Die weltweit drittgrößte Linienreederei CMA CGM gründet an ihrem Unternehmenssitz in Marseille ein Startup-Zentrum mit dem Namen „Ze Box“. Von Juni an soll es zwölf Startups aus der ganzen Welt beherbergen. „Mit der Gründung von Ze Box treibt CMA CGM seine digitale Strategie voran und entwickelt die Mittel, das führende Unternehmen der Branche hinsichtlich digitaler Innovationen zu werden“, sagte Reedereichef und Mitinhaber Rodolphe Saadé am Dienstag.

Bei der Digitalisierung, bei der Entwicklung und dem Einsatz digitaler Daten- und Kommunikationssysteme hinkte die Schifffahrtsbranche in vergangenen Jahren anderen Wirtschaftszweigen hinterher, vor allem der Industrie, aber auch dem Handel. Mittlerweile nutzen auch Reedereien intensiver etwa die Möglichkeiten, Schiffe mithilfe massenhafter Datenübertragung per Ferndiagnose zu analysieren und ihren Betrieb auf See zu optimieren.

In der vergangenen Woche hatte CMA CGM bekannt gegeben, dass der renommierte IT-Experte Rajesh Krishnamurthy seit Mitte Februar für die Entwicklung und den Ausbau des Digitalgeschäfts bei der Reederei zuständig sei. Krishnamurthy war vom Technologiedienstleister Infosys zu dem Schifffahrtskonzern gewechselt.

Auswirkungen auf das Deutschlandgeschäft

Die Digitalstrategie von CMA CGM wird auch Auswirkungen auf das Deutschlandgeschäft der Reederei haben, das von Bremen und Hamburg aus geführt wird. CMA CGM, das weltweit derzeit insgesamt 489 Containerschiffe betreibt, ist der größte Einzelkunde des Hamburger Hafens. In Marseille, aber auch an wichtigen Standorten im Ausland vernetzt sich die Reederei derzeit enger, um die Entwicklung digitaler Lösungen im Seeverkehr und in der landseitigen Logistik zu unterstützen. Hamburg wiederum setzt mit der Strategie des Smart Ports auf eine digitale Vernetzung von Hafendiensten.

Der Schiffs-TÜV- und Technologiedienstleister DNV GL Maritime mit Hauptsitz in Hamburg wiederum betreut die Betriebsführung mehrerer Tausend Seeschiffe mithilfe der Ferndiagnose. CMA CGM hatte vor einigen Jahren in Marseille eines der ersten reedereieigenen Leitzentren überhaupt für die Datendiagnose und die operative Führung von Schiffen in Betrieb genommen.

Auch beim Einsatz von tiefgekühltem, verflüssigtem Erdgas in Containerschiffen ist CMA CGM ein wichtiger Ansprechpartner für die Hafenwirtschaft und die Politik in Hamburg. Mit dem Einsatz von LNG anstelle von Schweröl sinken die Schadstoffemissionen der Schiffsabgase deutlich. Ende 2017 hatte die französische Reederei die ersten Großcontainerschiffe überhaupt bestellt, die mit LNG betrieben werden. Sie sollen von 2020 an in Betrieb gehen. Hamburg arbeitet gemeinsam mit dem Hafen von Brunsbüttel daran, eine Infrastruktur für die Versorgung von Schiffen mit LNG aufzubauen.

In der vergangenen Woche wurde das neue Flaggschiff der Reederei, die „CMA CGM Antoine de Saint Exupery“ mit einer Kapazität von 20.600 Containereinheiten (TEU), in Dienst gestellt. Dessen Brennstoffverbrauch je Container ist gegenüber der vorangegangenen Schiffsgeneration um ein Viertel reduziert. Auch für den Einsatz von LNG in der Hauptmaschine ist das Schiff bereits ausgelegt. Die „CMA CGM Antoine de Saint Exupery“ läuft Hamburg im Rahmen ihrer Jungfernfahrt nach aktueller Planung am 15. März an.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de

Bild: CMA CGM