Violette Sommerschuhe – die würden perfekt zu meinem schwarzen Kleid passen. Ich scrolle auf meinem Smartphone durch die Produktbeschreibung und lese schließlich noch die Bewertung einer Kundin: „Einziger Minuspunkt ist, dass man etwas schwitzt“. Igitt. Das will ich eigentlich nicht. Vorsichtshalber speichere ich das hübsche Schuhpaar trotzdem auf meiner Wunschliste in der Zalando-App.

Auf dieser Liste stehen bereits 17 andere Produkte. Wie diese Sammlung überhaupt zustande kommen konnte? Keine Ahnung. Eigentlich bin ich kein großer Online-Shopper. Ich mag die Streifzüge durch die Innenstadt am Wochenende, nach denen mir die Füße weh tun und mein Magen knurrt. Dann aber habe ich die App von Zalando heruntergeladen.

Den Sinneswandel haben zwei Dinge herbeigeführt: ein Gespräch mit dem Gründer Roman Kirsch über sein Startup Lesara und eine Podiumsdiskussion bei Zalando. Ich lernte, wie wichtig die Apps für beide Mode-Versender sind und wie hart sie an deren Optimierung arbeiten.

Dass Mobile Shopping boomt, ist natürlich nichts Neues. Vor fünf Jahren haben laut Statista nur etwa 23 Prozent der Deutschen über ein mobiles Gerät eingekauft, heute sind es mehr als zwei Drittel. Da mein letztes Smartphone eine alte Möhre ohne Speicherplatz war, konnte ich erst vor wenigen Wochen auf diesen Zug aufspringen. Mit meinem neuen Gerät wollte ich endlich einmal ausprobieren, was die Zalando-App taugt. Und ich muss sagen: Ich finde sie ziemlich gut, ihre Nutzung ist deutlich angenehmer als das Einkaufen bei Zalando im Browser, was ich wenige Male ausprobiert habe.

Mit diesem Gefühl bin ich offensichtlich nicht allein. Im Apple-Store ist die neueste Version der App mit fünf Sternen bewertet, auch bei Google Play schneidet sie mit mehr als vier Sternen ab. Zalando schreibt im jüngsten Geschäftsbericht von 2015, die App sei mehr als 16 Millionen Mal heruntergeladen worden. Anfang dieses Jahres gab es dann noch einen Relaunch der App, um sie nutzerfreundlicher und unterhaltsamer zu machen.

Trotz Ärger wieder eingekauft

Die Bedienung ist nach kurzer Gewöhnung recht intuitiv, mir werden eine Menge Produkte angezeigt, die mir gefallen. Leicht lassen sich Items auf der Wunschliste speichern, in den Warenkorb verschieben oder deren Farben und Größen ändern. Und hat man einmal seine Daten für die Bezahlung gespeichert, bestellt man schnell wieder.

Dreimal habe ich in den vergangenen 15 Tagen den „Kaufen“-Knopf gedrückt, um genau zu sein. So häufig habe ich nun Kleidung über die App geordert, einige Teile zurückgesendet und neu ausgesucht. Dabei bin ich kein Shopoholic und wollte eigentlich nicht mehr bei Zalando bestellen. Denn meine Erfahrungen waren alles andere als erfreulich: Um nicht mühselig Produkte zurücksenden zu müssen, knöpfte ich mir bei meiner ersten Bestellung vor einiger Zeit die Größentabellen genau vor. Sogar ein Maßband musste herhalten, um Taille und Co. auszumessen. Bei den verschiedenen Kleidungsstücken schrieb mir Zalando die Größen L oder XL zu. Das Ergebnis: von sechs Teilen gingen fünf zurück, lediglich ein Paar Schuhe passte. Alles andere war deutlich zu groß.

Trotz dieses Ärgers hat die Zalando-App mich also dazu verleitet, neuerdings wieder bei dem Händler einzukaufen. Keine schlechte Leistung für ein Tech-Produkt. Ich finde es angenehm, dass die App per Algorithmus meinen Geschmack trifft und die Prozesse so unkompliziert sind. Für Zalando sind solche Effekte entscheidend: Gibt es für Kunden keine Hürden, um zu bestellen, wird ein höherer Umsatz erzielt.

Mein Konto allerdings zeigt sich von den jüngsten Eskapaden weniger begeistert. Das Problem der Passform ist außerdem nicht gelöst. Ich versuche zwar, mich mehr auf meine Erfahrung bei den Kleidergrößen zu verlassen, doch das klappt nicht immer. Auch regt sich mein Gewissen, das in dieser Sache den Sprung ins digitale Zeitalter noch nicht geschafft hat: All die Retouren, die ich sende, sind die nicht umweltschädlich? Brauche ich überhaupt so viel Kleidung?

Schließlich bleibt mir nur eins: Obwohl ich das Produkt gut finde, muss die App weg. Wenn die Zalando-Nacktscanner-App kommt*, dann kehre ich vielleicht zurück.

Bild: Georg Räth/Gründerszene

*Hinweis: Das war in diesem Jahr unser sehr erfolgreicher Aprilscherz.