Irgendetwas Böses muss der Mann doch im Schilde führen, oder?

Die Zuversicht liegt in seiner DNA. Davon ist nichts gespielt, eingeübt oder von Kommunikationsexperten vorbereitet. Mark Zuckerberg kann einfach nicht anders. Die Herausforderungen der Zukunft sind nur durch unseren technischen Fortschritt zu bewältigen, sagte er bei seinen Auftritten in Berlin. Soziale Netzwerke würden Menschen zusammenbringen, für mehr globale Empathie und mehr Verständnis sorgen. Seine Zuhörer fragen wie mittelgut vorbereitete Abiturprüflinge brav nach den Hasskommentaren. Ein Randthema, zumindest in Zuckerbergs Welt. Muss man besser machen. Wird schon. So ähnlich reagieren Chinesen, wenn man sie nach Menschenrechten in ihrem Land fragt. Vielleicht haben beide recht. Ja, in Zukunft wird alles besser, so Zuckerbergs Tenor.

Mit dieser Haltung muss sich der Facebook-Chef in Deutschland einsam vorkommen. Fast wie ein Außeriridischer. Hinter der optimistischen Fassade digitaler Vordenker wird gerne pures Gewinnstreben vermutet. Als ob Geldverdienen etwas Schlechtes sei. Zuckerberg meint dagegen: „Lasst doch einfach das Flugzeug erstmal fliegen. Wenn wir Menschen es trotz aller Gefahren es nicht probiert hätten, dann müssten wir heute noch ohne Verkehrsflugzeuge auskommen.“ Und dann will er auch noch die Welt verbessern. Alles sehr verdächtig.

Zuckerberg ist davon überzeugt, dass in den kommenden Jahren künstliche Intelligenz und virtuelle Realität die Themen sein werden, die alles verändern und verbessern werden. „Stellen Sie sich vor, eine Maschine, die uns in einer Sekunde überall hinbringen kann. Cool!“ Ein Schauer geht durch das Publikum. Man schüttelt sich angewidert beim Gedanken, mit Hilfe einer Datenbrille an fremde Orte teleportiert zu werden. Weil man ja eigentlich nicht dort ist. Gravitätischer Ernst, statt spielerisches „als ob“. Zuckerberg strahlt und stiftet nebenbei ein paar Großrechner für deutsche Universitäten. Dahinter steckt bestimmt auch irgendein teuflischer Plan.

Was war das für ein Auflauf in der Berliner Zentrale des Medienhauses Axel Springer.  Alle sind gekommen, um den Wunderknaben aus dem Silicon Valley zu erleben. Zwischen den Managern, Politikern, Künstlern und anderen Größen des Hauptstadtlebens, die auf Hockern im futuristisch dekorierten Konferenzraum im 19. Stock Platz nehmen, wirkt Zuckerberg wie ein ewiger Student. Offenes, jugendlich weiches Gesicht, heitere Ausstrahlung – aber immerhin hat der passionierte T-Shirt-Träger einen dunklen Anzug angezogen und seine Frau Priscilla mitgebracht, um den ersten Axel-Springer-Award entgegen zu nehmen.

In seiner Laudatio berichtet der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner von seiner langjährigen Freundschaft mit Zuckerberg. Es gab in all den Jahren einen Moment, der ihn davon überzeugt hätte, dass der Facebook-Chef nicht nur ein genialer Erfinder und Manager, sondern auch ein großartiger Mensch sei. Bei einem Karaoke-Abend in einer zweifelhaften Whiskey-Bar, irgendwo im amerikanischen Niemandsland. Döpfner: „Das Wichtige beim Karaoke ist Wagemut. Nicht das Können. Und dazu ein Schuss Selbstironie.“ Zuckerberg hätte sich auf der Bühne hemmungslos nach allen Regeln der Kunst zum Affen gemacht. Eine Fähigkeit, die bei deutschen Managern oder Politikern nicht sehr verbreitet ist. Man nimmt sich selbst lieber ernst in diesem Land.

Zuck live…

Posted by Frank Schmiechen on Donnerstag, 25. Februar 2016

In seiner Dankesrede verströmt der Mann aus Palo Alto noch zwei andere Eigenschaften: Optimismus und Ehrgeiz. Gerade dieser unverstellte Optimismus wird in Deutschland kritisch beäugt. Weil er oft mit Unterkomplexität verwechselt wird.  Man dürfe es nicht zulassen, dass „Fortschritt verhindert wird, der Leben rettet“, sagt Zuckerberg zum Thema selbstfahrende Autos und digitale Medizintechnik. Hierzulande fühlt man sich in der Schiedsrichterrolle am wohlsten und verteilt am liebsten Haltungsnoten vom Spielfeldrand aus. Oder ignoriert den Erfinder des wichtigsten Netzwerkes der Welt lieber komplett. Man weiß ja sowieso schon alles besser. Bis auf die Rechtschreibung…

Aber bei aller Offenheit und Freundlichkeit darf man nie vergessen, dass Zuckerberg einen gewaltigen Ehrgeiz besitzt. In wenigen Monaten lernte er zum Beispiel Chinesisch. Und sein Baby Max kann er nach einigen Wochen Übung in 20 Sekunden wickeln. Handgestoppt. Es gibt also immer noch Tätigkeiten, die uns Computer in Zukunft nicht abnehmen können.

Bis zum nächsten Besuch vom reichen Onkel aus Amerika, der uns mit Hardware unter die Arme greift, hören wir noch etwas Musik und ziehen uns dann in das Weltnetzwerk zurück.

Auch bei Pete Aves sind alle unglaublich schlicht und happy.

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