Apple bringt seine Mac-Computer und seine Mobilgeräte künftig dazu, besser zusammenzuarbeiten. Dafür überarbeitet der Konzern sein Betriebsystem OSX und benennt es um: Künftig heißt die Software Mac-OS, und greift dank der Integration von Daten zwischen allen Apple-Geräten eines Nutzers auf Hardware-Funktionen und Nutzer-Informationen der Mobil-Geräte auf Basis von iOS zurück. Apples künstliche Intelligenz Siri soll die Nutzer dabei künftig über alle Geräte hinweg unterstützen.

Die Neuerungen stellte der Konzern zum Start der hauseigenen Entwicklerkonferenz WWDC vor, die Apples jedes Jahr im Juni in San Francisco veranstaltet. Mac OS Sierra heißt das kommende Desktop-Betriebssystem, das viele Funktionen mit der ebenfalls neuen iOS-Version 10 teilen wird:

  1. Künftig können Nutzer auf sämtliche ihrer Dokumente auf einem Mac-Rechner auch per iPhone oder iPad zugreifen. Insbesondere die Dateien auf dem Desktop eines Macs stehen nun auch mobil zur Verfügung. Ältere Dateien können zudem automatisch komplett in die Cloud ausgelagert werden, um Platz auf dem lokalen Geräte-Speicher freizuschaufeln. Auch funktioniert das Kopieren von Text in die Zwischenablage nun zwischen Geräten – wer etwa Text oder einen Link auf dem Mac kopiert, kann ihn auf dem iOS-Gerät öffnen.
  2. Die Apple Watch soll künftig als Schlüssel für den Mac funktionieren – der Nutzer muss kein Passwort mehr eingeben, sondern nur die auf ihn registrierte Smartwatch in der Nähe des Mac-Rechners bringen, um das Gerät aufzuschließen.
  3. Apples Bezahldienst Apple Pay soll künftig nicht mehr nur auf iOS-Geräten, sondern auch online via Mac OS funktionieren. Diese Ausweitung ist für Apple extrem wichtig, denn nun können Nutzer auch Online-Einkäufe mit Apples System bezahlen. Damit macht Apple Amazon und Paypal direkt Konkurrenz. Anders als bei den beiden Konkurrenten müssen Apple-Pay-Nutzer auch für Online-Einkäufe keine Passwörter eingeben – stattdessen können sie Einkäufe auf dem Mac per Fingerabdruck auf ihrem iPhone oder iPad freischalten. Bislang jedoch ist Apple Pay nicht in Deutschland verfügbar und wird auch im laufenden Jahr nicht nach Deutschland kommen. Nach dem Launch in Großbritannien will Apple nun zunächst die Schweiz und Frankreich für ApplePay freischalten.
  4. Apple hat sowohl auf dem Desktop (Mac OS) als auch mobil (iOS) seine Messaging-App massiv überarbeitet: Nutzer können nun kleine Zeichnungen, Animationen und Full-Screen-Hintergrundvideos verschicken. Zudem soll die App die Nutzung von Emoticons vereinfachen: Zum einen schlägt die App passende Emoticons automatisch vor, zum anderen kann sie nach Wörtern im Text suchen, die sich per Emoticon ersetzen lassen. Zudem kann die neue Nachrichten-App Emotionen im Text ausdrücken: Entschuldigungen können in winzig kleinlauter Schrift geschickt werden, Liebeserklärungen als verschlüsselte Nachrichten, die sich nur auf Berührung hin öffnen.
  5. Eine neue App namens Home in iOS 10 soll die Steuerung des smarten Haushalts vereinfachen: Kompatible Geräte lassen sich gesammelt per App steuern. Nutzer können zudem Makros definieren, und etwa mit einem Klick auf dem Bildschirm ganze Lichtstimmungen definieren, oder alle Geräte im Haus auf einmal abschalten. Der Haken daran: Bislang sind nur wenige Geräte auf dem Markt, die Apples Homekit-Standard auch beherrschen.
  6. Sowohl auf dem Apple-TV als auch auf dem Desktop und in iOS will Apple Logins vereinfachen: Mit Single Sign On können Nutzer Netflix-, PayTV- oder Spotify-Abos über alle Geräte hinweg verwalten.
  7. Auch die Apple Watch bekommt eine neue Betriebssystemversion: Künftig sollen Nutzer Fitnessfunktionen einfacher aufrufen können. Auch sollen Apps schneller starten und einfacher zu finden sein.
  8. Apples Software-Assistent Siri kommt auf den Desktop – und soll Mac-Nutzern dabei helfen, ihren Alltag künftig leichter zu organisieren. Auf Zuruf sucht Siri zum Beispiel nach Dateien und versteht dabei auch persönliche Referenzen wie „Zeig mir die Dateien, an denen ich vergangene Woche zusammen mit John gearbeitet habe.“
  9. Siri soll auch in Desktop-Apps wie iTunes oder die Karten-App integriert werden und kann auf Zuruf Musik suchen, oder Orte auf der Karte finden. Zudem öffnet Apple Siri für Apps von Drittentwicklern – ein Weg zu mehr intelligenten Funktionen, den Konkurrent Amazon mit seinem Dienst Alexa bereits seit längerem erfolgreich geht.
  10. Last but not least integriert Apple künstliche Intelligenz zur Bildererkennung in iOS und macOs: Die Software erkennt Fotoinhalte, Nutzer sollen künftig nach Situationen oder Personen suchen können. Wichtig dabei: Die Bilderkennung findet lokal auf dem Gerät statt, Apple will so die Privatsphäre der Nutzer wahren. Apple-Chefentwickler Craig Fdericki betonte mehrfach, wie wichtig Apple die Privatsphäre der Nutzer nimmt – und wie der Konzern versucht, Verschlüsselung in sämtliche Funktionen seiner Software einzubauen.

Die öffentliche Beta für die neuen Betriebssysteme soll im Juli starten, das automatische Update für sämtliche Nutzer im Herbst folgen. Neue Hardware, die einige Analysten und Journalisten vorab erwartet hatten, stellte Apple dieses Mal nicht vor.

Zum Abschluss der Präsentation kam Apple-Chef Tim Cook auf die Bühne und stellte eine neue App vor, mit der Kinder künftig spielerisch lernen sollen, eigene Apps zu programmieren. Apple setzt dazu auf die hauseigene App-Programmiersprache Swift, die besonders einfach erlernbar sein soll. Tim Cook hatte bereits zu Beginn der WWDC neue Rekorde im hauseigenen App-Store verkündet: Mittlerweile enthält dieser mehr als zwei Millionen Apps für iPhone, iPad, AppleTV und Mac-Rechner. Apple zahlte seit 2008 mehr als 50 Milliarden Dollar Umsätze aus App-Verkäufen an die Entwickler aus.

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Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt online.

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