wie startups weltweit expandieren - Peat scale11
Pierre Munzel (Co-Founder Peat) und Simone Strey (CEO Peat) nehmen den CEBIT Innovation Award für ihre App Plantix entgegen.

Mehr Länder, mehr Möglichkeiten? Nach den ersten Erfolgen im Heimatland dreht sich in vielen Startups alles um die internationale Expansion. Auch das Startup Peat aus Hannover hat diesen Schritt gewagt – und gelernt, worauf Gründer dabei achten müssen.

„Wir wollten schon von jeher Menschen auf der ganzen Welt helfen, ihre Pflanzen und Ernten zu sichern“, sagt Pierre Munzel, CFO und Mitgründer von Peat. Dazu entwickelten er und sein Team eine Software, mit der Nutzer Pflanzenkrankheiten exakt bestimmen und ihnen sogar vorbeugen können. Die Technik im Hintergrund: eine Bilderkennungs-Software, neuronale Netzwerke und künstliche Intelligenz, die dank einer umfassenden Datenbank in nur wenigen Sekunden ein Bild der erkrankten Pflanze analysieren und die entsprechende Diagnose stellen.

Globales Interesse am digitalen grünen Daumen

Mit der App Plantix wandelt das junge Hannoveraner Unternehmen fernab der üblichen Startup-Branchen wie FinTech oder E-Commerce. Für die Gründer war die Thematik aber mehr als nur eine Geschäftsmöglichkeit: Sie arbeiteten zuvor in NGOs und führten Studien zur CO2-Freisetzung bei der Abholzung des Regenwalds in Brasilien durch. Dort fassten sie auch den endgültigen Beschluss zur Gründung von Peat: „Der Inhalt der Forschung war für die brasilianischen Landwirte meist nebensächlich. Für sie gab es dringendere Fragen, wie: Welche Krankheit hat meine Pflanze – und was kann ich dagegen tun?“, erläutert Munzel.

Der Bedarf an einer Software zur Bestimmung dieser Krankheiten besteht aber bei weitem nicht nur in wirtschaftlich schwächeren Regionen wie der brasilianischen Provinz. „Auch ein Großteil der Agrarproduzenten in Industrieländern kann von unserer Lösung profitieren“, so Munzel. Die Landwirte können mit den Diagnosen und Behandlungsvorschlägen der Plantix-App Schädlingsbefall oder Krankheit fundiert bestimmen und punktuell behandeln. Das Resultat: weniger Chemikalieneinsatz, geringere Kosten, mehr Zeit. Für diese Leistung holte Peat Anfang 2017 den CEBIT Innovation Award nach Hannover.

Mit Pflanzenschutz zum internationalen Erfolg

Ihr Konzept traf auf einen kaum erschlossenen Markt mit großem Potenzial, und konnte deswegen auch international überzeugen. „Wir waren sehr froh darüber, dass es weltweit so viel Interesse an Plantix gab. Immerhin war die Lösung von Anfang an darauf ausgerichtet, weltweit Anwendung zu finden“, bestätigt Munzel. Die Software verzeichnet mittlerweile rund 140.000 monatliche Nutzungen und eine Datenbank mit über 700.000 Symptombildern – und wird stets weiter mit Nutzerdaten aus der ganzen Welt aktualisiert. Eine Erfolgsgeschichte, die durch eine engagierte, globale Community bestätigt wird.

Welche Lehren können Startups, die international durchstarten wollen, aus Peats Werdegang ziehen?

Tipp 1: Die Nische finden und besetzen

Die Expansion im Ausland ist gerade für Startups eine zusätzliche Belastung zum normalen Tagesgeschäft. Gründer sollten hier keine Energie darauf verschwenden, die potenziellen Märkte und Zielgruppen nach dem Trial-and-Error-Prinzip zu testen. Viel wichtiger ist hier, die eigene Nische zu erkennen und mit dem eigenen Produkt genau diese Nische zu besetzen.

Mit dieser Strategie war Peat enorm erfolgreich: „Ähnlich effektive Angebote zur automatischen Erkennung von Pflanzenkrankheiten existieren quasi nicht“, meint Munzel. „So hatten wir schnell eine große Nutzerbasis etabliert – gerade in Ländern wie Brasilien oder Indien, in denen es viele Kleinbauern gibt.“

Tipp 2: Offen für Neues bleiben

Startups haben großen, etablierten Unternehmen eines voraus: Sie sind agil und wandelbar. Das kommt ihnen beim Erschließen von neuen Märkten zugute – denn wo ein Weltkonzern aufgrund starrer Prozesse nur langsam mit den wechselnden Anforderungen im Ausland arbeiten kann, haben Gründer die Möglichkeit, sich flexibel an die Gegebenheiten anzupassen.

Wichtig dabei: aufgeschlossen bleiben für den Input von außen. Denn was in Deutschland funktioniert, muss nicht gleichzeitig internationalen Erfolg bedeuten. Schon eine Anpassung von grundlegenden Dingen, zum Beispiel den Marketing-Maßnahmen oder dem Produktnamen, kann hier über Durchbruch oder Fehlschlag entscheiden.

Tipp 3: Hilfe suchen ist keine Schande

Gründer sind Macher, wagen Neues, nehmen Risiken auf sich. Dennoch: Ohne vorherige Erfahrung im Ausland bleibt der Erfolg der Business-Expansion reine Glückssache. Startups stehen für ihr Vorhaben meist diverse Ansprechpartner mit Kontakten in das jeweilige Land zur Verfügung. Die Deutschen Auslandshandelskammern (AHK) zum Beispiel haben Standorte in über 130 Nationen. Sie beraten Gründer mit wertvollen Hinweisen zur Startup-Szene und vermitteln passende Geschäftspartner für die Expansion.

„Gerade in der Anfangsphase profitiert man unglaublich von einem kompetenten Partner im Ausland“, bekräftigt Munzel. Der Co-Gründer von Peat und sein Team kooperieren in Indien zum Beispiel mit dem indischen Forschungsinstitut ICRISAT, veranstalten Schulungen und Weiterbildungen für ihre Lösung und akquirieren ständig neue Daten für ihr System. „Networking ist auch bei der Expansion in neue Märkte Pflichtprogramm. So kommen die wichtigen Kontakte zustande, mit denen man in einer eigentlich fremden Szene seinen Durchbruch feiern kann.“

scale11: Schauplatz für disruptive Business-Ideen

Den richtigen Partner für die Expansion zu finden kann kostbare Zeit in Anspruch nehmen. Eine effektive Alternative dafür sind Branchenevents, bei denen Gründer direkt auf potenzielle Investoren und Geschäftspartner treffen – wie zum Beispiel die scale11, die Startup-Ausstellung der CEBIT. Ab 2018 ist die scale11 Teil des neuen Messe-Formats d!tec, wo disruptive Startup-Ideen auf erfahrene Branchenveteranen treffen.

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Artikelbild: scale11