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Die Pitch-Show geht in die nächste Runde: In rund einer Woche beginnt die Ausstrahlung der vierten Staffel der Gründershow „Die Höhle der Löwen“ an – und dieses Mal ist eine Politikerin als Jurorin dabei. Dagmar Wöhrl, die den Platz des Erlebnisunternehmers Jochen Schweizer einnimmt, ist die neue Investorin in der Sendung.

Wie beurteilt die CSU-Politikerin die Gründer in der Show? Wie war die Zusammenarbeit mit den anderen Investoren? Auf einer Pressekonferenz im Kölner DHDL-Popup-Store haben wir Wöhrl getroffen und über den Dreh gesprochen.

Frau Wöhrl, wie war für Sie die erste Staffel „Die Höhle der Löwen“?

Spannend und aufregend. Ich kam ja als einzige neue Löwin dazu. Und es ist immer schwierig, wenn man als jemand neues in ein Team kommt, das schon eingespielt ist und alle Höhen und Tiefen miteinander erlebt hat. Zum Glück war einer der ersten Pitchs von einem Produkt, für das ich brenne. So habe ich mich auch gleich zu Beginn als Löwin zu erkennen gegeben und mitgeboten. Ich habe den Deal zwar leider nicht gewonnen, aber dafür war ich spätestens zu diesem Zeitpunkt hundertprozentig in meiner Rolle angekommen und im Löwenrudel aufgenommen. Am Ende des ersten Tages meinten die anderen Investoren dann, es fühle sich an, als ob ich schon immer dabei gewesen wäre. Das hat mich gefreut!

Was war denn das für ein Deal?

Das verrate ich natürlich nicht.

Und was für Erfahrungen haben Sie mit den Gründern gemacht?

Am Anfang konnten viele Gründer mit mir nicht so viel anfangen. Wenn man mich googelt, findet man eben nicht die Introinvest GmbH, unsere Familien-GmbH, sondern die Politikerin Dagmar Wöhrl. Ich hatte das Gefühl, dass viele Gründer, die in die Sendung gehen, meist schon eine vorgefertigte Meinung haben, wen sie als Investor haben möchten. Ihren Wunsch-Löwen sozusagen. Dann ist es schwierig, sie zu überzeugen, dass es auch andere Löwen gibt, die ebenso gut oder vielleicht sogar noch besser zu ihnen passen. 

In der Show haben Sie nicht viel Zeit, um sich vor der Kamera für ein Investment zu entscheiden. Haben Sie sich auch mal verschätzt?

Nein, das ging schon. Es ist trotzdem ein Umdenkprozess. Wir begleiten mit unserer Introinvest GmbH (Anm. d. Red. die Investmentgesellschaft der Familie Wöhrl) schon jahrelang Gründer und Startups. Da hast du die Möglichkeit die Unterlagen, den Businessplan und das Produkt ausführlich zu bewerten, den Menschen auch näher kennenzulernen – und das nicht nur für ein paar Minuten. Du hast Zeit, die Entscheidung reifen zu lassen. Das ist in dieser Show natürlich anders. Hier heißt es, zum einen sich schnell zu entscheiden – und zum anderen kämpfen manchmal eben auch mehrere Löwen um das Produkt. Das heißt, nicht nur die Löwen, sondern auch die Gründer haben es in der Hand, ob ein Deal zustande kommt. Deshalb musst du dich als Investor in Szene setzen. Was kann ich dem Gründer geben, was der andere nicht hat?

Wie urteilen Sie dann?

Bei meiner Entscheidung hängt natürlich viel vom ersten Eindruck ab: Wie wirkt der Mensch, wie präsentiert er sich? Ist das Team harmonisch? Ist das Geschäft realitätsfremd oder hat es echte Chancen? Manche kommen wirklich mit utopischen Vorstellungen in die Show. Das Produkt ist noch nicht mal auf dem Markt und sie denken schon, sie sind die Größten.

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Die Sendung wird dafür kritisiert, realitätsfern zu sein. Wie haben Sie das empfunden?

In der Show zeigen ja beide Seiten Interesse an einer künftigen Zusammenarbeit. Das heißt natürlich nicht, dass sofort nach der Aufzeichnung die Verträge unterschrieben werden. Erst im Nachgang beginnt die eigentliche Arbeit. Man sichtet in Ruhe alle Dokumente, prüft die von den Gründern gemachten Angaben im Detail und recherchiert natürlich. Da ergeben sich dann auch Erkenntnisse, die in der Show nicht zu Tage gekommen sind. Etwa, dass man doch kein Patent hat, sondern nur einen Gebrauchsmusterschutz, dass es doch noch mehrere Gesellschafter im Unternehmen gibt. Und wie in allen Geschäftsbeziehungen läuft nicht immer alles reibungslos. Der Gründer und wir als Investoren müssen uns auch erst kennen- und verstehen lernen. Dann kann es auch schon mal passieren, dass beide zu der Überzeugung kommen, doch nicht so gut zusammen zu passen und somit ein Deal noch platzt. Dies ist aber eher selten der Fall – bei allen Löwen. 

In der Vergangenheit sind aber etwa die Hälfte aller Deals nach der Sendung geplatzt, das ist nicht selten. 

Die Zahlen kenne ich nicht und zu den Deals aus vorherigen Staffeln kann ich auch nichts sagen. Ich weiß aber von der Zusammenarbeit mit den anderen Löwen in dieser Staffel, dass jeder von ihnen wirklich gewillt ist, den Deal auch abzuschließen, wenn er ihn in der Show zugesagt hat. Wenn er von ihrer Seite nicht zustande kam, hatten sie sicherlich gute Gründe.

Gab in der Sendung denn oft Produkte, bei denen Sie dachten: Was ist das für ein Quatsch?

Ich versuche, das immer praktisch zu betrachten und mich zu fragen: Würde ich als Kunde hier einen Mehrwert sehen? Würde ich dieses Produkt kaufen? In der Sendung waren auch Dinge dabei, von denen ich dachte, dass sie, um es mal vorsichtig auszudrücken, echt fragwürdig sind. Aber trotzdem gab’s einen Deal. Ich bin mal gespannt, ob die Produkte vom Kunden angenommen werden. Ich tippe, nach der Sendung werden sie das – aber ich könnte wetten, dass sie sich nicht nachhaltig etablieren!

Können Sie uns schon verraten, wie viel Geld Sie über die Sendung verteilt investiert oder wie viele Deals Sie abgeschlossen haben?

Nein, das können wir noch nicht verraten. Wenn ich Ihnen die Summe der Investments aus der Show sagen würde, würde es auch nicht der Realität entsprechen, weil wir noch teilweise viel Working Capital dazugegeben haben.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Wöhrl!

Bild: Vox/DW