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IMG_0181 Von-Floerke-Gründer David Schirrmacher

Es ist Mittagszeit und warm, der Marktplatz in Bonn voller Menschen. Die Stadt sieht hübsch aus im Sonnenlicht, herausgeputzt. Hier in der Bonner Innenstadt, gegenüber vom alten Rathaus, liegt das Büro des Modelabels Von Floerke, das Accessoires wie Krawatten, Fliegen oder Einstecktücher vertreibt.

Ein enges, weißes Treppenhaus führt in die zweite und dritte Etage, wo das junge Unternehmen seine Räume hat. Ein noch eingepacktes Sofa steht vor einer violetten Wand, das Büro wirkt unfertig – und weniger luxuriös, als ich es vom „Portal zur Welt des Edlen und Schönen“ erwartet habe. Man habe gerade erst die zweite Etage dazu gemietet, entschuldigt sich David Schirrmacher, der das Startup Schirrmacher Moden gegründet hat, das hinter Von Floerke steht. Eine Bar soll her und eine Sitzecke, in der man gemütlich einen Whiskey trinken kann. Und dann noch Showräume sowie Flaggen mit Logo an der Hausfassade.

Investments der Löwen

Im September 2015 trat Schirrmacher bei der Pitch-Show „Die Höhle der Löwen“ auf, durchgestylt bis in die Haarspitzen. Der Gründer war damals noch mitten im VWL-Studium und verkaufte vor allem Fliegen nebenher über seinen Onlineshop. „Ich war ganz am Anfang, als ich bei DHDL aufgetreten bin“, erinnert sich der heute 24-Jährige. Vor allem vereinzelte Hipster und junge Anwälte hätten seine Produkte gekauft. Dass er seine Marke verkörpert, merkte man bereits in der Show. Seine Silhouette schmückt das Logo des Labels, der Name seiner Vorfahren ist gleichzeitig der Name der Marke.

In der Sendung überzeugte Schirrmacher mit diesem Auftritt gleich drei Juroren: Judith Williams, Frank Thelen und Vural Öger. 100.000 Euro versprachen die Löwen dem Startup in der Sendung – und legten später noch nach.

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Zwei Investoren verlassen den „Star“

Rund elf Monate später sind die Produkte von Von Floerke deutschlandweit in 2.000 Filialen von Modehäusern wie Breuninger oder SinnLeffers gelistet und auch in Großhandelsketten positioniert, erzählt Schirrmacher. Die Bekanntheit durch die Sendung und das Geld der drei Löwen halfen dem Startup auf die Sprünge. Der Online-Umsatz sei seitdem von 5.000 auf 100.000 Euro monatlich gestiegen, so Schirrmacher. Der Gesamtumsatz liege bei etwa 200.000 Euro. Für Investor Frank Thelen ist das Unternehmen ein „Star“.

Doch nicht mit allen Investoren lief es so rund: Im Januar dieses Jahres wurde bekannt, dass Öger seine Anteile verkauft hatte. Medien berichten daraufhin, Schirrmacher sei darüber enttäuscht gewesen. Aber: „Wir, also der Gesellschafterkreis, haben Vural gebeten, seine Anteile zu verkaufen“, erzählt er nun. „Der Grund war, dass praktisch keine Zusammenarbeit vorhanden war. Ich hab vielleicht einmal mit ihm telefoniert.“ Bei der ersten Aufforderung zum Verkauf seiner Anteile habe sich Öger noch geweigert, bei der zweiten habe er zugestimmt. Gründerszene konnte Öger bisher für eine Stellungnahme nicht erreichen. Kurz darauf habe Schirrmacher erfahren, dass der Reiseunternehmer Insolvenz anmelden musste. Der neue Gesellschafter für das Startup: Claudio Consul, Geschäftsführer und Gesellschafter der Textil -und Hosenmarke Vanilia.

Nicht nur Vural Öger ist raus

Nicht nur Öger stieg aus. Auch Löwin und Teleshopping-Queen Judith Williams trat ihre Anteile am Bonner Unternehmen ab, erzählt Schirrmacher. „Shopping-TV hat uns einfach wenig gebracht“, resümiert er. „Die Verkaufsmargen sind kleiner als beim Einzelhandel – und der reagierte auf unsere Zusammenarbeit mit einem Shopping-Kanal auch negativ.“

Doch es kam noch ein neuer Gesellschafter hinzu: MyTaxi-Mitgründer Niclaus Mewes ist seit Juli an dem Unternehmen beteiligt. Derzeit sammele er außerdem weiteres Geld ein, erzählt Schirrmacher. Die Runde soll niedrig siebenstellig werden, mehr will er nicht sagen. Das Kapital könnte Schirrmacher jedenfalls gebrauchen: Showräume in Skandinavien, den Benelux-Ländern und Österreich sollen eröffnet werden und auch weitere Produkte sind geplant. „Accessoires werden in Zukunft für uns nur ein Zweig des Geschäftsmodells sein,“ sagt er. Welche das sein werden, will er auch nicht verraten.

Im noch unfertigen Showroom in Bonn guckt der 24-Jährige nachdenklich auf den Tisch mit all seinen Produkten. Mit einer ausladenden Handbewegung Richtung Fliegen erklärt er: „Das Produkt braucht kein Mensch, aber es macht die Welt etwas bunter.“

So erging es dem DHDL-Startup Littlelunch nach der Show:

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Bild: Gründerszene/Kim Richters; HInweis: In einer vorherigen Version des Artikels stand fälschlicherweise, der Gesamtumsatz sei 100.000 Euro. Richtig ist der Online-Umsatz.