Big-Data-Prof Reiner Kurzhals (links) und seine Mitgründer Felix Fiege (Mitte) und Cornelius Brosche

Acht Jahre ist es her, da gründete Reiner Kurzhals sein erstes Unternehmen. Damals war er eigentlich Dozent an der Fachhochschule in Münster und lehrte Statistik. Doch gemeinsam mit zwei ehemaligen Studenten seines Kurses begann er, ein Tool für Einzelhändler zu entwicklen, mit dem sich große Mengen an Transaktionen analysieren lassen.

Das Startup lief gut, 4tree habe Kunden wie die Einzelhandelskette Real gehabt und kein fremdes Geld benötigt, erzählt der Dozent gegenüber Gründerszene. 2015 folgte dann der nächste Schritt: Die Unternehmensberatung McKinsey wollte die Technologie für sich allein haben. Für eine unbekannte Summe übernahm das Unternehmen das Startup in Münster, das damals knapp 20 Leuten beschäftigte. „Es war damals das Ziel, etwas zu gründen und zu verkaufen“, sagt Kurzhals im Rückblick. 

Nach zweieinhalb Jahren geht der Dozent nun ein neues Startup an. Gemeinsam mit seinem früheren Doktoranden Cornelius Brosche beschloss er, wieder ein Big-Data-Unternehmen zu gründen. Westphalia DataLab ging im Oktober vergangenen Jahres an den Start, blieb aber bisher unter dem Radar. Auch dieses Mal hat er es wieder auf große Unternehmenskunden abgesehen. „Wir analysieren Daten für Unternehmen, die gute Positionen am Weltmarkt haben, aber sich vor neuer Konkurrenz fürchten, die Marktmacht durch Technik anstrebt“, erklärt er.

Kunden sollen mit der Onlineplattform von Westphalia DataLab verschiedene Datenanalysen ausführen lassen und etwa vorhersagen können, wie hoch eine bestimmte Produktnachfrage sein wird oder wann welche Maschine gewartet werden muss. So ließe sich vermeiden, dass Maschinen ausfielen, wirbt das Unternehmen. Bei den Analysen verwendet das Unternehmen interne Daten wie Kundeninfos sowie externe Daten wie Wetter oder Verkehrslage. Während 4tree sich nach eigenen Angaben auf Einzelhandels-Kunden spezialisiert, will Kurzhals nun branchenübergreifend agieren und besonders Unternehmen aus der Industrie bedienen. Für wie viele Kunden Westphalia DataLab bereits arbeitet, will er nicht kommentieren. Unter anderem seien das aber der Landwirtschaftskonzern Claas und der Recycling-Konzern TSR.

Im Wettbewerb mit SAP und Co.

Kurzhals und sein Mitgründer haben sich ein Feld ausgesucht, das bereits von einigen Wettbewerbern bespielt wird. Big Data ist ein Buzzword, der Markt voller Konkurrenz. Das weiß auch Kurzhals, der sagt: „Wir sehen SAP oder IBM als Konkurrenten, eigentlich alle die Datenanalyse-Software vertreiben.“ Dennoch ist der Münsteraner zuversichtlich und möchte sich unter anderem von Wettbewerbern absetzen, indem sein junges Unternehmen die Analyse von Daten nicht als klassisches Lizenzmodell anbietet, sondern in Startup-Manier günstiger, monatlich kündbar und als „Software as a service“-Modell. 

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Das Daten-Unternehmen, das nach eigenen Angaben nur drei Monate nach dem Start bereits 40 Mitarbeiter beschäftigt, wurde von Kurzhals und Brosche gemeinsam mit einem Partner gegründet. Das Logistikunternehmen Fiege aus Nordrhein-Westfalen besitzt 40 Prozent der Anteile und hat Geld in das Venture gesteckt. Wie viel möchte der Dozent, der selber 36 Prozent am Unternehmen hält, jedoch nicht verraten. Kurzhals bezeichnet den Konzern als Mitgründer, der Fiege-Manager Marcus Gropp ist gemeinsam mit Brosche Geschäftsführer des Unternehmens. Dennoch betont Kurzhals, dass Westphalia DataLab keine Fiege-Ausgründung sei. Der Münsteraner selber konzentriert sich beim Big-Data-Unternehmen nach eigenen Angaben auf die Kunden- und Mitarbeiterakquise. Im Gegensatz zu 4tree plant der Prof dieses Mal, sein neues Venture zu behalten – „wenn es geht bis zur Rente“.

Bild: Reiner Kurzhals; Update: der Artikel wurde am 24. Januar 2018 um 18.45 aktualisiert.