Wie menschlich muss ein Roboter aussehen, damit man ihm Intelligenz und Bewusstsein zugesteht?

Es ist noch nicht alles verloren. In der vierten Partie setzte sich der südkoreanische Go-Meisterspieler Lee Sedol gegen eine Google-Software durch. Go ist ein asiatisches Brettspiel, das in seiner Komplexität weit über Schach hinaus geht. Die Zahl der möglichen Züge in einem Spiel ist größer als die Gesamtzahl der Atome im Universum. Also ziemlich groß. Wirklich sehr, sehr groß. Im Schach musste sich der Mensch bereits vor 20 Jahren der Maschine beugen. Der Schachcomputer Deep Blue besiegte 1996 den damals besten Spieler der Welt, Garry Kasparov.

In der Gesamtwertung der Go-Partie liegt Googles Alpha Go mit 3:1 aber uneinholbar vorne. Der erste Sieg nach drei Niederlagen ist nicht viel mehr als eine Ehrenrettung für die menschliche Intelligenz. Googles Entwickler sprechen davon, dass ihre Software sich das Spiel selber beibringt und verbessert. Sie träumt das Spiel und lernt daraus, sagen sie. Selbstlernende Computer werden uns bereits in ein paar Jahren überlegen sein, meint auch Ray Kurzweil, der geniale Erfinder und einer der Vordenker im Bereich künstliche Intelligenz. In Sonderfällen wie Schach oder Go ist es bereits passiert.

Fragt sich nur, was wir eigentlich meinen, wenn wir von Intelligenz sprechen. Für Computer ist es unmöglich, eine Spülmaschine zu entleeren und anschließend die Küche aufzuräumen. Ist es das, was uns als Menschen am Ende bleibt? Wann erkennen Computer, dass ein Hemd nicht mehr tragbar ist und in die Altkleidersammlung gehört. Mode, Zustand der Kleidung, Änderung des Geschmacks des Trägers, eine neue Freundin, die einen anderen Stil bevorzugt, man wird älter – kann ein Computer dieses verwirrende Koordinatensystem von kulturellen und subjektiven Referenzen verstehen und danach handeln? Menschliche Intelligenz ist eben etwas Menschliches. Computer-Intelligenz wird etwas anderes sein. Kann durchaus sein, dass wir sie gar nicht erkennen können.

Bei einer Podiumsdiskussion in London sagt mir Prof. Dr. Prof. h.c. Andreas Dengel, dass Computer wahrscheinlich eine andere Art von Bewusstsein entwickeln müssten. Nicht mit dem Menschen vergleichbar. Er geht aber davon aus, dass das nicht passiert. Wenn es doch passieren würde, bräuchte man ein neues Wort dafür. „Intelligenz“ und „Bewusstsein“ sind für den Menschen reserviert. Aber es gibt in den Schaltkreisen, Algoritmen und der Software vielleicht etwas Neues, das wir noch nicht erkennen und benennen können. Es ist ja noch etwas Zeit – bis unser Hausroboter dann schließlich doch noch die Küche aufräumt.

Wir kümmern uns inzwischen um die profaneren Dinge des Lebens. Bei einer Pitch-Veranstaltung des TV-Bezahlsenders Sky in München erzählen zwei junge Gründer, dass sie die beste Sonnencreme der Welt entwickelt haben. Na ja, wenigstens für Menschen, die gerne Sport treiben. Ist es wirklich so, dass große Konzerne wie Beiersdorf mit ihrer Nivea, nicht in der Lage sind, so eine bahnbrechende Erfindug zu machen? Da muss erst ein Startup wie Mawaii um die Ecke kommen? Der Sandtest ist jedenfalls bestanden. Eincremen, Hand in den Sand stecken – nichts bleibt hängen. Kein Schnitzeleffekt. Vielleicht müssen Roboter erst Sport treiben und sich mit Sonnenschutz eincremen, bevor wir sie wirklich ernst nehmen können.

In der Zwischenzeit räumen wir die Spülmaschine aus, bringen den Müll raus und lesen die neuen Bücher von Heinz Strunk („Der Goldene Handschuh“), Rönja von Rönne („Wir kommen“) ud Benjamin von Stuckrad-Barre („Panikherz“). Im Hintergrund läuft intelligente Computer-Musik.

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