wir wollen natürlich außerdem mehr und prominenteren Content anbieten und dadurch auch Schritt für Schritt eine Marke werden, etwa wie Spotify im Musikgeschäft.

Viel Erfolg dafür und vielen Dank für das Gespräch!

Bild: Mash Down Babylon/Flickr