Sie vermarkten Geodaten aus dem Orbit (von links): Barry Nagel (CTO), Magali Pallares (CFO), Eli Tamanaha (CEO) und Sean Wiid (CPO) von up42.
Sie vermarkten Geodaten aus dem Orbit (von links): Barry Nagel (CTO), Magali Pallares (CFO), Eli Tamanaha (CEO) und Sean Wiid (CPO) von Up42.

Der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus hat sein Spacetech-Startup Up42 in Berlin gelauncht. Zwei Marktplätze werden auf einer Plattform vereint: Zum einen werden hochauflösende Satellitenbilder verkauft, zum anderen die Software, um die Bilder auszuwerten. „Wir wollen es den Kunden einfacher machen, die gesuchten Daten zur richtigen Zeit zu finden“, sagte CEO Eli Tamanaha auf dem Kick-off-Event am Montag.

Allein die schiere Menge der Geodaten aus dem All ist unüberschaubar geworden. Die Zahl der aktiven Satelliten ist auf 2.000 gestiegen. Fast jeder dritte von ihnen beobachtet mit Kameras die Erde. Solche Geodaten enthalten mehr Informationen als das menschliche Auge erkennt, zum Beispiel Wärmestrahlung und Radarwellen. Ohne Algorithmen ist es kaum mehr möglich, in diesen Daten das Gesuchte zu finden. Man bräuchte sechs Millionen Analysten, um dieses Datenmaterial manuell auszuwerten, schätzt Tamanaha.

Gefährliche Bäume aus dem Orbit erkennen

Wie das mit Hilfe von Algorithmen funktioniert, erklärte Daniel Seidel, Gründer und CEO von LiveEO, am Beispiel seines Berliner Startups. Es ist eines der ersten Partnerunternehmen von Up42. LiveEO behält alle Strecken der Deutschen Bahn im Blick und überwacht mit Satellitenbildern des Airbus-Satelliten Pleiades die Höhe der an Gleisen stehenden Bäume. „Vor uns hat das niemand gemacht“, sagte Seidel. Machine Learning identifiziere Korridore an Bahnstrecken und berechne Risikomodelle. Damit kann Seidel vorhersagen, welche Bäume bei einem Sturm auf Schienen stürzen könnten. Dazu reichten die Open-Source-Daten der europäischen Copernicus-Satelliten, die das Startup zuvor nutzte, nicht mehr aus. Up42 helfe aus, so Seidel.

Der Name von Up42 bezieht sich auf den Science-Fiction-Roman „The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“ von Douglas Adams, in dem die Zahl 42 die ironische Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens ist – errechnet von einem Supercomputer nach einigen Millionen Jahren Rechenzeit.

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Der Launch von Up42 ist Teil einer neuen, vor drei Jahren entwickelten Strategie von Airbus Defense and Space. „Wir hatten Unmengen von Daten, die wir nicht nutzten“, so Dirk Hoke, CEO von Airbus Defence and Space. „Wir haben uns überlegt, wie wir das Wissen, das wir durch unsere Satelliten und Flugzeuge besitzen, für Menschen und Unternehmen zugänglich machen können.“ 

Airbus plant Ökosystem für Geodaten

Sein Ziel ist ein offenes Ökosystem, das Airbus und anderen die Entwicklung neuer Lösungen ermöglicht. Als Beispiel nennt Hoke den Satellitendienst Starling, den Airbus zusammen mit der Non-Profit-Organisation The Forest Trust (TFT) und dem Radarsatellitenexperten Sarvision gegründet hat. Der Dienst ermöglicht Unternehmen, mit Radarbildern zu demonstrieren, wie sie sich an die Verpflichtung halten, den Regenwald nicht mehr abzuholzen. Einer der Partner ist der von Umweltschützern gern kritisierte Lebensmittelkonzern Nestle, der vom nächsten Jahr an nach eigenen Angaben auf Rohstoffe aus abgeholzten Flächen verzichten will.

Bild: Up42