In sein Stickstoffeis wollte damals eine Löwin investieren – doch Gründer WoopWoop-Gründer Philipp Niegisch schlug das Angebot aus.

Philipp Niegisch stellt eigentlich nur Eis her, allerdings dampft und nebelt es dabei gewaltig. Grund ist flüssiger Stickstoff bei minus 196 Grad, den der Gründer für die Produktion der verschiedenen Sorten verwendet. Das sieht ungewöhnlich aus – und eignet sich perfekt fürs Fernsehen.

Das haben Niegisch und sein WoopWoop-Mitgründer Boris König erkannt: Mit ihrer Präsentation sorgten sie daher bei der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ für Aufsehen bei den Investoren. Ihr Auftritt im Jahr 2016 überzeugte die damalige Jurorin Lencke Steiner, die ihnen ein Investment von 50.000 Euro anbot. 

Nun läuft aktuell die Bewerbungsphase für die fünfte Staffel der Vox-Gründershow. Wir wollten von Niegisch und dem DHDL-Teilnehmer und Getaway-Gründer Edgar Scholler wissen: Was sollten Gründer für den Pitch in der Sendung draufhaben?

Philipp Niegisch hat sechs Tipps:

  1. Be unique: Die Show sucht nach erfolgsversprechenden Geschäftskonzepten mit einzigartigem USP [Anm.d.Red.: Unique Selling Point, bzw. Alleinstellungsmerkmal]. Bietet ein spannendes und einzigartiges Produkt an und ihr seid der perfekte Fit für die Sendung.
  2. Start with a bang: Bei unserem Auftritt konnten wir die Löwen mit einer kleinen Stickstoffexplosion fesseln und so gleichzeitig eine Intro zu unserem Konzept schaffen.
  3. Know your numbers: Das sollte mittlerweile selbstverständlich sein, aber seine Geschäftszahlen in- und auswendig zu kennen, ist eine Grundvoraussetzung, um von den Investoren ernst genommen zu werden. Schließlich verkauft man den Löwen nicht nur das Produkt, sondern vor allem das Business dahinter.
  4. Be authentic: Sich selbst treu zu bleiben und das eigene Geschäft realistisch einzuschätzen, hilft euch, die Ruhe beim Dreh zu bewahren und lässt euch außerdem authentisch wirken. Überhebliche Gründer stoßen bei den Löwen und eventuell auch bei den Zuschauern auf keine freundlichen Gesichter.
  5. Create a vision: Authentizität ist das eine, aber vergesst nicht, dass ihr den Löwen eine Vision verkaufen müsst, nur dann lohnt sich deren Investment.
  6. Be memorable: Diese Sendung ist eure Chance, ein Millionenpublikum zu erreichen. Ihr wollt die Löwen überzeugen, aber sicherlich auch den Zuschauer. Also geht in die Vollen und zaubert etwas auf die Bühne!

Obwohl Löwin Lencke Steiner den WoopWoop-Gründern Geld bot, scheiterte der Deal. Warum hat uns Philipp Niegisch damals im Video erklärt.

Dass Unternehmer auch ohne Deal immens von der Show profitieren, findet der Gründer des Carsharing-Startups Getaway, Edgar Scholler. Er hat in der letzten DHDL-Staffel kein Angebot erhalten und sagt: „Die Medienreichweite der TV-Show ist eine einzigartige Chance und wird sich garantiert auszahlen.“ Wer es in die Show schaffe, bei dem solle „der perfekte Pitch“ sitzen. Das heißt: durchdachtes Storytelling, eine kreative Idee und nicht zu viele technische Details. „Denk daran: Das Publikum vor den Fernsehgeräten überzeugst Du nicht nur mit Deiner grandiosen Idee, sondern mit einem außergewöhnlichen Auftritt.“

„DHDL ist eine Mischung aus Speed- und Blinddate“

Wie auch Woop-Woop-Gründer Niegisch mahnt Scholler: „Kenne Deine aktuellen Zahlen und Dein prognostiziertes Wachstum so sicher, dass du überzeugend darlegen kannst, wie sich Deine Bewertung und Dein Kapitalbedarf zusammensetzen, und sei auf kritische Nachfragen vorbereitet.“ Denn Investoren interessierten sich in erster Linie für die potenzielle Wertsteigerung, damit sich ihre Investition in Zukunft lohne.

Scholler weiter: „DHDL ist eine Mischung aus Speed- und Blinddate.“ Sowohl für die Gründer als auch für die Löwen sei es sehr schwer, innerhalb von einer halben Stunde auszuloten, ob die Chemie stimme. Jeder Geldgeber habe bestimmte Branchenschwerpunkte. „Du solltest genau wissen, welcher der vier am besten passen könnte. Versuche, deine Aufmerksamkeit schon während deiner Präsentation auf ihn zu richten und ihn möglichst direkt anzusprechen.“

Allein mit dem Auftritt in der Show sei es nicht getan, so Scholler. Wer nachhaltigen Erfolg haben wolle, müsse am Ball bleiben und sich eine Strategie für die Kommunikation überlegen. „Sie macht den Unterschied, ob ihr auch nach der Show in Erinnerung bleibt – oder nicht.“ Sein Tipp: „Sucht euch am Besten Unterstützung von Profis, die genau wissen, auf was es ankommt und bereitet im Vorfeld der Ausstrahlung alle Maßnahmen möglichst konkret vor.“

Bild: WoopWoop