Ein Teil des Meetfrank-Teams mit Gründer Kaarel Holm (Vierter von links).
Ein Teil des Meetfrank-Teams mit Gründer Kaarel Holm (4.v.l.)

Einen Job finden ohne Bewerbungsfoto, Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse einreichen zu müssen: Das verspricht die estnische Recruiting-App Meetfrank, die jetzt nach Deutschland expandiert.

Kaarel Holm hat das Startup im September 2017 in Tallinn gegründet. Er will Arbeitssuchenden mit seiner App eine „sichere Umgebung“ bieten. Das heißt: Weder der derzeitige Arbeitgeber noch Kollegen sollen mitbekommen, dass man sich nach einer neuen Stelle umschaut. Er selbst sei einmal gefeuert worden, weil sein Chef mitbekommen habe, dass er nach neuen Jobs suchte, so der Gründer.

Außerdem soll die anonymisierte Jobsuche vor Diskriminierung schützen. Alter, Geschlecht, Aussehen, Schul- und Universitätsnoten – all das ist nicht sichtbar. Offener müssen dagegen die Arbeitgeber sein: Wer bei Meetfrank Stellen ausschreiben will, muss neben dem gewünschten Erfahrungslevel der Bewerber auch das Gehalt angeben, das sie erwartet.  

Gesehen werden kann die Ausschreibung nur von potenziell passenden Bewerbern. Sie geben etwa an, in welcher Stadt und Branche sie arbeiten möchten, wie viele Jahre Joberfahrung sie haben und was ihre neue Stelle bieten soll – zum Beispiel mehr Gehalt und flexible Arbeitszeiten. Passen die Angaben des Bewerbers zu einer Stelle, kann er in Kontakt mit dem Arbeitgeber treten.

Daimler, Delivery Hero und Mytaxi unter den Kunden

Ein Chatbot schlägt Nutzern Jobs vor.
Ein Chatbot schlägt Nutzern Jobs vor.

Vom Download der App bis zur passenden Stellenausschreibung dauert es nur etwa zwei Minuten. Das ermöglicht ein Chatbot namens Frank, der durch den gesamten Prozess führt. Er werde auch nach dem Deutschlandstart ausschließlich in englischer Sprache verfügbar sein, sagt Holm.

Mehr als 2.000 Firmen nutzen Meetfrank dem Gründer zufolge derzeit, 173 davon kommen aus Deutschland. Hier zählen hauptsächlich Startups zu den Kunden, darunter Delivery Hero, Shopify, Blinkist und Mytaxi, aber auch der Autobauer Daimler und der Energiekonzern Eon. Neun bis zehn Euro zahlen die Firmen pro Tag, um eine Stellenanzeige auf Meetfrank zu platzieren.

Für Bewerber ist die App kostenlos. 125.000 Nutzer hat die App laut Holm bereits. 19.500 Matches zwischen Bewerbern und Unternehmen seien bereits erzielt worden. Als einen der größten Konkurrenten nennt Holm Hired.com, eine US-amerikanische Recruiting-App, die zuletzt 30 Millionen Dollar Wagniskapital eingesammelt hat

VCs aus London und Estland investieren eine Million

Profitabel ist Meetfrank zehn Monate nach dem Start noch nicht, man verzeichne aber Umsatzsteigerungen in Höhe von 45 Prozent pro Monat, sagt Holm. Gerade hat er eine Seed-Finanzierungsrunde über eine Million Euro abgeschlossen. Leadinvestoren sind der Londoner VC Hummingbird, der etwa auch an Deliveroo beteiligt ist, und der estnische Frühphaseninvestor Karma. Außerdem investierte der ebenfalls aus Estland stammende Wagniskapitalgeber Change Ventures. 

Ende des Sommers will Holm ein zweites Büro in Berlin eröffnen. „Ich bin sicher, dass Berlin der nächste große Startup-Hub nach dem Brexit wird“, begründet er die Standortwahl. Sein Team solle dann von derzeit zehn auf 25 Mitarbeiter wachsen, sagt er. Namensgeber für Meetfrank ist laut dem Gründer übrigens der Bürohund des Startups – er heißt Frank.

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Bild: Meetfrank, Bild im Text: Gründerszene, Screenshot Meetfrank-App