Die drei Gründer von Wingly:Bertrand Joab-Cornu, Lars Klein und Emeric de Waziers(von links)

Das eigene Auto mit anderen teilen? Das gehört mittlerweile zum Common Sense der Sharing-Kultur. Seinen Privatflieger mit Wildfremden zu teilen, ist hingegen erst seit vergangenem Jahr in Deutschland möglich. Wingly ist eines der Startups, das am Markt mitmischt und schon Privatpiloten für 650 Flüge mit Passagieren zusammenbracht hat. Nun hat das deutsch-französische Jungunternehmen die erste Finanzierungsrunde hingelegt und einen mittleren sechsstelligen Betrag erhalten.

Mit Felix Haas, der beispielsweise auch an den Fintech-Startups Iwoca und Kreditech beteiligt ist, hat Wingly sogar einen Business Angel gefunden, der selbst Privatpilot ist. Neben Haas hat auch der französische Mitgründer von Fotolia, Thibaud Elzière, Geld in das Flug-Startup gesteckt. „Wir haben erst mal gebootstrappt“, erzählt Lars Klein, Mitgründer und CTO von Wingly gegenüber Gründerszene, „Danach haben wir vom französischen Staat ein Stipendium in Höhe von 21.000 Euro bekommen und mehrere Preisgelder gewonnen.“ Kürzlich erst gewann Wingly etwa den Innovationspreis der Deutschen Luftfahrt auf der diesjährigen ILA in Berlin, der mit 5.000 Euro dotiert ist.

Mit dem Kapital der Business Angels will das Startup zunächst den deutsch-französischen Markt weiter erschließen. „Mit dem Investment peilen wir die kommenden 1,5 Jahre auch an, in den Benelux-Ländern und der Schweiz Flüge anzubieten,“ sagt Klein zu Gründerszene. Außerdem werde ein Teil des Geldes ins Marketing und neue Mitarbeiter fließen. „In Deutschland stellen wir demnächst auch einen Country Manager ein.“ Bisher macht Klein in Deutschland das Marketing alleine, obwohl er eigentlich als CTO für die technische Realisierung zuständig ist.

2014 lernte Lars Klein seine französischen Mitgründer Emeric de Waziers und Bertrand Joab-Cornu über das Startup-Vermittlungsportal Angel.co kennen. Alle drei teilten ihre Begeisterung fürs Fliegen und das Airbnb-Prinzip. Schließlich entwickelten sie daraus ein Geschäftsmodell.

Wingly funktioniert ähnlich wie eine klassische Mitfahrzentrale: „Der Pilot kann dich annehmen oder auch ablehnen – aber bisher ist noch niemand aus Sicherheitsgründen abgelehnt worden“, sagt Klein. Anders als beim Auto-Sharing müssen Mitflieger allerdings ihr Gewicht angeben, weil der Pilot vor Abflug den Schwerpunkt berechnen muss. Um Flüge anzubieten, müssen Piloten ihre Lizenz und ein medizinisches Flugtauglichkeitszeugnis hochladen. Das Briefing zum Ablauf des Flugs handeln dann Pilot und Passagiere selbst aus – genauso wie bei Airbnb.

Ein Rundflug kostet im Schnitt 50 Euro pro Person. Bei Flügen von A nach B hängt der Preis von der Distanz ab: Ein Flug von Berlin nach Sylt kostet etwa 200 Euro. Die Preise sind nahezu gleich bei den Piloten. Der Grund: Es gibt eine gesetzliche Beschränkung auf sogenannte Selbstkostenflüge. Aus den Mitfliegern dürfen die Piloten also keinen Profit schlagen, lediglich direkte Betriebskosten und Landegebühren können umgelegt werden. 66 Prozent der rund 2.200 angebotenen Flüge seien Rundflüge, so Klein.

Eine Familie kurz vor dem Abflug mit einer Privatmaschine, vermittelt von Wingly.

Wingly übernimmt zwar die Vermittlung der Flüge, verdient aber bisher noch keinen Cent. „Bisher wird noch keine Gebühr erhoben. Später wollen wir aber eine Provision von etwa 10 Prozent einführen, die sich auf Pilot und Passagier verteilt. Das Monetarisierungsmodell ist aber noch nicht endgültig“, sagt Klein zu Gründerszene. Die Piloten der Plattform hätten durch Wingly bisher bis zu 60.000 Euro durch das Flight-Sharing einsparen können, heißt es auf der Seite des Unternehmens.

Neben Wingly ist hierzulande auch das Startup Flyt.Club in dem Geschäftsfeld tätig. Das Vermittlungsprinzip ist das gleiche. Flyt.club erhebt bereits eine Provision in Höhe von zehn Prozent des Ticketpreises. In Frankreich ist Coavmi der größte Wettbewerber. In Deutschland sei Wingly Marktführer beim Flight-Sharing, versichert Klein: „Wir haben mehr als doppelt so viele Nutzer wie Flyt.club.“

Bild: Wingly