Konux-Gründer und -CEO Andreas Kunze (27) will sein Startup 2022 an die Börse bringen.
Konux-Gründer und -CEO Andreas Kunze (27) will sein Startup 2022 an die Börse bringen.

Über Ausfälle und Verspätungen bei der Bahn beschweren sich die Deutschen besonders gern. Das Startup Konux will helfen, zumindest einen Teil der Ausfälle zu verhindern – nämlich solche, die durch Weichenstörungen entstehen. Es hat intelligente Sensoren entwickelt, die an den Weichen angebracht werden und frühzeitig erkennen, ob diese gewartet werden müssen.

Jetzt hat das Münchner Startup einen neuen und äußerst prominenten Investor: Alibaba. Am gestrigen Dienstag wurde bekannt, dass sich der chinesische Konzern nachträglich an der Series-B-Runde von Konux beteiligt hat. In dieser hatte die Firma vor zehn Monaten bereits rund 18 Millionen Euro (20 Millionen Dollar) eingesammelt, jetzt kamen weitere 11,5 Millionen Euro (13 Millionen Dollar) dazu. Zu dieser Summe trugen laut eines Konux-Sprechers sowohl Alibaba als auch die Bestandsinvestoren bei, darunter Leadinvestor New Enterprise Associates, MIG, Andreas von Bechtolsheim und Upbeat Ventures. Für Rückfragen zum Investment stand Gründer und CEO Andreas Kunze bislang nicht bereit.

Insgesamt hat Konux seit der Gründung 2014 45 Millionen Euro (51 Millionen Dollar) eingesammelt. Die Investments fließen in eine amerikanische Inc., die das Startup kurz nach dem Start gründete, um es US-Investoren leichter zu machen. 

Stößt Alibaba nun weiter auf den deutschen Startup-Markt vor?  

Die Beteiligung an Konux ist überraschend, weil Alibaba gewöhnlich nicht in Industrie-Startups investiert. Auf seiner Website schreibt der Konzern, man investiere immer „aus strategischen Gründen“. Die Firmen müssten das Kerngeschäft von Alibaba verbessern oder ergänzen. Die Bahnschienen-Sensoren von Konux erfüllen diese Voraussetzung nicht. Hintergründe zu dem ungewöhnlichen Investment sind bislang nicht bekannt.

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Es ist das zweite Mal binnen weniger Wochen, dass Alibaba in der deutschen Startup-Szene mitmischt. Im Januar übernahm das Unternehmen das Berliner Software-Startup Data Artisans, der Kaufpreis soll bei 90 Millionen Euro gelegen haben. In den Vorjahren hatte Alibaba zudem die Rocket-Internet-Ventures Daraz und Lazada übernommen, sie sind allerdings nicht auf dem deutschen Markt aktiv. Auch im Rest Europas hat der Konzern schon „geshoppt“, er übernahm etwa Trendyol, einen türkischen Mode-Onlineshop, und das israelische Marketing-Startup Visualead. Ansonsten investiert und kauft Alibaba vorrangig in Asien.

Das Ziel: „Erstklassiges KI-Unternehmen“ aufbauen 

Womöglich hilft Alibaba Konux jetzt mit Geschäftskontakten auf dem chinesischen Markt. Dorthin will das Startup nämlich expandieren, wie CEO Andreas Kunze in einer Mitteilung ankündigte. „China ist der weltweit größte und am schnellsten wachsende Bahnverkehr-Markt und daher entscheidend für uns“, lässt er sich zitieren. Man wolle eine „aus Europa heraus ein erstklassiges KI-Unternehmen“ aufbauen. Bisher ist Konux nur in Europa aktiv. Öffentlich hat das Startup bisher lediglich die Deutsche und die schwedische Bahn als Kunden genannt. In einem Gründerszene-Interview vergangenen Mai sprach Kunze aber von „zwei weiteren Ländern“, in denen man „unterwegs“ sei.

Ob Konux nun ein Büro in Asien aufbaut, ist nicht bekannt. Zurzeit schreibt das Unternehmen Stellen nur an seinem Hauptsitz in München sowie im rumänischen Cluj aus, wo ein Teil seines Entwicklerteams sitzt. Laut Website arbeiten bei Konux mehr als 30 Mitarbeiter – einschließlich der Gründer Andreas Kunze, Dennis Humhal und Vlad Lata. Vergangenen Herbst holte Konux erfahrene Manager ins Team. So gehören seitdem Sébastien Schikora, vormals Senior-Produktmanager bei Tesla, und Thomas Kolar, ehemals Managing Director bei der Beratungsfirma Accenture, zur Führungsriege. Seit November 2018 zählt zudem das ehemalige Deutsche-Bahn-Vorstandsmitglied Volker Kefer zum Beraterstab des Startups.

Konux beteiligt alle seine Mitarbeiter am Startup. Und hofft, sie 2022 reich zu machen: Dann will die junge Firma an die US-Börse gehen, wie Kunze voriges Jahr gegenüber Gründerszene sagte.

Andreas Kunze im Video-Interview nach dem 20-Millionen-Investment im Frühjahr 2018:

Bild: Konux