Weniger ist meistens mehr. Nach diesem Prinzip will der Berliner Modehändler Zalando sein Klamotten-Angebot künftig seinen Kunden präsentieren – und investiert kräftig in Software. Laut eines Berichts des Handelsblatts soll innerhalb der nächsten anderthalb Jahre ein zweistelliger Millionenbetrag in intelligente Algorithmen fließen, die individuelle Onlineshops für jeden Kunden erstellen und eine optimierte, reduzierte Auswahl aus den 300.000 Artikeln bieten, die Zalando jede Saison auf den Markt schmeißt.

„Mögen Sie Glitzerklamotten?“

Derzeit sollen 600 von 1.900 Tech-Mitarbeiter an der Personalisierung und der dahinter stehenden künstlichen Intelligenz arbeiten, um das Kaufverhalten der Kundschaft auszuwerten. Neben der Big-Data-Analyse will das Modeunternehmen aber auch auf direkten Kunden-Input setzen. So sollen sich Chatbots nach den Vorlieben der Kunden erkundigen. Auf der Website muss der interessierte Käufer dafür noch zur Tastatur greifen, die Zalando-App soll darüber hinaus mit einer Sprachsteuerung aufwarten. Daten, die Zalando gesammelt hat, werden Kunden im Nachhinein auch editieren können, schreibt das Handelsblatt. Alte Kleidungsvorlieben, die nicht mehr aktuell seien, dürften beispielsweise gelöscht werden.

Außerdem will Zalando stärker auf Influencer-Marketing setzen und Netzstars als Models einsetzen, um damit eine „authentische Ansprache“ zu erreichen. Weitere 600 Stylisten speisen nach Unternehmensangaben zusätzlich saisonale Empfehlungen in den Feed von Kauf-Angeboten ein. Zalando setzt damit auf den Trend des kuratierten Konsumierens, der nicht nur in der Modebranche bei Outfittery oder Modomoto zu finden ist, sondern auch beispielsweise bei Spotify zuletzt für gute Zahlen sorgte.

Antwort auf Amazon

Das technische Aufrüsten dürfte eine Antwort auf Amazon sein, das mit seinen Investitionen in den Service Echo Look personalisierte Outfits verkaufen will. Insbesondere die technische Innovationskraft des US-Konzerns und seine starke Marktdurchdringung werden den Modehändler aus Berlin zum technischen Aufrüsten veranlasst haben. Daneben kämpfen die Otto Group mit About you und der britische Modehändler Asos um Marktanteile. Derzeit macht Zalando als drittgrößter deutscher Onlinehändler einen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro. Durch die Neuerung erhofft man sich eine Verdopplung innerhalb der nächsten drei Jahre.

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Bild: Getty Images / Sean Gallup