Der erste Sportwagen aus einem 3D-Drucker kommt von Divergent

Es ist nicht leicht für Startups, einen Zugang zur Autoindustrie zu finden. Die Hersteller sind eine Art Gatekeeper, die ihre Pfründe eifersüchtig verteidigen. Zudem ist die Produktion eines Autos nicht gerade unkompliziert. Dass Fertigungsabläufe und Qualitätsmanagement zu den schwierigen Aufgaben eines Herstellers gehören, hat Elon Musk in den letzten Jahren immer wieder festgestellt. Doch in Zukunft wird die Herstellung eines Autos deutlich leichter werden. Grund ist der 3D-Druck.

Pionier auf dem Markt der gedruckten Autos ist Local Motors. Was das Unternehmen auszeichnet, ist der konsequente Versuch, die gesamte Herstellungskette zu revolutionieren. Statt Blech und teuerer Presswerke, die Hallen belegen so groß wie mehrere Fußballfelder, setzt Local Motors auf den 3D-Drucker. Ganze drei Tage benötigt das US-Unternehmen, um ein fertiges Auto herzustellen. Inklusive aller Sonderwünsche des Käufers.

3D-Drucker sind mittlerweile derartig fortschrittlich, dass sie in kürzester Zeit Autos in Serie produzieren können. Das Gerät passt in eine Garage, die Rohmasse, immerhin noch mit Kohlefaser verstärkt, ist günstig zu bekommen. Was man braucht, ist Fantasie, ein wenig Zeit und einen Hang zum Basteln. Was sich alles mit einem 3D-Drucker anstellen lässt, zeigte auch das Startup Divergent mit seinem Sportwagen.

3D-Druck öffnet den Markt für Startups

Local Motors ist ein Vorbote für das, was der Automobil Industrie weltweit blüht. Wenn 3D-Drucker noch kostengünstiger werden, wenn plötzlich Investoren sehen, dass in Metropolen gar keine SUVs und Kombis mehr die Verkaufsschlager sind, sondern „Google Cars“ die sich per Knopfdruck bestellen lassen und deren Herstellungskosten weit unter jenen eines „normalen“ Autos liegen, dann wird sehr viel Geld in eine komplett neue Branche fließen. Und da Investorengeld in den USA lockerer sitzt, als in Deutschland, braucht man nicht viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass es einen riesigen Markt für solche Autos weltweit geben wird.

Zweifellos ist das technische Know-How in Deutschland mindestens genauso so groß wie in den USA. Aber die deutschen Hersteller haben sich in den letzten Jahren (wie auch andere) einen riesigen Überbau an Fabriken zugelegt. Fabriken, die in dieser Form in zehn oder 15 Jahren vielleicht gar nicht mehr benötigt werden, weil 3D-Drucker die Arbeit übernehmen werden. Gleichzeitig ist der 3D-Druck im Laserschmelzverfahren für Metall und Verbundstoffe schon jetzt so weit ist, dass sich komplette Autos damit herstellen lassen. Große Fertigungshallen werden damit überflüssig. Und damit auch alle Arbeitsplätze, die damit zusammenhängen – vor allem in der Zulieferindustrie.

Der E-Antrieb macht es Kleinstherstellern leichter

Ein weiterer Vorteil für die Startups ist der Wechsel zum Elektroantrieb. Während ein Verbrennungsmotor extrem kompliziert in der Herstellung ist, ist ein E-Motor samt Wandlergetriebe in China von der Stange zu haben.

Das alles bedeutet, dass die Herstellung eines Fahrzeugs nicht mehr allein in den Händen der Industrie liegt. Kleinserienhersteller werden mit billigen Alternativen zunächst am unteren Rand der Autohersteller nagen, was vor allem Hersteller von Kleinwagen wie Fiat, Renault und so weiter treffen wird. Aber auch in der Mittel- und Oberklasse wird es eine Revolution geben. Und bisher hat die deutsche Automobilindustrie keine Antwort auf diese Disruption. Wenn die Themen Elektromobilität und der müde Umgang der deutschen Industrie Vorboten für einen Wandel in der Fertigung sind, stehen die Hersteller in den nächsten Jahren vor einem regelrechten Sturm.

Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.

Bild: Divergent