Mit dem Plakat machte sich Lieferando nicht nur Freunde.

In Bahnstationen, an vielbefahrenen Straßen und im Fernsehen kämpfen sie um Marktanteile: Die beiden Lieferdienstvermittler Takeaway mit der Marke Lieferando und Delivery Hero – mit Pizza.de und Lieferheld – überziehen die Republik mit Werbeplakaten.

Der Markt ist hart umkämpft. Nach Jahren des starken Wachstums stagniere die Zahl der Neukunden und auch die Unternehmen würden nur noch langsam wachsen, sagte McKinsey-Branchenexperte Thomas Schumacher dem Magazin Horizont. Die Herausforderung: „Hat sich ein Kunde für einen Anbieter entschieden, dessen App heruntergeladen, so bleibt er meist auch treu“, so Schumacher. Drei von vier Kunden würden laut McKinsey-Untersuchungen nach ihrer Erstwahl nicht mehr wechseln.

Um Kunden trotzdem vom Gegenteil zu überzeugen, fließt viel Geld in Marketing. Wie viel, das hat die Marktforschungsgesellschaft Nielsen ermittelt. Die beiden großen Player Takeaway und Delivery Hero haben im vergangenen Jahr je fast 60 Millionen Euro für Werbung ausgegeben. Es handelt sich bei dem Wert um sogenannte Bruttowerbeausgaben, darin sind Rabatte und andere Nachlässe nicht erfasst.

Zum Vergleich: Die Brauerei Krombacher hat – ebenfalls laut Nielsen – im vergangenen Jahr 63 Millionen Euro für Werbung ausgegeben. Das ist der höchste Wert unter den deutschen Brauereien. Edeka gab demnach insgesamt 133,25 Millionen Euro aus, Media Markt bringt es auf mehr als 250 Millionen im vergangenen Jahr.

So viel haben die Online-Lieferdienstvermittler laut Nielsen-Zahlen aus der Horizont in den vergangenen beiden Jahren ausgegeben.

Ein Grund für die Stagnation des Online-Liefermarktes sei die Durchdringung des Markts und der Wunsch nach hochwertigem Essen, analysiert der Unternehmensberater Schumacher. Viele bessere Restaurants würden gar keinen Lieferdienst anbieten.

Auf diesen Trend haben die beiden Konkurrenten reagiert: Die Takeaway Group übernahm erst kürzlich das Berliner Logistik-Startup Food Express. Delivery Hero kaufte im vergangenen Jahr Rocket Internet das Startup Foodora ab. Foodora liefert das Essen von besseren Restaurants ohne Lieferdienst selbst aus, buchbar über die App und Homepage des Startups.

Auch für diesen Dienst kauft Delivery Hero großflächig Werbung ein. Zahlen von Nielsen gibt es noch nicht dazu.

Lieferheld-Werbung in Berlin

Bild: Lieferando; Gründerszene