Nutzerzahlen will Jonathan Christensen nicht nennen. Nur so viel: „Es fing langsam an, aber inzwischen wachsen wir ordentlich.“ Alles weitere bleibt ein Geheimnis. Der Chef und Mitgründer des Berliner Messengers Wire legt 15 Monate nach dem Start des Dienstes nun nach. Künftig können die Nutzer nicht mehr nur untereinander chatten, telefonieren, Fotos, Soundcloud-Musik oder YouTube-Videos verschicken, sie können sich nun auch per Videotelefonie unterhalten.

Besonders stolz ist Christensen jedoch auf etwas ganz anderes: „Ab sofort ist bei uns alles Ende-zu-Ende verschlüsselt.“ Damit dürfte Wire seinen Konkurrenten einen großen Schritt voraus sein.

Verschlüsselung automatisch aktiv

Wire will ausnahmslos alle Inhalte nun mit diesem Verfahren verschlüsseln. Das gilt für alle Geräte, auf denen der Messenger genutzt wird. Verschlüsselt werden Audio- und Videoanrufe, Gruppenunterhaltungen, Chats, Zeichnungen und Fotos. Bei Anrufen führe die Verschlüsselung zu keinen Einbußen bei der HD-Qualität.

Damit haben nur Sender und Empfänger die Möglichkeit, die Inhalte zu entschlüsseln. Wire selbst kann auch auf seinen Servern die Kommunikation nicht im Klartext sehen.

„Wir sehen das als eine wesentliche Unterscheidungsmöglichkeit zu unseren Konkurrenten“, sagt der Wire-Chef. Die Verschlüsselung muss von den Nutzern nicht gesondert eingeschaltet werden, sie ist immer aktiv.

Vieles an Wire erinnert an den Videotelefoniedienst Skype. Das ist auch nicht verwunderlich. Denn an Wire ist die Investitionsfirma Iconical beteiligt, hinter der der Skype-Gründer Janus Friis steht. Auch Wire-Chef Christensen hat einst für Skype gearbeitet und war als Produktmanager beiMicrosoft zuständig für den Lync-Messenger.

Noch ist der Dienst nicht profitabel

Geld verdient Wire jedoch nicht. Weder verkauft es seine Nutzer an Werbekunden, noch gibt es eine Gebühr für die Nutzung. „Wir werden in Zukunft einige Premium-Funktionen anbieten“, sagt Christensen, ohne jedoch auf Details eingehen zu wollen: „Wir experimentieren noch.“

Die meisten Mitarbeiter von Wire arbeiten in Berlin, Firmensitz ist jedoch in der Schweiz. Aus Datenschutzgründen habe man darauf geachtet, dass die Server der Firma in Europa stehen.

Ob es Wire am Ende gelingt, gegen Anbieter wie WhatsApp und Skype zu bestehen, ist fraglich. Die Dienste leben vom Netzwerkeffekt: Je mehr Nutzer, desto nützlicher. WhatsApp hat inzwischen eine Milliarde Nutzer pro Monat.

Diese Artikel erschien zuerst auf Welt.de.

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