Das Zenkit-Logo: Ein Alien mit Diamant.
Das Zenkit-Logo: ein Alien mit Diamant.

Martin Welker mag ambitionierte Ziele. „Goodbye, SAP und Excel!“, sagt er schon kurz nachdem sein Strukturierungstool Zenkit nun auch als Desktop-Version für Windows, MacOS und Linux auf den Markt gekommen ist. Große Worte, allerdings. Und was steckt dahinter? Eine Applikation, die das Projektmanagement zum Kinderspiel machen soll, indem sie Tools ähnlich wie Wunderlist oder Trello in nur einer Anwendung kombiniert. Wer möchte, nutzt die klassische Listen-Ansicht oder eine Mind Map, das Kanban-Board oder ein Kalenderformat.

Zehn bis 15 Mitarbeiter arbeiten an der App – demnächst werden Gantt-Diagramme Bestandteil des Tools. Nicht zuletzt dieses Feature soll dem Unternehmen über lange Sicht dazu verhelfen, sich mit SAP und ähnlichen Größen der Branche zu messen. „SAP und Excel stehen für die absolute Spitze dessen, was Software leistet“, erklärt Welker. „SAP ist meiner Meinung nach der Beherrscher von geschäftlichen und organisatorischen Komplexitäten, Excel ist die lingua franca der Geschäfts- und Finanzwelt“, so der Gründer, der am Karlsruher Institut für Technologie studiert und mit seiner Firma Axonic bereits sechs Produkte, darunter eine Desktopsuche, auf den Markt gebracht hat.

 

Zenkit, die dritte Software-Generation

Das Problem: Die Firmen hätten da leider etwas Entscheides verpasst. „Die Unternehmen haben sich weg bewegt von der neuen kommenden Generation und der Art und Weise, wie diese Software und Produkte einsetzt. Sie scheinen immer schwerer für junge Menschen erreichbar zu sein.“ Nun geht es nicht unbedingt darum, einen Big Player gänzlich vom Markt zu verdrängen – abgesehen davon, dass sich dieses Vorhaben als nicht ganz einfach erweisen dürfte. „SAP sehen wir als erste Generation: Software, die leistet. Trello als zweite Generation: Software, die inspiriert. Die dritte Generation, die Zenkit-Generation, kombiniert beides: ein inspirierendes Tool, das gleichzeitig die Mächtigkeit hat, komplexeste Strukturen abzubilden.“ Diese Komplexität darf dann aber gerne im Verborgenen stattfinden. „Wenn wir Präsentationen auf Messen halten, dann fragen uns die Leute, wo denn die ganzen Funktionen versteckt sind“, erzählt Welker. „Die Leute zeigen sich begeistert, wie leicht Zenkit zu bedienen ist.“ Bei den Tools der Konkurrenz herrsche meist – Stichwort Datensilos – ein „heilloses Chaos“, findet der 42-Jährige.

Zenkit-Gründer Martin Welker
Zenkit-Gründer Martin Welker

Doch Welker erhofft sich noch von einem anderen Umstand Erfolg: der Datenschutz-Grundverordnung. „In Europa geht etwas Einmaliges vor sich: Es trennt seinen Rechtsraum fundamental vom Rest der Welt. Wenn es so kommen sollte, dass tatsächlich einige Stromkabel gekappt werden, würden – Stand heute – 80 bis 90 Prozent aller Dienste nicht mehr funktionieren“, meint Welker. US-amerikanische Unternehmen, darunter Google und Facebook, müssten die Entscheidung treffen, ob sie ihre Produkte weiterhin auf unserem Kontinent anbieten wollten oder sich ein europäisches Pendant suchen. „In vielen Fällen aber gibt es einfach keinen Ersatz, sprich es wird hier entstehen müssen“, glaubt der Gründer. „Wir beschäftigen uns stark mit dem Thema, weil es für uns als europäisches Unternehmen eine Riesenchance bereithält, uns zu unterscheiden von Wettbewerbern aus den USA.“

„Wir sind nicht angetreten, um zu verkaufen“

Noch wollen Welker und sein Team dieses Vorhaben aber lieber ohne externe Hilfe angehen, obwohl es da schon den ein oder anderen Interessenten gebe. Aber: „Wir sind nicht angetreten, um zu verkaufen. Wir sind erstmal angetreten, um etwas zu bewegen.“ Das müsse übrigens nicht ausschließlich in der Software-Branche sein – der 42-Jährige denkt im großen Maßstab. Die ganze Tech-Welt solle einmal googeln, welche die zehn wichtigsten Probleme auf der Welt sind: Die Verschmutzung der Ozeane sei nur ein Beispiel. „Wir sollten uns auf Tech-Konferenzen nicht gegenseitig die Show stehlen, sondern lieber auf den Meeren Kläranlagen installieren oder die Artenvielfalt sichern. In der Richtung möchte ich gerne eine Organisation bauen“, sagt Welker.

Bilder: Zenkit