Schöne Weihnachten. Durch das Smartphone gesehen.

Diese Meldung passte zum Ende eines Jahres, das uns bei Gründerszene immer wieder nachdenklich gemacht hat: Die Samwer-Brüder wollen einen Musikclub aus Kreuzberg verdrängen. Ganz gleich, ob der Sachverhalt wirklich korrekt wiedergegeben wurde oder nicht – der Ruf und das Image der Startup-Szene in Berlin ist dabei, sich zu wandeln.

Waren es vor vielen Jahren noch viele kleine Startups, die sich ihre eigenen Räume geschaffen haben, ist längst das große Geschäft eingezogen. Wenn man sich die neue Factory am Görlitzer Park oder die Coworking Spaces am Potsdamer Platz anschaut, fällt einem die Kinnlade herunter. Es gibt wenig Vergleichbares auf der Welt.

Bleibt die Szene am liebsten unter sich?

Geld scheint keine Rolle mehr zu spielen. Das Beste ist gerade gut genug. Alles ist wunderschön ausgestattet, es gibt hervorragendes Essen, es fühlt sich an wie in einem Gründerschlaraffenland. Um die neue Großzentren der digitalen Nachwuchswirtschaftler bildet sich ein Ökosystem aus Lunch- und Kaffee- und Clubspots. Von außen betrachtet kann man den Eindruck gewinnen, dass die Szene gerne in ihren Läden unter sich bleibt.

Nicht allen gefällt das. Einige Ureinwohner in Kreuzberg fühlen sich bedrängt. Sie wollen nichts von Veränderung wissen. Obwohl sie selber vor vielen Jahren auch als eine Art Eindringling ihren Platz erobert haben. Aber ihr Ärger über höhere Mieten, teures Bier in Bars, eine veränderte Clublandschaft wird leider häufig auf die Startup-Szene projiziert. Großprojekte von Zalando oder Google sind zum Hassobjekt einer speziellen Szene geworden.

Darunter sind Leute, die einem neuen, teuren Hotel in Kreuzberg gerne mal die Scheibe einwerfen. Aber auch ganz normale Leute haben ein anderes Bild von der Startup-Szene. Viele haben den Eindruck, Startupper sind überheblich, selbstzufrieden und scheren sich nicht um die wirkliche Welt, die sie und ihre Projekte umgibt.

Die Kapitalismuskritiker von der Linken

Die Startup-Szene ist für Berlin inzwischen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Man ist stolz auf die vielen jungen Unternehmen, die die digitale Wirtschaft der Zukunft aufbauen. Der rot-rot-grüne Senat möchte besonders den Wissenschaftsstandort Berlin ausbauen. Vom Ausbau der digitalen Wirtschaft hört man weniger. Wahrscheinlich weil die Kapitalismuskritiker von der Linkspartei das nicht so gerne wollen.

Der Regierende Bürgermeister sagt lapidar, Berlin ähnele immer mehr einer ganz normalen europäischen Hauptstadt. Keine Metropole dieser Welt habe eine Patentlösung für ausreichend bezahlbaren Wohnraum. Man wäre ja schon mit Lösungen zufrieden. Aber da hat die Politik wenig zu bieten gehabt, in seinem ersten Jahr.

Wir von Gründerszene haben das ganze Jahr die Startupszene in Berlin und ganz Deutschland intensiv verfolgt. Die Szene wird immer bunter, immer unübersichtlicher. Große Firmen haben inzwischen alle mindestens einen Accelerator oder Inkubator. Autohersteller sitzen mit ihren Think Tanks in Coworkingspaces. Manager belegen Coding-Kurse, es gibt immer mehr Investoren. Aber es gibt auch noch das Zwei-Frauen-Startup in einem Hinterhof in Kreuzberg. Technik-affine Mitarbeiter kommen aus aller Welt nach Deutschland. Das Thema Startups ist durch die Sendung Höhle der Löwen ins Bewusstsein der Deutschem gelangt. Alle Medien berichten inzwischen umfangreich. Nächstes Jahr kommen mindestes zwei neue Gründershows dazu. Eine mit Stefan Raab, die andere mit Carsten Maschmeyer.

Klarer Kopf und noch mehr Verstärkung

Wir von Gründerszene versuchen bei all dem Durcheinander, einen klaren Kopf zu behalten und berichten für euch mit einem personell verstärkten Team auch im neuen Jahr über Themen rund um die digitale Wirtschaft und Startups. Wir freuen uns darauf Menschen zu treffen, die etwas verändern wollen, die etwas besser machen wollen. Mit der neuen digitalen Technik, mit künstlicher Intelligenz und Kryptowährungen vielleicht. Dass das nicht um jeden Preis geschieht, liegt uns natürlich auch am Herzen. Gerade an Tagen wie diesen.

Ein wunderschönes und ruhiges Weihnachtsfest.
Eure Gründerszene-Redaktion.

Bevor wir dann zu den Geschenken und dem Gänsebraten übergehen, gibt es noch etwas Musik. Zum Fest von den Go-Betweens. Eine der meistübersehenen Bands der 80er Jahre.

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