Porsche will als erster Autohersteller ab 2021 Blockchain-Technologie in seine Fahrzeuge bringen. Dazu arbeitet der Sportwagenhersteller mit Xain zusammen. Das Berliner Startup hatte im Sommer 2017 den ersten „Porsche Innovation Contest“ zum Thema Blockchain gewonnen und stellte seine Ergebnisse bei einem Digitalisierungs-Workshop des Autoherstellers in Stuttgart vor. Der Sportwagenhersteller befindet sich in einem Prozess der digitalen Transformation.

Zunächst eine Begriffsklärung: Was ist eine Blockchain? Sie ist ein dezentral auf viele Computer verteiltes Protokoll für Daten-Transaktionen – also das Gegenteil eines zentralen Servers. Man kann sich die Blockchain wie ein Kassenbuch vorstellen, in dem alle Transaktionen verschlüsselt und chronologisch eingetragen wurden. Jeder Eintrag ist ein Block. Und weil die Blöcke einander folgen, wird das Ganze als „Chain“, also als Kette, bezeichnet. Ihre dezentrale Architektur macht die Blockchain erstens sicher vor Hackerangriffen und zweitens garantiert sie dem Eigentümer die Hoheit über seine Daten. Nur er kann mit seinem in der Blockchain hinterlegten „Private Key“, den man sich wie eine TAN vorstellen kann, auf die Daten zugreifen.

Blockchain-App entriegelt Autos sicher

Im Auto der Zukunft sind unterschiedliche Szenarien für diese Technologie denkbar. Eine App kann den Autoschlüssel ersetzen. Das ist an sich nicht neu, mithilfe der Blockchain aber sicherer und schneller als herkömmliche Schlüssel-Apps. So kann ein Autobesitzer Zugangsberechtigungen für einzelne oder mehrere Personen in einer Blockchain sicher vor Hackern hinterlegen. Er kann auch einzelnen Personen temporär Zugang zu einem Fahrzeug gestatten, etwa einem Paketboten, der eine Lieferung im Kofferraum deponieren soll. Eine solche Technologie wurde an einem Panamera bereits erprobt.

Auch Bezahlvorgänge lassen sich mit Blockchain-Technologie sicher abwickeln – Parktickets, Mautgebühren oder die Stromrechnung nach dem Laden eines Elektroautos. Die Sicherheit von Ladesäulen war zuletzt wegen ihrer angreifbaren Software in die Kritik geraten. „Smart Contracts“ genannte digital vereinbarte Verträge auf der Basis einer Blockchain könnten den Verkauf von Energie an der Ladesäule missbrauchssicher abwickeln.

Hackerangriffe auf Autos verhindern

Ein weiterer Schwachpunkt für die Sicherheit vernetzter Fahrzeuge sind die Schnittstellen zum Internet. „Über die Backends nach außen und die verschiedenen Schnittstellen ist es für Hacker einfach geworden auf die Fahrzeug-Infrastruktur Zugriff zu nehmen“, warnt Porsches IT-Vorstand Lutz Meschke im Gespräch mit NGIN Mobility.

Er will vor allem wichtige Sicherheitsfeatures im Fahrzeug vor Hackerangriffen schützen. „Durch die dezentrale Ablage der Daten ist der Hackerangriff so gut wie unmöglich,“ sagt Meschke über die neue Technologie.

Blockchain-Technologie bis 2021 serienreif

Selbstfahrende Fahrzeuge können auch direkt miteinander kommunizieren. Sie können einen Vertrag automatisch aushandeln und umsetzen, ohne dass ein Mensch eingreift. „Mit Blockchain ist ein maschinelles dezentrales Lernen des selbstfahrenden Autos mit Daten von anderen Fahrzeugen einer Flotte möglich“, erläutert Entwicklungsingenieur Johannes Immel die Potenziale der Technologie.

Blockchain ist zwar noch in der Prototypenphase. Die ersten Ergebnisse, die Porsche gemeinsam mit dem Berliner Startup Xain AG entwickelt hat, seien aber vielversprechend. „Wir erwarten, dass wir damit 2021 an den Start gehen und Blockchain-Technologie integrieren können“, sagte Porsche IT-Vorstand Lutz Meschke

ZF entwickelt „eWallet“ für vernetzte Autos 

Auch andere Unternehmen der Automobilbranche experimentieren mit Blockchain-Technologie. So arbeiten der Zulieferer ZF, die Bank UBS und der Software-Gigant IBM an einem sogenannten „Car eWallet“, das sichere Transaktionen an Ladesäulen, in Parkhäusern und an Mautstationen ermöglichen soll. 

Nicht alle Blockchain-Konzepte sind von Erfolg gekrönt. So gibt das Blockchain-Ladenetz MotionWerk (Share&Charge) die Idee eines Peer-to-Peer-Ladenetzwerks und damit sein B2C-Geschäft auf, wie Electrive.net zuerst berichtete. Man wolle sich künftig auf den Ausbau des B2B-Geschäfts konzentrieren und die Plattform als Open-Source-Software öffnen, hieß es in dem Unternehmen. Ein Investor von Motionwerk ist die RWE-Tochter Innogy.